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Freitags wird gebadet, aus dem Tagebuch eines Minderjaehrigen

Titel: Freitags wird gebadet, aus dem Tagebuch eines Minderjaehrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt David
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ihm die Sicht etwas genommen war. Übrigens, er war nicht die schönste Gestalt. Es gab noch ein ganzes Rudel Leute, das wie eine Schar Medizinmänner aussah und laufend Musik machte, mit Pfeifen, Tuten, und noch mehr. Hinter ihnen wehten Fahnen, die so hoch-prozentig waren, daß ganz unschuldige Leute davon blau wurden.
    Es war höchste Zeit, daß Papa mich belehrte.
    „Na, wie findest du das, Heinz?“
    Ich mußte lachen.
    „Da gibts nichts zu lachen“, beanstandete Papa. „Es ist traurig, so durch die schöne Natur zu trampeln. Nein, Heinz, zu lachen gibts da nichts.“
    Wie mans nimmt, dachte ich. Die Leute hatten sich immerhin Mühe gegeben, ihr Aussehen zu verbessern. Und dann standen wir vor der Ruine und staunten zwanzig Pfennig lang den Eintrittspreis ab. Die Ruine war sehr gepflegt und einst eine Raubritterburg gewesen.
    Neben uns meinte ein Herr: „Bloß wie sie das früher so gemacht haben - ohne Maschinerie.“
    „Die hatten eben noch Zeit“, mischte sich Tante Nelli ein, worauf Papa sagte, das waren ja auch Raubritter. „Trotzdem“, antwortete die Tante bissig, „die Mauern sind sechshundert Jahre alt, ich weiß nicht, ob unsere AWG-Wohnungen auch so lange halten werden.“
    Hinter Tante Nelli lachte jemand und beguckte sich den Propheten, als wäre etwas an ihm nicht in Ordnung.
    „Können wir uns nicht hinsetzen?“ fragte Mama. „Ich möchte mich gern mal ausruhen.“
    „Ganz ausgeschlossen“, erwiderte Papa.
    Der Fremdenführer, ein schnauzbärtiger lieber Mensch, machte seine Sache ausgezeichnet. Er wurde nur einmal angegriffen, als er auf einer erhöhten Stelle stand und verkündete: „Hier, liebe Urlauber, auf diesem Plätzchen, der Kuriosität wegen sei es berichtet, hat 1912 der Kaiser mit der gesamten Familie gestanden.“

    Die Leute guckten verdattert.
    Jemand schrie: „Das sieht man. Seitdem ist dort kein Halm mehr gewachsen.“
    Danach bewegten wir uns auf das Gasthaus zu. Es duftete nach Kaffee und Kuchen.
    „Endlich“, seufzte Mama, „ich hab mir so gewünscht, mal richtig schön Kaffee zu trinken.“
    Der Wirt sagte, wir möchten doch etwas vernünftiger sein und nicht immer so drängeln.
    Sobald mein Papa selbst unter etwas zu leiden hat, wird er völlig unpädagogisch und sieht in mir seinen Kumpanen. Mit List winkte er mich zu einer Hintertür, vor der keine Schlange stand. Wir schlichen hinein, passierten das Klo und die Küche und standen plötzlich im Restaurant, umstellten einen Tisch, an dem Gäste Ihren Kaffee tranken, und warteten auf den Schichtwechsel. Während sich Papa bemühte, die Kaffeetrinker an unserem Zukunftstisch nicht zu beachten, starrte ich ihnen andauernd auf den Mund oder in den Nacken. Das hält auch der Hartgesottenste nicht lange aus, und so machten diese Leute das Klügste, was man in solchen Situationen machen muß: sie zahlten und gingen. Wir warfen uns auf die vier Stühle, bestellten vier Kännchen Kaffee und vier Portionen Kuchen. Dann rannte ich auf unserem Geheimpfad wieder nach draußen und holte Tante Nelli und Mama aus der Schlange.
    „Na, wie haben wir das gemacht?“ wollte Papa wissen.
    Sie lobten uns tüchtig.
    Für Papa war nun freilich die unpädagogische Zeit wieder vorbei; denn er sagte: „Heinz, den Kuchen ißt man mit dem Löffel.“
    „Weiß ich doch. Wenn wir Besuch haben, essen wir den Kuchen doch immer mit dem Löffel.“
    Tante Nelli lächelte.
    Wir wollten loslöffeln und verlöffelten uns; denn das erste Stück mußte ich mir vom Nachbartisch zurückholen, es war aber kein großer Unfall, da die Leute auch nach uns geschossen hatten. Wir tauschten die Brekken aus. Da Spitzhacken nicht vorrätig waren, einigten wir uns, den Kuchen mit der Hand zu essen.
    Ich beobachtete den Kellner am Nachbartisch. Er sah aus, als wäre er der Sauna entstiegen. Tadelnd sagte er zu den Leuten: „Wenn schon mal die Sonne scheint, kommt aber auch gleich alles hier herauf. Bei Regen, da bleiben wir auf unserem Kuchen sitzen.“
    „Das merkt man“, sagte Papa.
    „Und wo speisen wir zu Abend?“ fragte Tante Nelli. „Vielleicht auf der Hammelsprungbergbaude?“
    Statt zu antworten, zückte Papa den Fahrplan. „Wenn wir uns beeilen, kriegen wir noch den nächsten Bus. Ich muß morgen wieder arbeiten und kann mich hier nicht restlos zerschmettern lassen.“
    Die Gurkengläser haben wir beim Fleischer nicht vergessen, obwohl Papa sich redlich Mühe gegeben hatte. „Das war ein schöner Ausflug“, sagte Tante Nelli beim

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