Freitags wird gebadet, aus dem Tagebuch eines Minderjaehrigen
wäre im Eimer.“
„Ach was, Richard. Die Autorität wächst mit dem Können und dem Vorbild. Und das schätzen auch unsere Kinder, glaub mirs. Also - Mittwoch zwanzig Uhr, ja?“
Papa muß genickt haben; denn durch das Rohr kam nichts. Herr Haußmann stand auf.
Ich stürzte auf die Straße und dachte: Das war eine tolle Kiste. Vater lernt Deutsch. Wenn das nur nicht zu einem innerbetrieblichen Wettbewerb ausartet.
Als ich wieder das Wohnzimmer betrat, sagte Papa: „Heinz, die Sache mit dem Kino und Fußball habe ich mir noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Ich hoffe, du setzt dich trotzdem hin und nimmst das Deutsch etwas ernster.“
„Mach ich.“ Jetzt, wo wir beide uns dahinterklemmen, dachte ich, macht es mir mehr Spaß.
„Übrigens was ich noch sagen wollte: Der Haußmann-Lehrer ist nicht der übelste.“
„Nein, der beste, Papa.“
„Hab ich gemerkt.“
Daß Papa ab Mittwoch den Deutsch-Zirkel besuchen wollte, sagte er mir allerdings noch nicht an diesem Abend, sondern erst am übernächsten Mittag, so ganz beiläufig und zwischendurch, völlig unauffällig.
Und ich, ich nahm es zur Kenntnis, als wäre es nichts Neues und Außergewöhnliches. Papa schien das zu beruhigen. Auf das Schweigen unseres lieben alten Guckofens konnte ich mich sowieso verlassen.
7
Wenn meine Mama Geburtstag hat, bekommt Papa am Vorabend gegen siebzehn Uhr fünfundfünfzig einen mächtigen Schreck und sagt entsetzt: „Ach, Heinz, ich hab ja ganz vergessen, daß Mama morgen ... Hol doch mal.. eine weiße Bluse, Größe achtundvierzig!“
„Richtig! Aber ein bißchen schnell, Heinz, um sechs schließt Frau Zimpel.“
Und da renn ich auch schon los. Es ist gut, daß Frau Zimpel ihren Laden genau unserem Hause gegenüber hat; und es ist gut, daß Frau Zimpel die Schnell-Einkaufs-Methode meines Papas kennt, so gut kennt, daß ich nur zu sagen brauche: „Tach schön, Frau Zimpel, schnell noch eine ...
.. weiße Bluse, Größe achtundvierzig. Schon verpackt, mein lieber Heinz; bitte, hier ist sie! Und schöne Wünsche an die Mama, Heinz. Sie wird sich sehr freuen.“ „Sehr“, sagt Frau Zimpel. Ich schlucke das und bin jedesmal nahe daran, dieser ironischen Dame das übelzunehmen. Aber dann überlege ich mir wieder: Eigentlich recht nett von der Frau Zimpel. Sie denkt nämlich immer viel früher an Mamas Geburtstag als mein Papa. Und das scheint mir bemerkenswert; schließlich ist sie ja Verkäuferin und muß an viele Kunden denken, wobei ich allerdings hoffe, daß sie nicht zu viele von der Gattung meines Papas hat.
Zu Hause angekommen, schleiche ich mich zu meinem Vater, der mich flüsternd empfängt und zischelt: „Versteck sie schön, Heinz, damit sie Mama nicht vorzeitig findet. Sonst ist die Überraschung hin!“
„Überraschung“, sagt mein Papa. Und dann sagt er geheimnisvoll: „Hol noch ein paar schöne Dahlien aus unserem Garten, aber wirklich schöne, Heinz!“
Na ja, denke ich. Schöne Dahlien. Als ob wir Dahlien hätten, die nicht schön sind. Das Schlimme und Langweilige an den Dahlien ist eben, daß sie alle so schrecklich schön sind, viel zu schön. Aber ich hole natürlich welche. Jedes Jahr hole ich schöne Dahlien aus unserem Garten, und jedes Jahr hole ich eine weiße Bluse, Größe achtundvierzig, von Frau Zimpel. Auch diesmal.
Und da standen wir nun, Papa und ich, mit feierlichem Gesicht vor Mama.
„Liesel“, sagte Papa, „alles Gute, vor allem Gesundheit und so - na ja, du weißt schon, Liesel.“
„Ich weiß, Richard.“
„Du weißt?“ Papa tippte entsetzt auf das Blusenpäckchen. „Was weißt du?“
„Aber Richard, du hast doch selber gesagt: Du weißt schon, Liesel!“
„Ach sooo - ich dachte schon, du wüßtest, was in dem Päckchen ist.“
„Keine Ahnung, Richard. Wie sollt ich das wissen?“
„Na eben!“
Das war natürlich gekonnt gemacht, wie Mama den Papa auf die Schippe nahm. Und der hübsche Tonfall, den Mama gewählt hatte. Es klang wie bei Frau Zimpel, die doch gesagt hatte: „Sie wird sich sehr freuen.“
„Na, Heinz, schieß los!“ kommandierte Papa.
Ich gratulierte. Und dann sagte ich noch: „Hier eine Kleinigkeit, Mutti, diesmal Konfekt!“ Dieses „diesmal“ sagte ich freilich lauter als das „Konfekt“. Mama kapierte sofort und meinte fröhlich: „Ach ja, Heinz, voriges Jahr hast du mir Kölnischwasser geschenkt. Und wart mal -doch, vor zwei Jahren wars der selbstgebastelte Kaffeekannenuntersetzer. Über den hab ich mich ganz
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