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Freitags wird gebadet, aus dem Tagebuch eines Minderjaehrigen

Titel: Freitags wird gebadet, aus dem Tagebuch eines Minderjaehrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt David
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entsetzt an.
    Das Fräuleinchen ging gleich ins Schilf.
    Wir ahnten etwas.
    Mama griff sofort zur Keksschachtel.
    Das Mädchen zog sich die Bluse aus.
    „Oh“, machte Herr Puschlik, „die hat aber ein Gebirge unter der Wäsche, meine Fres...“ Mama hatte ihm schon einen Keks in den Mund gesteckt.
    Das Mädchen stieg aus dem bunten Rock.
    „Prost, Otto“, sagte Papa und trank Herrn Puschlik zu. Papa hatte ein ganz ernstes Gesicht, während unser Nachbar gierig über den Rand des Bierglases hinwegsah. Übrigens war es für das Mädchen vorteilhaft, daß es sich auszog, weil mich ihre altmodische Kleidung sehr an die Rumpelkammer erinnerte.
    Als das Fräuleinchen mit nichts bekleidet im Schilf stand, schickte Mama abermals einen entsetzten Blick zu Papa. Der aber war jetzt selbst sehr beschäftigt und wußte nicht, wo er zuerst hinschauen sollte. Und dann: das Schilf stand ziemlich dicht und wackelte. Nein, jetzt brauchte Mama wirklich noch nicht nervös zu werden. Bloß Herr Puschlik fiel etwas aus der Rolle und flüsterte: „Das Schilf könntense weglassen.“ Außer mir und seiner Gattin hatte das Gott sei Dank niemand gehört. Seine Frau stopfte ihm auch sofort den Mund mit Keksen.
    Das Mädchen ging ins Wasser.
    Das Mädchen lachte, und meine Mama konnte wieder entröten; denn das Wasser war tief und undurchsichtig.
    „Warum wird in dem Film nicht gesprochen?“ fragte Frau Puschlik.
    „Geduld, Trude“, antwortete ihr Mann, „wir warten alle auf ihn.“
    Herr Puschlik hatte recht. Hier mußte ein Mann her. So konnte das nicht weitergehen. Mama guckte ganz untröstlich. Ihr wären noch drei Mädchen lieber gewesen. Sie hätten ja nicht alle zu baden brauchen.
    Die Kamera suchte das Unterholz ab und fand einen Burschen, der nur so im Walde für sich hinging und nichts zu suchen im Sinn hatte. Ich fürchtete schon, er würde den Teich verpassen. Zum Glück aber plätscherte das Mädchen. Da stutzte er. Seine Pupillen glühten auf, als er das sah, was wir schon gesehen hatten. Völlig unbeherrscht stürzte er sich sofort ins Wasser.
    „Und nicht einmal ausgezogen hat er sich.“
    „Kommt alles noch, Trude“, tröstete Herr Puschlik seine Frau. Dafür erhielt er auch wieder Kekse.
    Mama und Papa schwiegen tapfer. Vielleicht wäre es ihnen nun lieber gewesen, ich hätte in Erdkunde eine Zwei oder Drei gehabt; denn der Film befand sich im Anfangsstadium und ließ uns noch auf Umstände hoffen, die mit Seerosen nicht viel zu tun haben.
    „Nun hat er sie gleich ein“, sagte Herr Puschlik. Wir starrten auf den sorgfältig gekleideten Schwimmer, und das Mädchen quietschte, wie es sich gehört. Der Ordnung halber hatte der Jüngling seinen Hut aufgelassen und grüßte das Mädchen vorschriftsmäßig in der Mitte des Teiches.
    „Du bist hübsch“, sagte er, „soll ich dir zeigen, wie hübsch du bist?“ „Du schamloser Bursche“, antwortete das Mädchen, „siehst du nicht, daß ich nichts anhab?“
    „Leider nein, aber das macht fast gar nichts, ich bade sonst auch nicht in Hosen.“
    Er tauchte, und das Mädchen quietschte wieder anstandshalber, völlig unmotiviert, wie uns schien, da der junge Kerl mit seinem Taschenmesser nur eine Seerose absäbelte. „So schön bist du, so schön wie diese Blume“, hauchte er über das Wasser und gab ihr die Seerose. „Du“, blies das Mädchen über die Lippen.
    Und er wurde noch zärtlicher und sagte treffend: „Du, du!“
    Wassertretend schnupperte sie an der Blume.
    „Mein Mann hat mir früher auch immer Blumen mitgebracht, nicht wahr, Otto?“
    „Ja, früher“, antwortete Herr Puschlik. Dafür erhielt er keinen Keks.
    Inzwischen waren die zwei auf getrennten Wegen aus dem Wasser gestiegen, freilich nicht, ohne einen neuen Termin vereinbart zu haben.
    Wir sahen dann das Mädchen in einer herrschaftlichen Großküche zwischen Töpfen, Tiegeln und Tellern. Sie schusselte sehr, stellte die Töpfe verkehrt auf den Herd und dem Gutsherrn statt seines Bratens das Katzenfutter hin. Das fiel auf.
    „Ist mit dir was, Grete?“ fragte eine flinke Magd.
    „Bist du vielleicht krank, Grete?“ fragte die Waschfrau.
    „Die sind alle dußlig“, meinte Herr Puschlik, „merken die denn nicht, daß die scharf ist wie ...“
    „Komm, Otto“, unterbrach Mama, „iß einen Keks, vielleicht den mit Schokoladenüberzug?“
    Papa goß schnell Bier nach.

    In Gretes Kammer schwammen bald fünf Seerosen in einer Waschschüssel. So erfuhren wir, daß sie inzwischen fünfmal

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