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Freitags wird gebadet, aus dem Tagebuch eines Minderjaehrigen

Titel: Freitags wird gebadet, aus dem Tagebuch eines Minderjaehrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt David
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am Teich gewesen war. Sie wurde immer verdrehter, riß manchmal das Fenster auf und guckte sehnsüchtig in die Landschaft.
    „Das ist vielleicht eine Wurstelei“, schimpfte unser Nachbar. „Der Kerl soll doch den Quatsch mit den Seerosen lassen und dem Mädchen endlich ..."
    Kekse - Kekse - Kekse, von Mama, von Frau Puschlik und noch mal von Mama.
    „Wir sind schließlich nicht zu Hause, Otto“, kritisierte seine Frau.
    Der Gutsbesitzer hatte die Seerosen in der Waschschüssel entdeckt und fühlte sich bestohlen, weil der Teich zu seinem Besitz gehörte. Aus Rache gab er der Grete keinen Ausgang mehr.
    „Auch das noch!“ Herr Puschlik hatte eine mächtige Wut auf den Junker. Am liebsten hätte er ihn enteignet, aber das ging nicht, da die Geschichte vor der Zeitenwende spielte.
    Mama und Papa dagegen waren sichtlich froh, daß Grete endlich eingesperrt wurde.
    Das Mädchen lief in ihrer Kammer wie eine Wildkatze im Kreise herum. Mit geschlossenen Augen sah sie den Jüngling, den uns die Kamera immer wieder mal zeigte. Er stand am Teich und machte ein Gesicht, daß es zum Erbarmen war.
    „Der wird noch vertrocknen“, sagte Herr Puschlik.
    Und da brach Grete aus.
    Mitten in der Nacht.
    Und weil wir sonst nichts gesehen hätten, spielte der Mond mit.
    Mama eilte nach einer neuen Schachtel Kekse, und Papa schleppte Bier herbei. Herr Puschlik zog sichs Jackett aus, und seine Frau flüsterte: „Aber jetzt benimmst du dich anständig und hältst deine Klappe.“
    Grete hatte den Teich erreicht und fiel den Seerosenräuber an. Der Kerl kippte mit ihr um. Ins Schilf.
    „Komm, Otto, lang zu“, sagte Mama.
    „Du zerreißt mir die ganze Bluse“, sagte Grete. Es klang aber nicht vorwurfsvoll.
    Mama hustete, da sie der Grete keine Kekse geben konnte. Papa holte schwer Luft. Puschliks stierten auf die Mattscheibe. Und da die zwei im Schilf immer noch zu tun hatten, daß es nur so raschelte, knackte, keuchte, stöhnte, mußte Mama tüchtig weiterhusten. Immer husten und husten.
    „Trink doch maln Schluck Bier, Liesel“, bat Frau Puschlik, „sonst geht einem zu viel verloren.“
    Unsere Nachbarn haben keine Kinder, und so konnte die Frau nicht ahnen, daß Mamas Husten aus erzieherischen Gründen stattfand. Freilich, er war fast überflüssig, da ich schon aufgeklärt war, nicht durch die Eltern, sondern durch den Biologie-Lehrer, einen Vortrag des Kreisarztes und die JUNGE WELT in der Rubrik „Unter vier Augen“.
    Mama tat aber der Frau Puschlik den Gefallen und trank einen Schluck. Nachher hustete sie noch viel besser.
    „Au“, machte Grete, „muß das sein?“
    „Dreh doch mal lauter, Richard“, verlangte Herr Puschlik.
    Papa, der am liebsten abgedreht hätte oder sich wenigstens nach einer Bildstörung sehnte, wurde dadurch gerettet, daß die Kamera jetzt nicht mehr mit uns zusah, sondern in den Mond guckte.
    Mama hörte auf zu husten.
    Und vor den Mond schob sich eine Wolke.
    Im Schilf stöhnte es.
    „Eine Rohrdommel“, erklärte Mama und wollte mich veräppeln.
    Im Schilf keuchte es.
    „Noch eine Rohrdommel“, sagte Herr Puschlik und feixte.
    Danach war es eine Zeitlang still.
    Plötzlich fragte Grete feierlich: „Wirst du mich nun auch heiraten, Alois?“
    „Siehst du, das ist eben falsch“, empörte sich Frau Puschlik, ohne Aloisens Antwort abzuwarten. „So was fragt man vorher, nicht, Otto? Ich hab dich vorher gefragt.“ „Das war auch im Kriege, Trude. Im Kriege konnte man so was leicht versprechen.“
    „Ach, sieh mal an. Was man jetzt so erfährt!“
    Mama rutschte unruhig im Sessel herum.
    „Na, dachtest du“, beichtete Herr Puschlik lachend, „ich hätte alle heiraten können, denen ich das vorher versprochen habe?“
    „Also, hört euch das an“, wandte sich seine Frau, nach Luft schnappend, an Papa und Mama, die wie zu Eis erstarrt dasaßen.
    „Und was hast du mir damals gesagt? Du hast gesagt, ich wäre die erste.“
    „Das sagt man immer“, antwortete unser Nachbar freundlich, trank Papa zu und zwinkerte.
    „Also hast du mich belogen“, schimpfte Frau Puschlik. „Belogen und verführt.“
    „Nun hör doch mal auf, Trude, sonst streiten wir uns noch“, meinte Herr Puschlik friedlich.
    „Noch? Noch? Du merkst also gar nicht, daß wir uns bereits streiten, was? Das hat selbst der Heinz schon gemerkt, nicht, Heinz?“
    Ich blickte an der Frau vorbei und errötete, war nicht geneigt, ihr zuzustimmen, weil sie gesagt hatte: daß selbst ich es gemerkt haben müßte.

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