Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
anderen Kindern nach. Wir zogen ihnen die Schlafanzüge an und kuschelten sie in ihre Schlafsäcke, die auf dem Boden eines der Schlafzimmer ausgebreitet waren. Nachdem sie alle zur Ruhe gekommen waren, las ich
Gute Nacht, Gorilla!
vor. Alissa war eingeschlafen, noch bevor ich die Geschichte zur Hälfte gelesen hatte.Die Älteren brauchten ein bisschen länger, aber schließlich schliefen alle tief und fest.
»Danke, Emma«, flüsterte Mary, als wir aus dem Zimmer schlichen. »Das war die Rettung.«
»Gern geschehen. Sie sind alle so bezaubernd.«
»Nicht immer«, warf Grace ein. »Aber meistens.«
Wir gesellten uns zu den anderen ins Wohnzimmer, blieben noch eine Weile auf und redeten und erzählten. Irgendwie hatten sie die Sache mit Halloween mitbekommen und bestanden darauf, dass Brian und ich die Geschichte noch einmal in allen unerfreulichen Einzelheiten schilderten. Zwischendurch dachte ich, seine Brüder würden sich nie wieder einkriegen. Bald darauf sagten alle Gute Nacht und zogen sich in ihre Schlafzimmer zurück. Nur Brian und ich saßen noch im Wohnzimmer.
Ich stand auf und reckte mich. »Ich glaube, ich seh noch mal nach Michelangelo.«
»Warum gehst du nicht schon nach oben? Dann übernehme ich den Kontrollgang.«
»Danke.« Ich rannte nach oben, zog Nachthemd und Morgenmantel an und ging ins Bad, um mir das Gesicht zu waschen und mir die Zähne zu putzen.
Brian lag schon im Bett, als ich in sein Zimmer zurückkam. Er ließ das Licht lange genug an, damit ich den Weg auf die andere Seite des Bettes fand, und knipste es dann aus. Ich zog den Morgenmantel aus und kroch unter die Decke. Dabei achtete ich darauf, dass ich auf meiner Seite blieb. In der Dunkelheit erklang plötzlich seine Stimme. »Was war das denn, unten im Wohnzimmer?«
»Was meinst du?« Einen Moment lang war ich verwirrt.
»Dieser Kuss.«
Oh-oh. Bleib ganz ruhig, Emma.
»Was war damit?«
»Er fühlte sich schrecklich ... echt an.«
»Du hast doch gesagt, wir sollten uns Mühe geben«, erwiderte ich leichthin. »Und das habe ich getan. Ich hab dich doch nicht in Verlegenheit gebracht, oder?«
»Nein, natürlich nicht, aber was ist mit ...«
»Wie geht’s Delilah?«, unterbrach ich ihn hastig. Zeit, das Thema zu wechseln.
»Gut. Sie hat nach dir gefragt.«
»Tatsächlich?« Ich konnte es kaum glauben.
»Ja. Ich glaube, sie ist ein bisschen eifersüchtig auf das Verhältnis, das du zu meiner Familie hast.«
Höchstwahrscheinlich war sie rasend eifersüchtig auf die Zeit, die ich an diesem Wochenende mit ihm verbrachte. »Ich bin mir sicher, dass deine Familie begeistert von ihr ist, wenn sie sie kennenlernt.«
»Ja.« Er schwieg eine Weile. »Hör mal, du hast an deinem Geburtstag doch noch nichts vor, oder?«
»Nein.«
»Nun, dann halt mir den Abend frei, ja?«
»Okay.« Ich drehte mich so, dass ich ihn ansehen konnte. »Was hast du vor?«
»Keine Chance. Es soll eine Überraschung sein und ich verrate nichts, egal wie viel du bettelst.«
»Gut, dann versuch ich’s gar nicht erst. Gute Nacht, Brian.«
»Nacht, Emma.« Er streckte die Hand aus und zauste meine Locken. Im Stillen bat ich Gott, er möge dafür sorgen, dass ich auf meiner Seite des Bettes blieb.
Ich hätte ihn bitten sollen, Brian ebenfalls auf seiner Seite zu lassen. Ich erwachte in derselben Haltung, in der ich eingeschlafen war, doch Brian war im Laufe der Nacht zu mir herübergewandert und hatte seinen rechten Arm um mich gelegt. Ich blickte hinunter und sah, dass sich seine Hand um meine linke Brust wölbte. Ich weiß nicht, ob ich eine plötzliche Bewegung machte oder was es sonst war, jedenfalls griff seine Hand einen kurzen Moment lang etwas fester zu, bevor sie sich wieder entspannte.
Oh, Gott, bitte lass ihn nicht aufwachen
, betete ich, als ich seine Hand von meiner Brust hob und unter seinem Arm hervor aus dem Bett glitt. Er schlief weiter und ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Ich streifte schnell den Morgenrock über, griffmir ein paar Sachen und verzog mich ins Bad. Ich duschte schnell mit kaltem Wasser, auch wenn ich eine kalte Dusche nicht unbedingt nötig hatte. Irgendjemand hatte das ganze heiße Wasser aufgebraucht.
Als ich ins Schlafzimmer zurückkam, lag Brian noch im Bett. Ich schlich zu meiner Reisetasche und warf mein Nachthemd und den Morgenmantel hinein.
»Guten Morgen.«
Ich drehte mich langsam um und versuchte, nicht an seine Hand zu denken und daran, wo sie gelegen hatte. Trotzdem spürte ich, wie
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