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Fremd flirten Roman

Fremd flirten Roman

Titel: Fremd flirten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Biowürstchen und dem ökologischen Vollkornbrot.« Ich schoss mich langsam ein, und unser kleiner Schlagabtausch begann mir Spaß zu machen.
    Ihm ging es offensichtlich ebenso, denn er lachte, schüttelte den Kopf und rief: »Du bist witzig!«
    Hurra, ein Kompliment! Das konnte ich natürlich so nicht stehen lassen, und um unter Beweis zu stellen, dass ich wirklich witzig war, beeilte ich mich, schnell hinterherzuschicken: »Ja, aber auf Deutsch bin noch viel lustiger! Da muss ich nämlich nicht diesen Bruchteil einer Sekunde nachdenken. Das nächste Mal, wenn wir uns sehen, sprechen wir Deutsch. Dann zeig ich kein Erbarmen. Deine Bauchmuskeln sollten sich schon mal warm anziehen!«
    Gespielt entsetzt zog er die Augenbrauen hoch, die übrigens schön dicht und im perfekten Rundbogen gewachsen waren. »Es gibt ein nächstes Mal? Dann muss ich wohl das Land verlassen und vor der ersten und einzigen Deutschen mit Humor fliehen. Wird mir eh niemand glauben, dass ich eine Deutsche kenne, diewitzig ist. Das ist doch so, als spräche man von einem lockeren Engländer oder einem schwarzhaarigen Schweden.«
    Darauf antwortete ich nicht. Es war keinesfalls so, dass mir nichts eingefallen wäre – wenn ich gewollt hätte, hätte ich dieses Spiel stundenlang weiterspielen können. Doch es hatte eindeutig zwischen uns gefunkt. Die Luft um uns herum musste eigentlich schon Funken sprühen, und falls jetzt ein entlaufener Hund in unsere Nähe käme, würde er einen elektrischen Schlag bekommen.
    So standen wir wortlos und mit hängenden Armen da, lasen verzückt im Gesicht des anderen und erlebten das, was man wohl als Liebe auf den ersten Blick bezeichnet. Zumindest war es Faszination oder Anziehungskraft auf den ersten Blick.
    Zeit und Raum waren vergessen, die Umgebung verschwamm, und es gab nur noch uns beide in völliger Übereinstimmung. Langsam strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht, die ein warmer Windstoß über meine Wange gelegt hatte.
    Unwillkürlich zuckte ich bei seiner Berührung zusammen.
    Leise und leicht heiser flüsterte er: »Wo hast du nur die ganze Zeit gesteckt?«
    Ich begann mich zu drehen, natürlich nicht in Wirklichkeit, aber in meinem Inneren drehte sich tatsächlich alles. Was ich gerade erlebte, war so surreal und wunderschön zugleich, so absurd und kaum zu glauben, aber es fühlte sich völlig richtig an, so, als müsste es genau so passieren und nicht anders.
    Edward schien selbst über sich und seine Worte verwundert zu sein, zumindest wirkte er kurz verlegen, als ich nicht gleich reagierte, und fuhr sich nervös mit einer Hand durchs Haar.
    »Jetzt bin ich ja da!«, antwortete ich so selbstverständlich, als bestellte ich gerade ein Pfund Rinderhack beim Metzger.
    Würde er mich nun küssen, einfach hier in diesem grünenLabyrinth im hellen Sonnenlicht, um dann niederzuknien und zu fragen, ob ich Lady Stella Stetton werden wollte?
    In dieser merkwürdigen Situation hielt ich alles für denkbar – und Lady Stella Stetton klang doch super, oder? Die Alliteration gab dem Namen sogar etwas Elegantes.
    Edward beugte sich leicht zu mir herunter, ergriff mit der linken Hand sanft mein Kinn, hob mein Gesicht zu sich empor und schloss die Augen, was ich ihm schleunigst gleichtat. In sehnsüchtiger Erwartung seiner Lippen auf meinem Mund stand ich da und bebte innerlich wie nie zuvor.
    Plötzlich hielt er abrupt inne und murmelte immer wieder wie zu sich selbst: »Entschuldigung, ich kann nicht. Wir dürfen das nicht …«
    Verwirrt taumelte ich zurück und wusste nicht, wie mir geschah.
    Hatte er Angst, sein adeliges Blut mit einer Bürgerlichen zu vermengen? War ihm jetzt erst wieder eingefallen, dass ich ein Kindermädchen war, dazu ein deutsches? Was war denn nur in ihn gefahren?
    Bevor ich ihn fragen konnte, hörte ich plötzlich eine aufgeregte Frauenstimme nach ihm rufen. Die hysterische Stimme und die »Edward«-Rufe kamen näher, und bevor ich michs versah, stakste das Magermodel von vorhin auf seinen unpraktischen High Heels durch die Hecke, eine Zigarette in der einen und ein Glas Champagner in der anderen Hand.
    Ob das leichte Wanken ihren High Heels und viel zu dünnen Beinen, die abzuknicken drohten, zu verdanken war oder einem nachmittäglichen Schwips, konnte ich nicht auf Anhieb entscheiden. Auf jeden Fall wirkte sie ein wenig derangiert und schien nicht zu merken, wo sie gerade reinplatzte.
    »Edward-Darling, ich bin gelangweilt und will nach Hause. Holmich weg von diesen

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