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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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Vochel extra in de Tiefkühler gesperrt, weil er bös war!« Mona brüllt: »Aber deswegen muss man doch nicht gleich schlagen!!!«
    Ich fange an zu schwitzen. Wenn hier jemand gerade Radiogeschichte schreibt, und zwar negative, dann wir! Hör auf, bete ich still.
    Aber im Sender geht es jetzt erst richtig los. Mona fängt an, mit der Mutter zu streiten. Die Unterlegmusik ist nach sieben Minuten zu Ende, aber das interessiert nicht wirklich irgendjemanden. Yvonnes Mutter betitelt Mona als Versagerin, die nichts Richtiges gelernt hat und jetzt unbescholtene Mitbürger am Telefon belästigt. Mona schreit zurück, dass nicht sie es gewesen sei, die den Vogel getötet habe, und dass die Mutter erst mal vor ihrer eigenen Tür kehren soll. Derweil wirft Yvonne im Hintergrund mit schweren Gegenständen um sich. Ich greife blind nach meinem Handy und wähle die Nummer des Studios. Niemand hebt ab. Teile der Gurkenmaske befinden sich jetzt auf und in meiner Tastatur.
    Derweil geht der Streit über den Sender weiter. Man ist jetzt dabei, sich gegenseitig Schimpfwörter der übelsten Sorte an den Kopf zu werfen. Susanne würde sie als »Fäkalsprache« bezeichnen. Wir erfahren auch so einiges über das Herumhuren von Yvonne, die im Übrigen mit Nachnamen Hülsebusch heißt und vierzehn ist. Yvonne ist am ganzen Körper gepierct und hat sich das Wort HASS auf beide Pobacken tätowieren lassen. Frau Hülsebusch wollte sie deswegen in ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche geben, weil Yvonne nie auf irgendwas hört, was die Eltern sagen. Aber kein Heim wollte Yvonne haben. Mona ist böse und beschuldigt Frau Hülsebusch, eine egoistische Rabenmutter zu sein, die zudem noch alkohol- und drogenabhängig zu sein scheint. Frau Hülsebusch hyperventiliert und lässt den Telefonhörer fallen. Man hört die Frau zu Boden knallen. Irgendein Mann schreit plötzlich »Was ist denn hier los?«, kommt ans Telefon und sagt freundlich: »Wir rufen gleich zurück!« Der Hörer wird aufgelegt.
    Ich danke Gott dafür, will aber trotzdem nicht wissen, was auf die arme Mona am Montag zukommt. Wenn sie Glück hat, hat’s keiner gehört. Und ich verpetze sie nicht.
     
    Frau Happy Sun kommt zurück. Ihr Gesicht ist fast schwarz. Sie erzählt mir, dass sie eben noch einmal rasch unter dem Teilpigmentierungsbräuner war. Sie käme sonst gar nie zum Sonnen. Ich glaube, dass sie lügt.
    Wenigstens ist die Alkoholfahne jetzt nicht mehr so schlimm. Das liegt wohl an dem Pfefferminzbonbon, das sie lautstark lutscht. Während sie sich über mich beugt, um die Gurkenmaske abzunehmen, habe ich Angst, dass es ihr eventuell aus dem Mund fallen könnte. Zum Glück passiert nichts. Ich bekomme erklärt, dass jetzt ein sanftes Gesichtswasser aufgetragen wird, um meine Haut von den Maskenrückständen zu befreien. Dann tritt Phase B in Kraft, eine neue, kräftigende Maske wird aufgetragen, und die, sagt Frau Happy Sun mit stolzgeschwellter Brust, hat die Besonderheit, dass man sie
nicht
abnehmen muss, sie zieht völlig in die Haut ein. »Eine Messeneuheit, direkt vom Hersteller!«, sagt Frau Happy Sun. »Und ganz ohne Tierversuche!«
    Ich hoffe nur, dass ich nicht der erste Mensch bin, an dem diese Messeneuheit ausprobiert wird.
    Es gibt nichts Wunderbareres, als wenn man entspannt auf einem Kosmetikstuhl liegt und einem Menschen Cremes oder Packungen auftragen oder eine Gesichtsmassage machen. Ich würde eine Pizza im Rimini stehen lassen für dieses Gefühl! Es ist einfach »’nen Traum«, wie mein Kollege Bob sagen würde (er liebt die »Waltons«), der auch nichts schöner findet, als Wellnesswochenenden mit seinem schwuchteligen Freund Erni im Harz zu verbringen.
    Frau Happy Sun rülpst. Ich schrecke hoch. »’tschuldigung!«, sagt sie verlegen. Macht nichts. Ich finde es gar nicht schlimm, die Ausdünstungen alkoholisierter Menschen direkt in die Atemwege geblasen zu bekommen. Da gibt es weiß Gott Schlimmeres. Ich denke an das Gobelin-Stickbild von vergangener Nacht.
    Meine Gesichtskosmetikbehandlung ist erfolgreich abgeschlossen. Jetzt kommen die Füße dran. Zum Glück habe ich gebadet und meine Füße sind sauber. Eine schreckliche Vorstellung, wenn sie jetzt stinken würden. Ich bin mir sicher, dass Frau Happy Sun nichts sagen, aber sich ihren Teil denken würde. Fröhlich pfeifend entfernt sie mir Hornhaut und kürzt die Zehennägel. Ich genieße und schweige. Eine Sekunde später schreie ich laut auf. Frau Happy Sun hat mir mit einem Knipser aus

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