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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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an. »Ich suche meinen Hund. Er heißt Dead or alive.«
    Ich frohlocke. Er will mich womöglich gar nicht töten! Ich stehe auf. Wie kann man einen Hund Dead or alive nennen? Tot oder lebendig. Oder wie oder was? »Wo ist denn der Hund?«, frage ich zögernd.
    »Ja, wenn ich das wüsste, würde ich ihn wohl nicht suchen, Mädchen!«, antwortet Mr.Hell’s Angel.
    Im Gebäude der Volkshochschule wird es laut. Sicher ist der Kurs zu Ende und alle stürmen gleich heulend auf die Straße. Schnell weg hier. Zu spät. Die Türen gehen auf. O nein, ich will nicht erkannt werden. »Bitte umarmen Sie mich und tun Sie so, als wären wir ein Paar. Und stellen Sie sich bitte VOR mich!«, flüstere ich dem Mann zu, der Dead or alive sucht. Er scheint ein Mensch der Tat zu sein, ohne große Worte legt er beide Arme um mich und drückt meinen Kopf an seine überdimensionale Brust. Ich verschwinde förmlich in ihm. Die Besucher des Kurses weinen teilweise. Ich höre Karin heraus. Sie ist am lautesten. Zum Glück nimmt niemand Notiz von uns. Ganz zum Schluss kommt Chantal. Sie scheucht die Teilnehmer vor sich her wie eine Rinderherde. Endlich sind alle verschwunden.
    »Danke«, sage ich.
    »Keine Ursache!« Das Tier reicht mir die Hand. »Ich bin übrigens
    Pitbull Panther.«
    »Carolin.«
    »Ich muss den Köter finden!«, ruft Pitbull. »Und ich brauche ein Bier. Darf ich dich einladen?«
    Ich überlege nicht lange. Was ist schon dabei? Schlimmer als die letzten Tage und dieses Erlebnis eben im Kurs kann es nicht werden.
    »Okay, warum nicht«, sage ich.
    »Okay«, antwortet Pitbull. »Wir gehen gleich in meine Stammkneipe. Aber erst müssen wir den Köter finden. DEAD OR ALIVE !!!«
    Wir gehen gemeinsam die Straße hinunter. Und rufen beide nach dem Hund. Passanten drehen sich nach uns um. Zum Glück ist es schon dunkel und niemand kann unsere Gesichter sehen. Zwei Straßen weiter wird es laut. Vor einer Boutique hat sich eine Menschenansammlung gebildet. Alle starren nach oben. Ein Mann ruft: »Komm, spring, spring!« Pitbull wird nervös. »Bestimmt ist da Dead or alive!«, ruft er und trabt an den Ort des Geschehens. Ich renne mit. Vor der Boutique »Eve« bleiben wir stehen. Eine Markise befindet sich über den Schaufenstern. Auf der Fläche der Markise befindet sich ein Hund. Er rennt auf dem Stoffdach hin und her und knurrt. Es ist ein schwarzer Kampfhund, der ungefähr drei Zentner wiegen muss. Seine Zähne sind so lang wie die des weißen Hais. Er hat Schaum vor dem Maul. »Dead!«, ruft Pitbull. »Dead. Mein kleiner, süßer Dead! Komm zu Herrchen … gleich holt dich Herrchen. Er springt immer auf Markisen und traut sich dann nicht wieder runter«, sagt er entschuldigend zu den Leuten. Der Kampfhund entdeckt sein Herrchen und fängt an, auf der Markise Männchen zu machen. Pitbull streckt beide Arme aus und ruft »Hopp!«, woraufhin der Kampfhund pfeilschnell in dieselben springt. Pitbull weint fast. »Mein kleiner Dead, was machst du denn für Sachen, hm. Hm. Eieiei, ist ja gut, beruhige dich … « Er lässt den winselnden Hund langsam zu Boden. Die Leute stieben auseinander. »So, denn mal los. Ich brauch ein frisch gezapftes Pils«, sagt Pitbull zu mir. »Schau, Dead, das ist eine liebe Dadda. Gib Pfötchen!« Eine Pranke saust auf meine Hand herab und hinterlässt zwei tiefe Kratzer. »Jetzt kennt er dich und weiß, dass du zu mir gehörst. Dann beißt er nicht«, erklärt mir Pitbull. Das beruhigt mich ein Stück weit schon.
     
    Aber ich brauche jetzt auch was zu trinken. Pitbull erklärt mir, dass seine Stammkneipe ganz hier in der Nähe wäre. Sie hieße »Beim Schorsch« und da wäre es riesig gemütlich. Ich horche auf. »Beim Schorsch« ist die übelste Spelunke. Nicht nur von der Stadt, sondern von ganz Hessen. »Beim Schorsch« gibt es ständig Messerstechereien, es wird geschossen und Nutten prügeln sich mit ihren Zuhältern. Außerdem wird dort mit Drogen gehandelt und es gibt ständig Razzien. Wer zum »Schorsch« geht, gilt als gefährlicher Unterweltler. Keiner von meinen Bekannten war jemals dort. Ich auch nicht. »Eine gute Idee«, höre ich mich sagen. »Gehen wir zum Schorsch.«
    Die Kneipe ist brechend voll. Vor lauter Qualm sieht man seine Hand kaum vor den Augen. Dead or alive verschwindet sofort in der Küche, aus der der Geruch von Rippchen mit Kraut weht. Pitbull Panther scheint alle Anwesenden persönlich zu kennen. Jedenfalls werden die meisten mit Handschlag oder einem Schulterklopfen

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