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Fremde am Meer

Fremde am Meer

Titel: Fremde am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Olsson
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unheilbar.«
    Er setzt sich wieder auf und stützt sich auf seine Ellbogen.
    »Sie sind an der Reihe!«
    »Ich weiß nicht … Für mich geht es eher darum, mich vor der Liebe zu schützen. Aufzupassen, dass ich die Kontrolle behalte. Dafür zu sorgen, dass ich mich nicht anstecke, vielleicht.«
    Sie runzelt die Stirn, als ob ihr ihre eigenen Worte missfielen.
    Er dreht sich auf die Seite, stützt den Kopf in die Hand und schaut sie an.
    »Na gut, dann erzählen Sie mir, was Sie mögen.«
    Offenbar will er, dass sie sich wohlfühlt und nicht dazu gedrängt zu erläutern, was sie gesagt hat.
    »Nein, ich würde Ihnen gern erklären, wie ich über die Liebe denke. Eigentlich stimme ich mit Ihnen überein, glaube ich.«
    Sie richtet den Blick auf die kompakte Dunkelheit draußen.
    »Es ist nur so, dass ich nicht viel darüber weiß. Um bei Ihrer Metapher zu bleiben: Es ist, als wäre ich vor langer Zeit dagegen geimpft worden. Ich bin schlichtweg immun gegen sie.«
    »Ich glaube nicht, dass das möglich ist«, sagt er. »Gegen diesen Bazillus gibt es keinen Impfstoff. Sie waren der Infektion einfach noch nie ausgesetzt. Wenn es denn eine ist.«
    Sie lacht, diesmal aber mit Mühe.
    »Gut, nennen Sie mir drei Dinge, die Sie mögen«, sagt er, das Thema wechselnd. »Ein bisschen muss ich schon über Sie wissen, bevor wir morgen aufbrechen.«
    Sie überlegt einen Moment lang.
    »Ich mag Blutorangen. Und den Duft von Mimosen. Den Gesang von Amseln im Frühling. Keine sehr brauchbaren Informationen, nehme ich an.«
    Jetzt fällt ihr das Lächeln wieder leicht. »Und Sie?«
    »Ich mag die Pfannkuchen meiner Mutter.« Er sieht sie an und lächelt. »Und meinen Job. Doch da grenzt es bereits an Liebe. Und ich mag es, hier zu liegen und Sie anzusehen.«
    Sie lächelt ebenfalls.
    »Aber das wird auch schon grenzwertig.«
    »Lassen wir es gut sein«, sagt sie. »Es ist sehr spät.«
    Als er sie fragt, ob sie möchte, dass er vorne schläft, fragt sie zurück, ob er sich hier hinten wohler fühlen würde.
    Eine Antwort erwägend, mustert er sie.
    »Wissen Sie, das muss ich bejahen, einfach aus dem Grund, weil ich gern hier liegen bleiben und Sie anschauen würde.«
    Sie entgegnet, das sei ihr recht, und lauscht ihren Worten und wundert sich.
    Nachdem er eingeschlafen ist, liegt sie noch lange wach,. Jetzt betrachtet sie ihn, nicht umgekehrt.
    Und sie tut es liebend gern.
    Als sie morgens aufwacht, ist er weg. Steifbeinig klettert sie aus dem Wagen und geht hinüber zu den Gemeinschaftsduschen. Als sie zurückkehrt, hat er den Jeep hinten freigeräumt und kredenzt auf einem Handtuch Kaffee in Pappbechern und Gebäck. Die Sonne ist gerade aufgegangen, über den Hügeln aber noch nicht zu sehen, und die Kühle der Nacht hängt noch in der Luft.
    Sie lassen sich im Schneidersitz nieder und frühstücken.
    »Es wäre einfacher, das Schiff zu nehmen«, sagt er, »aber ich finde, wir sollten fahren. Ich habe die Erlaubnis eingeholt, die Halbinsel mit dem Auto zu besuchen, um ganz sicherzugehen. Es ist Maori-Land, und ich lege immer Wert darauf, die Interessen und Traditionen der Einheimischen zu respektieren, denn mir ist bewusst, dass ich hier nur Gast bin.«
    Der Kaffee ist heiß und stark, das Gebäck frisch. Es ist ein hervorragendes Frühstück.
    »Wir müssten noch ein bisschen Proviant besorgen, bevor wir aufbrechen«, sagt er. »Ich habe reichlich Essen in der Art von letzter Nacht dabei, aber etwas Frisches dazu könnte nicht schaden. Vor allem, weil morgen mein Geburtstag ist. Den müssen wir doch groß feiern.«
    Er lacht.
    »Auf geht’s!«
    Sie beenden ihre Mahlzeit, packen zusammen und fahren los.
    Kawhia liegt schläfrig im frühmorgendlichen Licht. Das Meer ist ruhig, und ein Stückchen weiter draußen erreicht die Sonne schon seine Oberfläche und sendet verspielt Blitze in alle Richtungen. Michael hat sich mit einem ortsansässigen Farmer verabredet, und als sie in Kawhia ankommen, wartet der bereits und bringt ihnen eine Kiste mit Milch und Eiern, Obst und Gemüse an den Wagen.
    »Woher kennen Sie bloß all diese Leute? Woher wissen Sie, wen Sie ansprechen müssen?«, fragt sie, als sie den Ort verlassen.
    Er grinst, die Augen auf die Straße gerichtet.
    »Das weiß ich auch nicht so genau, aber dieses Land ist sehr gastfreundlich. Ich rede immer und überall mit den Einheimischen. Die Menschen kennen einander und haben im ganzen Land Kontakte. In jedem Ort, den ich besuche, gibt man mir Empfehlungen für den nächsten.

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