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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Wes. »Du siehst auch genauso aus wie er, wie John-Joy.« Wes schlug sich mit der Hand auf die muskulöse Brust und sagte: »>Ich hab den Kram! Ich hab den Kram!<«
    »Was hat er damit gemeint? Worüber hat er da geredet?«
    Sie verließen den Ballsaal und gingen durch den Flur zurück zu Jerrys Zimmer, Wes tänzelte und dribbelte mit dem Ball mal vorwärts, mal rückwärts. »Dachte, eines schönen Tages war er berühmt.«
    »Berühmt«, sagte Melrose. Da er nun nicht länger sein Hab und Gut verbergen mußte, langte er in die Tasche seines vergrabenen Mantels, brachte das ziselierte silberne Zigarettenetui zum Vorschein und reichte es herum. »Wieso meinte John-Joy, er würde berühmt?«
    »Null Ahnung. Ist das sein Kram? Sieht so aus. Das ganze Gemüll hat er immer durch die Gegend geschleift.« Wes fuhr mit der Hand hinein, zog ein Buch heraus. »Er hat immer nur über diesen Mist geredet. >Ich hab den Kram, ich hab den Kram!<«
    »Aber er hat nie erklärt, was es war?«
    »Nein, nie. Nur wenn er auf Alk war, hat er totalen Stuß über seine Familie gelabert.«
    »Wie hieß er denn? Mit Familiennamen?«
    »Keine Ahnung. Einer seiner Namen war allerdings >Joi-ner<. John-Joy war ein Spitzname.« Wes inspizierte Melro-ses Lederhandschuhe, drehte sie um und um. »Warum, zum Teufel, interessiert sich ein Cop von Scotland Yard für John-Joy?«
    »Ein Superintendent von der Mordkommission. Wegen John-Joy ist er aber gar nicht hier, sondern wegen eines anderen Falles. Es besteht Grund zu der Annahme, daß der Mord an John-Joy mit dem anderen in Verbindung steht.«
    »Welchem anderen?«
    »Dem Mord an einem Mann in Philadelphia.«
    »Hm, ich hab nie gehört, daß er von Philadelphia geredet hat. Was ist in Philly passiert?«
    »Ein Mann namens Philip Calvert ist ermordet worden, Erschossen. Nicht weit von hier. Vielleicht habt ihr darüber gelesen.«
    »Kann mich absolut nicht erinnern.« Wes hatte sich den Schal um den Hals geschlungen und strich prüfend mit den Händen darüber.
    »Und warum kümmert sich Scotland Yard um den Mord in Philly?« fragte Jerry und betastete Melroses Kaschmirmantel.
    »Der Junge war der Neffe einer Frau, die in London gelebt hat. Aber das ist eine lange Geschichte. Probier ihn doch an, wenn du möchtest.«
    »Wenn du nichts dagegen hast.« Jerry breitete den Mantel aus und fuhr mit den Armen hinein.
    Wes probierte die Handschuhe an. »Und du meinst, jemand hatte ein Motiv, John-Joy umzubringen? Und es ist gar nicht so ein sinnloses, willkürliches Töten ohne Motiv - wie die Zeitungen behaupten?«
    Melrose zuckte mit den Schultern. »Ja, vielleicht gab es ein Motiv. Ihr seht beide großartig aus.« Er sah auf die Uhr, sowohl um zu sehen, wie spät es war, als auch, um zu sehen, ob sie noch da war. »Ich war euch dankbar, wenn ihr mir eventuell noch einmal weiterhelfen könntet, aber jetzt muß ich gehen.«
    »Da willst du ja wohl deine Klamotten zurück«, sagte Wes, seufzte tief auf und ließ den Schal vom Hals gleiten.
    »Ach, das sind nicht meine Klamotten. Sondern John-Joys. Könnt ihr behalten.«
    »Alles klar, Mann.«
    Sie hoben die Hand und wechselten einen brüderlichen Schlag mit Melrose.

Kapitel 27
    Der Vogel kreischte, als Melrose den Laden in der Alicean-na Street betrat. »Im-meer ... Im-meer«, krächzte er, wobei er Poes Gedicht offenbar nur als Mittel zu dem profanen Zweck ansah, noch einen Cracker abzustauben.
    Umgehend entledigte Melrose sich des greulichen Mantels und der zerrissenen Fausthandschuhe und begab sich auf die Suche nach etwas Passenderem. Unter den alten Klamotten hatte er ein paar Stücke erspäht, die seiner Meinung nach zumindest verhindern mußten, daß die Empfangsdame im Admiral Fell Inn ihn mit einem Stadtstreicher verwechselte und ihm den Zutritt verwehrte.
    Während er eine samtene Smokingjacke anprobierte und verwarf, studierte er den Vogel und seine Umgebung. Der Ära hüpfte im Käfig herum. Was, wenn er ein solches Federvieh - natürlich eines mit grellerem Gefieder - in Ar-dry End heimisch machte? Konnte er ihm beibringen, »Agatha! Agatha!« zu zetern und seine Tante in den Wahnsinn oder zumindest aus seinem Haus zu treiben? War es voreilig gewesen, sie nicht mitzunehmen, damit sie ihre Verwandten in Wisconsin besuchen konnte? Aber sie wäre ja doch nie in Amerika geblieben. Vielleicht konnte er einen Vogel darauf trainieren, Vivian »Vampir! Vampir!« entgegenzukreischen. Es wäre auch nett, wenn im Jack and Hammer ein Papagei Mrs. Withersby

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