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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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schaute sie in einen Handspiegel. Sie sah aus wie eine Frau mit Halbglatze und mußte kichern.
    Eddies Frau Rita erbot sich, ihr die Post zu bringen. Die erste Zustellung enthielt einen gelben Umschlag - ein Telegramm von Paul. In Kürze würde er in die Vereinigten Staaten kommen, um sich mit seinem amerikanischen Verleger zu treffen und anschließend einen Monat lang Vorträge im Mittleren Westen und im Süden zu halten; natürlich würde er während der ganzen Zeit auch filmen. Sie konnte es kaum erwarten, von Julie und den Kindern zu hören, vor allem von der neugeborenen Francesca Carlotta, genannt Lottie.
    B. B. brachte Fritzi Süßigkeiten und weiße Rosen und entschuldigte sich vielmals. »Es ist meine Schuld, daß Sie verletzt wurden.«
    »Ich mache niemanden dafür verantwortlich, außer den Brandstifter natürlich.«
    »Es war Nix«, sagte B. B. erbittert. »Die Polizei hat einen Hinweis bekommen. Der Kerl stand in einem Saloon in der Third Avenue und hat beim Biersaufen damit geprahlt. Er ist zwar kriminell, aber sein Hirn ist so groß wie das einer Ameise. Als sie Nix auf dem Polizeirevier in die Mangel genommen haben, hat er sofort ausgepackt. Er kommt natürlich ins Gefängnis.«
    B. B. zog einen Stuhl heran, rieb Fritzis Hand und sagte: »Libertys Schauspieler sind zu kostbar, als daß man sie in solche Gefahren bringen dürfte. Sophie und ich haben uns lange darüber unterhalten. Und jetzt verrate ich Ihnen, was ich beschlossen habe. Nach diesem Sommer mache ich den Laden hier in New York dicht. Ist sowieso nicht mehr viel übrig vom Büro, das Feuer hat fast das ganze Gebäude zerstört. Also auf nach Kalifornien!«
    Plötzlich hatte sie einen Kloß im Hals. »Für immer?«
    »Genau.« Die Art, wie er ihre Hand rieb, verriet seine nervöse Anspannung. »Wir möchten, daß Sie mitkommen, das wissen Sie. Ich biete Ihnen eine Erhöhung auf fünfundneunzig Dollar die Woche. Einhundert, wenn ich’s aus Al rauspressen kann. Was meinen Sie dazu?«
    Fritzi sank auf das Kissen zurück, in ihrem Kopf drehten sich die Gedanken wild durcheinander. »Um ehrlich zu sein, meine ich gar nichts dazu.«
    »Schon gut, aber bitte, entscheiden Sie sich bald. Das ist alles, worum ich Sie bitte. Erst gestern habe ich Lily telegraphiert, daß sie ab September wieder auf der Gehaltsliste steht.« B. B. tätschelte ihre Hand, dann stellte er seinen Stuhl zurück. Nervös knetete er den Rand seines Hutes. »Bitte denken Sie darüber nach, was Liberty Pictures Ihnen bietet, Fritzi. Ihnen steht eine große Zukunft bevor.«
    Sie dachte an den verächtlichen Dr. Lilyveldt. »Danke. Ich verspreche, daß ich’s mir überlegen werde.«
    B. B. watschelte den Krankenhausflur entlang und grüßte immer wieder Schwestern und Patienten, indem er an seinen Hutrand tippte. Fritzi seufzte. Für ihre Zukunft allein auf Liberty in Kalifornien zu setzen schien ihr nicht nur feige, sondern auch ein Ja zur Mittelmäßigkeit. Trotzdem war es besser, als zu verhungern, oder etwa nicht?
    Harry Poland schickte Fritzi einen riesigen Blumenstrauß und einen wunderschön formulierten Brief, in dem er erklärte, daß er von dem
    Feuer und ihrem Krankenhausaufenthalt gehört habe. Er wünschte ihr baldige Genesung und entschuldigte sich - in zwei Absätzen -dafür, daß er sie nicht besuchen könne. Er sei mit Proben für seine erste Broadway-Show beschäftigt, für die er alle Musikstücke geschrieben habe; die Show trage den Namen Pink Ladies. Er schrieb, daß er sich mit allerlei Besetzungsfragen und technischen Problemen auseinandersetzen müsse. Jedesmal wenn er vorhabe, sich während der Besuchszeiten freizumachen, ergebe sich ein neues Problem, das gelöst werden müsse. Wenn sie seine Entschuldigung annehme, wolle er sein Versäumnis nachholen, sobald sich die Lage etwas beruhigt habe.
    Der seltsam empfindsame, fast jungenhafte Ton des Briefes brachte sie zum Lächeln. Sie mochte Harry - nicht wegen seiner ungehörigen Annäherungsversuche, sondern weil er so schnell und entschieden reagiert hatte, als Pearly sie an der Haltestelle der Untergrundbahn belästigt hatte. Natürlich freute sie sich über seinen Erfolg und bewunderte sein Talent.
    Eddie und Rita kamen Fritzi besuchen; die beiden freuten sich riesig über den bevorstehenden Umzug nach Los Angeles. »Für mich kommt nichts anderes in Frage«, sagte Eddie. »Filme sind die Zukunft. Eines Tages sind sie vielleicht sogar Kunst.«
    Nach vier Tagen wurde sie von Dr. Lilyveldt entlassen,

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