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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Ein großes Glas Crown-Lagerbier tat ein übriges. Sie schlug die Aufforderung eines Mannes mit dicken Brillengläsern aus, der mit ihr tanzen wollte. Er forderte dann Lily auf, die keine Bedenken hatte.
    Gegen neun Uhr spazierten Mack und Mabel, Fatty Arbuckle, Fat-tys Frau Minta und Chaplin herein. Mabel setzte sich und zog die Schale mit Erdnüssen zu sich heran. Fatty entdeckte Fritzi und winkte. Chaplin kam zu ihr herüber, in einem Watschelgang, der Fritzi an Pinguine erinnerte. Er ließ seinen Hut den Arm hinunterpurzeln, fing ihn auf und verbeugte sich.
    »Gnädiges Fräulein, ich freue mich sehr, Sie wiederzusehen! Mögen Sie mit mir aufs Parkett?«
    »Ja, aber wie soll ich Sie anreden? Edgar oder Charles?«
    Er ergriff ihre Hand. »Nennen Sie mich bitte Charlie.«
    Das Lied, das gespielt wurde, hieß Oh, Gee, ein Foxtrott von Harry Poland. Charlie war ein fabelhafter Tänzer, er drehte und wirbelte Fritzi herum, bis ihr fast schwindlig war.
    »Noch ein Lager?« fragte er, als die Musik verstummte. »Oder hätten Sie Lust auf einen Spaziergang auf der Promenade? Es ist eine wunderbare Nacht.«
    »Ja, das wäre schön.«
    Die Musik der Band wurde schwächer, bald wurde sie von Come Josephine in My Flying Machine übertönt, das von einer Dampforgel des Rummelplatzes herüberdrang. Das Riesenrad mit den bunten Lichtern hob sich hell vom dunklen Nachthimmel ab. An einem Schießstand knallte es. Aus den ratternden Wagen der Achterbahn gellten Schreie. Auf dem langgestreckten Anglerpier, von dem aus Macks Schauspieler schon oft einen Polizeiwagen ins Wasser gefahren hatten, wehte eine laue Brise, die angenehm träge machte. Der Pazifik glänzte im Mondlicht und rauschte leise. Charlie ergriff Fritzis Hand.
    »Gestatten Sie mir, Ihnen ein Kompliment zu machen. Fatty hat mir kürzlich Eine heitere Verwechslung gezeigt. Sehr komisch!«
    »Die männlichen Hauptdarsteller sind wirklich komisch, vor allem Fatty. Die Zwillingsmädchen sind nur das Kontrastprogramm.«
    »Um ehrlich zu sein, ich habe nur auf Sie geachtet. Ihre Bewegungen sind so lebendig. Ihr Timing ausgezeichnet. Sie haben bessere komödiantische Rollen verdient, Rollen, die gut ausgedacht sind.«
    »Soso, damit mir für den Rest meines Lebens eine Torte ins Gesicht geschleudert wird?« Fritzi schnitt eine Grimasse. »Ich versuche nach wie vor, eine ernsthafte Schauspielerin zu bleiben.«
    »Es gibt nichts Ernsthafteres als Komödien, meine Liebe. Sie verlangen nach präziser Planung und makelloser Ausführung. Es bedarf starker Konzentration, wenn man beides erreichen will.« Als er ihren Gesichtsausdruck sah, zuckte er die Schultern. »Sie haben die falsche Einstellung, meine Liebe. Auf der Leinwand strahlt Ihr Gesicht wie ein Diamant. Man kann gar nicht umhin, Sie anzusehen.«
    »Das ist doch lächerlich. Ich bin nicht hübsch.«
    »Hübsch sein kann jeder. Das ist nicht viel wert. Was Sie haben, dieses Strahlen - das ist unbezahlbar.«
    Sie erreichten das Ende des Piers und lehnten sich an das Geländer. Der riesige gelbweiße Vollmond streute unzählige Lichtpünktchen auf das Meer. Die Wirkung war klischeehaft wie ein Bühnenbild, aber wunderschön.
    Charlie nahm ihre Hand und sah sie schmachtend an. »Darf ich Ihnen etwas sagen?« flüsterte er, wobei seine Lippen ihr Ohr kitzelten. »Ich finde Sie verdammt attraktiv. Würden Sie mich in mein Hotel begleiten?«
    Ihr Herz raste. Sie war geschmeichelt - und ernstlich in Versuchung. Er konnte nicht wissen, wie gut sein Antrag ihrem Selbstbewußtsein tat. Ein geachteter Mann fand sie anziehend! Hätte nur Loyal Hardin ...
    Er streichelte ihre Hand und flüsterte: »Meine Liebe?«
    »Charlie, ich mag Sie. Wirklich. Aber nicht genug, um - na ja, Sie verstehen. Ich hoffe, Sie halten mich jetzt nicht für schrecklich prüde.«
    »Wenn ich Sie dafür gehalten hätte, hätte ich Sie gar nicht erst gefragt. Darf ich wissen, ob es einen anderen gibt?«
    Fritzi schaute auf das Meer hinaus. »Das hoffe ich.«
    »Das ist eine seltsame Antwort.«
    »Ich weiß. Es tut mir leid. Ich hoffe, daß wir trotzdem Freunde sein können.«
    »Nun, Sie haben meinen Stolz verletzt. Ich werde einfach die Zähne zusammenbeißen und es verschmerzen müssen. Das habe ich, weiß Gott, schon früh im Leben gelernt. Mein Bruder Sid und ich sind in der übelsten Gegend Londons groß geworden. Wir sind so oft zwischen Findelhäusern hin und her geschoben worden, daß wir uns wie Tennisbälle vorkamen. Wer so aufwächst, begreift bald,

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