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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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schrie einer der Jungen. Der Sprecher trat von seinem Pult herunter und versetzte dem frechen Knaben durch Schnalzen des Zeigefingers eine harte Kopfnuß, was Fritzi schmerzlich an Rudolf erinnerte.
    Ilsa sang mit ihrem unüberhörbaren deutschen Akzent mit. Auch Fritzi fiel schließlich ein. Pauls Freund komponierte wirklich mitreißende Melodien.
    Nachdem das letzte zu dem Lied gehörende Bild von der Leinwand verschwunden war, verriet ein klapperndes Geräusch in der Kabine, daß der Vorführer die Kurbel des Projektors drehte. Ein Lichtstrahl schoß über die Köpfe der Zuschauer zur Leinwand. Die Jungen applaudierten und pfiffen anerkennend, als eine junge Frau mit einem Terrier an der Leine durch einen sonnigen Park spazierte. Die Aufnahme war dunkel, das Bild zerkratzt und von kleinen, luftbläschenartigen Lichtpunkten verschandelt. Der Sprecher verkündete: »Marys Hund, eine kleine Komödie.«
    Die Drei-Minuten-Sequenz begann damit, daß Mary die Hundeleine aus der Hand glitt, der Hund sofort das Weite suchte und Mary mit verdutztem Gesicht zurückließ. Schon im nächsten Augenblick allerdings rannte Mary ihrem Hund hinterher. Ihrer Jagd schlossen sich ein Polizist an und ein junger Mann, der auf einer Parkbank gesessen und ein Brot gegessen hatte. Der krude Film war nichts weiter als ein Vorwand, drei Schauspieler wie irre durch die Gegend rennen und mit Bäumen und mit den Filmpartnern zusammenstoßen zu lassen.
    »Der Gigolo, ein pikanter Import aus Paris.«
    Dieser Film handelte von einem jungen Kavalier mit einem gezwirbelten Schnurrbart, einer älteren Frau und einer jungen Kellnerin, die er zu zwicken versuchte. Die Ausstattung bestand aus Tisch, Stühlen und einem Hintergrundvorhang, auf den ein Restaurant gemalt war. Etwa in der Mitte der albernen Geschichte stieß jemand von hinten gegen den Vorhang und brachte ihn zum Wackeln. Die Schauspieler ließen sich davon nicht beirren. Wie konnte sich ein vernünftiger Mensch freiwillig solchen Unsinn ansehen?
    »Das Neueste von der American Luxograph.«
    »Jetzt kommt’s«, flüsterte Ilsa aufgeregt und griff nach Fritzis Hand.
    »Teddy in Panama.« Pauls erster aktueller Film zeigte Präsident Roosevelt bei der Inspektion des Panamakanals.
    »Ungewöhnliche Bilder aus Marokko. Der wilde Stamm der Berber.« Männer in wallenden Gewändern und Burnussen schritten säbelschwingend und mit finsteren Blicken an der Kamera vorbei. Dann folgte ein Kamelrennen in der Wüste.
    »Der Basar von Marrakesch.« Pauls Aufnahmen überdachter Basarbuden und verschleierter Frauen, die prüfend Waren in Händen hielten, vermittelten trotz der durch harte Schatten bedingten Düsternis einen sehr realistischen Eindruck. Die gelangweilten Bengel stampften und pfiffen.
    Jetzt warf der Projektor das Bild einer Hotelveranda auf die Leinwand; es war die, vor der es auch ein Photo von Paul gab. Weißgekleidete britische Marineoffiziere, die meisten ziemlich beleibt und mit wichtigtuerischem Gehabe, spazierten auf und ab. Unterbrochen wurde die Eintönigkeit gelegentlich durch elegant gekleidete Damen, die ins Bild kamen.
    Mit einem nicht erklärten Ruck - vielleicht ein geklebter Riß im Film? - erfolgte ein Szenenwechsel. Das Publikum erhaschte einen Blick auf ein riesiges Kriegsschiff, das weit unterhalb der offenbar auf einem Felsen postierten Kamera vorbeidampfte. Die HMS Dreadnought ? Das Schiff war nur wenige Sekunden zu sehen, bis sich eine Hand über die Linse legte und die Leinwand verdunkelte. Einer der Bengel buhte. Ein neues Bild erschien: An einem Flaggenmast wurde die amerikanische Fahne emporgezogen.
    Eine weitere Verfolgungsjagd beendete die Fünfzehn-MinutenVorstellung. »Das war aufregend, findest du nicht?« sagte Ilsa auf dem Weg nach draußen. Fritzi meinte auch, daß Pauls Filme etwas ganz Besonderes und wirklich sehenswert seien im Gegensatz zu den billigen kleinen Dramen und Komödien.
    Draußen schlug sie ihren Mantelkragen hoch. Das Wetter war schlechter geworden. Ein schwerer grauer Himmel lag drückend über der Stadt. Vom See wehte ein bitterkalter Wind herüber. Schnee lag in der rußgeschwängerten Luft, die erfüllt war vom Gestank des Pferdedungs und dem Rattern der Hochbahn, die ihre Schleifen um das Stadtzentrum zog.
    »Ach, ich beneide Pauli um sein aufregendes Leben. Er kommt in der ganzen Welt herum«, seufzte Ilsa.
    »Er sollte ein Buch darüber schreiben«, meinte Fritzi. Der Gedanke war ihr eben erst gekommen. Paul war zwar kein Schreiber

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