Fremde Federn
ist ein verdammter Heuchler.«
Am späten Nachmittag traf sie Kelly im Büro von B. B. persönlich.
»Ich habe dieses Treffen einberufen, um zu überlegen, wie wir die Produktion von Filmen mit unserem Star beschleunigen können«, erklärte B. B. Vor ihm lagen große Bögen hellgrünen Tabellierpapiers, vollgeschrieben mit Zahlen. Fritzi und Eddie saßen vor B. B.s Schreibtisch. Al Kelly kauerte in einem Stuhl in der Ecke und musterte Fritzi gallig.
Eddie antwortete als erster. »Wollen wir das wirklich? Es besteht die Gefahr, daß wir den Markt übersättigen.«
Kelly schnaubte. »Wir könnten jeden dritten Tag einen Nell-Zweispuler abdrehen, ohne den Markt zu übersättigen. Die Verleiher sind ganz wild darauf.«
»Selbst in England, wo der Krieg Thema Nummer eins ist«, stimmte B. B. zu. »Skandinavier und Dänen warten schon. Genauso die Franzosen. In ein paar Wochen reise ich nach Übersee, um mir persönlich ein Bild zu machen und bessere Konditionen auszuhandeln. Wer ein Produkt von Liberty erwerben will, muß entsprechend dafür bezahlen.«
»Ist solch eine Reise eine gute Idee bei all den deutschen U-Booten?« warf Fritzi ein. »Ich habe gelesen, daß die Deutschen ein amerikanisches Frachtschiff, die William Frye, versenkt haben, das nur Weizen und keine Waffen geladen hatte.«
»Lieb, daß Sie sich sorgen, aber wir müssen unsere Investitionen schützen, und ich rieche jedes faule Ei. Dort drüben könnte man auf den Gedanken kommen, die Bücher zu fälschen, um sich auf unsere Kosten eine goldene Nase zu verdienen. Außerdem überqueren ständig Hunderte von Schiffen den Atlantik, und es gibt nur ein paar von diesen U-Booten. Ich habe keine Bedenken. Wir nehmen dieses fabelhafte Schiff von Cunard, die Lusitania.«
Am folgenden Samstag arbeitete sie einen halben Tag. Am Nachmittag standen Hobart und Polo mit einem lauten, lebhaften Geschenk bei ihr vor der Tür, einem weiblichen Dackelwelpen aus einer Tierhandlung.
»Du siehst in letzter Zeit so traurig aus, mein Püppchen«, sagte der Regisseur. »Wir dachten, ein hübscher, kleiner deutscher Hund könnte dich ein wenig aufmuntern.«
»Ihr seid beide sehr lieb.« Den zappelnden Hund an die Brust gedrückt, küßte sie die beiden Männer auf die Wange. Der Dackel leckte ihr das Kinn.
Nachdem sie dem herumtollenden Hund eine Weile zugesehen hatten, fragte Hobart: »Wie willst du sie nennen?«
Das bedurfte keiner langen Überlegung.
»Schatzi. Das bedeutet etwas Kostbares, etwas, das man liebt.« Sie nahm Schatzi hoch, die fiepte und sich sogleich in Fritzis Armbeuge kuschelte. Vor Aufregung entleerte der kleine Hund seine Blase.
Fritzi hielt ihn mit ausgestreckten Armen von sich weg. »Mädchen, dir muß man Manieren beibringen. Für den Zweck habe ich das richtige Papier. Hobart, sei so nett und hol mir einen Screen Play aus der Abstellkammer!«
In der folgenden Nacht bellte Schatzi und jaulte, wie es ein junger Hund tut, der sich plötzlich in einer fremden Umgebung wiederfindet, genauer gesagt in der Abstellkammer, wo ihn Fritzi mit einer Schüssel schnell noch gekauften Hackfleisches eingesperrt hatte. Sie hatte den Fußboden mit einigen Seiten von Loretta Gashs Schmier-blatt ausgelegt.
Nachdem sie eine Stunde lang das Unglück des armen Hundes mit angehört hatte, kapitulierte Fritzi. Barfuß tappte sie zur Abstellkammer und öffnete die Tür.
»Na schön, Schatzi, du hast gewonnen.«
Freudig machte der Dackel einen Luftsprung und hinterließ feuchte Spuren auf Fritzis Baumwollnachthemd. Sie lachte, zog sich um und setzte sich mit Schatzi auf dem Schoß in die Küche. Zusammen aßen sie zwei Portionen aufgewärmtes Chili und zwanzig Biskuits. Das Bier trank Fritzi allein. Auf Lilys Vorschlag hin hatte sie sich Anfang der Woche auf einer Münzwaage gewogen. Seit Loys Verschwinden hatte sie sieben Pfund zugenommen. Bisher hatte sie noch nie zugenommen. Noch ein Tribut an das Alter?
Als sie sich wieder schlafen legte, schmiegte sich Schatzi an ihren Bauch, als sei dort schon immer ihr Ruheplatz gewesen. In einem Alptraum jagte Fritzi Loy durch einen leeren, endlosen Raum. Als ihre Verfolgung immer verzweifelter, ihr Versagen immer deutlicher wurde, wurde sie von Panik ergriffen - sie würde ihn niemals erreichen. Schreiend und um sich schlagend wachte sie auf. Der kleine Hund leckte ihr den Schweiß vom Gesicht.
79. LUFTKRIEG
Das neue Flugzeug war prima, es war leicht und gut lenkbar. Sie hatten die kleinere Ausgabe von Nieuports
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