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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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und Zufall nahm man einen anderen, weniger verlockenden Weg, und siehe da, dort fand man die Erfüllung seiner Träume auf völlig unerwartete Weise - bis jemand alles Erreichte gefährdete, nur weil man tat, was man für richtig hielt.
    Wurden Hoffnungen und Träume immer so durchkreuzt, verzerrt, verändert, wie man es nie für möglich gehalten hätte? War es das, was die Leute mit dem Rätsel des Lebens meinten? Wenn, dann hatte sie jedenfalls keine Ahnung, wie dieses Rätsel zu lösen war; sie spürte nur den Schmerz, den dieses Leben in ihr auslöste, und er ging tief.
    Was hatte das alles zu bedeuten? Wie konnte man es begreifen? Was konnte man anderes tun, als am nächsten Morgen aufzustehen und weiterzumachen? Vor dem verglimmenden Feuer schlief sie ein, ohne eine Antwort auf die Fragen gefunden zu haben. Nur das kratzende Geräusch der Nadel des Victrola war zu hören.
    Fritzi faßte den Entschluß, Los Angeles für eine Weile zu verlassen.
    Sie kaufte für Schatzi ein perlenbesetztes Halsband, steckte sie in einen Reisekorb und bestieg einen Zug nach Texas.
    Sie nahm die Pecos & Northern Texas-Linie, die von Lubbock nach Farwell Junction an der Grenze zu New Mexico fuhr. Von der Landschaft sah sie nur wenig, denn die Staubwolken, die wie gelbe Giganten über das Land fegten und die Erde der Baumwollfelder aufwirbelten, nahmen ihr die Sicht.
    In Muleshoe stiegen nur zwei Passagiere aus, Fritzi und ein Amboßverkäufer mit einem kleinen Muster im Gepäck. Er verschwand hustend in einer gelben Wolke. Fritzi blickte sich um. Ein farbiger Gepäckträger kam ihr entgegen.
    »Gibt es hier ein Hotel?«
    »Ja, Ma’am. Auf der anderen Seite der Straße.«
    »Danke.«
    Der Angestellte am Empfang starrte sie ungeniert an, während sie sich im Gästebuch eintrug. Fritzi hatte sich inzwischen daran gewöhnt, daß die Leute sie anstarrten, wie sie die kleine Mary oder Charlie anstarrten, aber es gab noch immer Augenblicke, in denen sie neben sich stand und sich verblüfft fragte, wie das möglich war. Eine Staubwolke trieb an der schmutzigen Scheibe der Eingangshalle vorbei. »Gibt es im Ort ein Polizeirevier?« erkundigte sie sich.
    »Nein, Ma’am.«
    »Einen Sheriff?«
    »Ja, Ma’am, er hat hier ein Büro.« Er beschrieb ihr den Weg. Die Menschen waren immer besonders hilfsbereit, wenn sie Fritzi erkannten; das war einer der wenigen Vorzüge.
    Das Gerichtsgebäude aus Sandstein paßte farblich zu den Staubwolken. Es roch nach Spucknäpfen und altem Papier. Das Büro von Sheriff Rob Roy Trigg befand sich im ersten Stock. Der Sheriff war ein großer, alter Bulle von einem Mann mit konservativem Haarschnitt, hochgezwirbeltem Schnurrbart und ordentlicher, städtischer Kleidung. Er war gerade dabei, Fahndungsblätter durchzusehen. Etliche Steckbriefe hingen an seinem schwarzen Brett. Sie überlegte kurz, ob wohl ein Blatt mit Loys Bild und Personenbeschreibung dabei war.
    Trigg wäre fast über die eigenen Füße gestolpert, als er hinter seinem Schreibtisch hervoreilte, um ihr den Besucherstuhl anzubieten.
    »Es ist mir eine Ehre, Ma’am. Meine Frau und ich, wir sind begeisterte Anhänger Ihrer Filme.«
    »Danke, Sheriff.« Wie oft hatte sie diesen Satz schon gehört, doch jeder, der ihn äußerte, war überzeugt, der erste zu sein, so daß sie einfach nicht unfreundlich sein konnte.
    »Ich bin wegen einem Mann hier, den ich in Los Angeles kennengelernt habe. Ein ehemaliger Einwohner dieser Stadt. Loyal Hardin.«
    »O ja, natürlich, ich kenne Loy.« Seine Worte gaben keine Wertung preis. Eine Fliege spazierte über den tintenverklecksten Löscher des Sheriffs. Er verscheuchte sie.
    »Wissen Sie, wo er sich aufhält?«
    »Nein, Ma’am, leider nicht. Schon seit Jahren hat ihn keiner mehr gesehen. Er hat einen Texas Ranger, Captain Mercer Page, getötet, wußten Sie das?«
    »Mir ist so etwas zu Ohren gekommen. Loy und ich haben in mehreren Filmen zusammengearbeitet. Er kümmerte sich um die Pferde, und manchmal übernahm er kleine Rollen.«
    »Was Sie nicht sagen! Wußte ich gar nicht.« Er zog eine aus dem Strunk eines Maiskolbens gefertigte Tabakspfeife aus der Schublade. »Stört es Sie?« Sie schüttelte den Kopf. Er stopfte die Pfeife. »Loys Schwester Clara lebt drüben in Lubbock in einer Klapsmühle.« Triggs Hand schwebte mit einem brennenden Streichholz über der alten Pfeife. Er verbrannte sich fast die Finger, bevor er es ausblies. »Die Sache mit Mercer Page war wirklich eine Schande. Loy Hardin erschoß

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