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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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FORDAUTOMOBILS.
    Die Fabrik war ungefähr einhundertdreißig Meter lang und zwanzig oder dreißig Meter breit, genauso langweilig und trostlos wie alle anderen Fabriken der Welt. Durch die offenen Fenster drang das Geräusch von schweren Hämmern, die auf Metall niedersausten, das Summen und Surren von Maschinen und Bändern, Geräusche, die sich zu einer Kakophonie verdichteten und Paul wünschen ließen, er hätte Ohrstöpsel mitgebracht. Die Luft bestand aus Ausdünstungen von Motorenöl, Benzin, Farbe und Gott weiß was. Auf einem Lagerplatz zu seiner Linken standen mehrere kastenförmige schwarze Autos nebeneinander. Eben tauchte ein weiteres hinter dem Gebäude auf, fuhr durch das Tor und hielt. Der Fahrer lief zum Gebäude zurück. Es war nicht Carl.
    Paul rückte seine Krawatte zurecht und schleppte seinen Koffer zum Fabrikeingang. Ein mit Achsen beladener Lastkraftwagen fuhr langsam hinter ihm her. Auf der Seite des Wagens stand in großen Lettern DODGE BROS.
    Er betrat des Gebäude, wandte sich nach links und steuerte, vorbei an einem Glaskabuff mit Stenotypistinnen und Schreibern, auf einen kleinen Empfangsbereich am Ende der Korridors zu. Dort fragte er nach James Couzens, dem Mann, der für Finanzen, Buchhaltung, Versand, Werbung und Verkauf zuständig war. Carl hatte ihn vor Couzens gewarnt, hatte erzählt, daß zwar alle in der Firma Henry Ford mochten, aber Couzens, dessen Geliebte der Bilanzbogen war und der explodieren konnte wie ein Vulkan, von den meisten gefürchtet und gehaßt werde.
    Paul saß auf einer Bank und blätterte zwei Ausgaben des Motor Age durch, bevor Couzens aus einem Büro trat. Er war klein und dick, trug einen Kneifer auf der Nase und strahlte kalte Überheblichkeit aus. Ohne ein Lächeln schüttelte er Paul die Hand.
    »Werden Sie lange brauchen?«
    »Ich glaube nicht. Das Licht heute morgen ist ziemlich gut.«
    »Innen dürfen Sie nicht filmen, wir müssen unsere Werksgeheimnisse schützen.«
    »Das haben Sie bereits in Ihrem Brief erwähnt.«
    Couzens tat, als habe er Paul nicht gehört. »In unserer Fabrik wird hart gearbeitet. Wir stellen täglich fünfundzwanzig Autos her.«
    »Mr. Couzens, meine Filme werden in Hunderten von Filmtheatern in den Vereinigten Staaten und in Europa gezeigt. Ich dachte, Ihre Firma wäre an einer kostenlosen Reklame für das Modell interessiert«, erwiderte Paul leicht verstimmt.
    »Henry ist es, der Reklame will. Er hat den Termin mit Ihnen vereinbart. Ich war nur Handlanger.«
    »Vielleicht sollte ich besser mit ihm reden.«
    »Ich führe Sie hinauf. Er ist in der Lackiererei. Sie können Ihren Koffer hierlassen. Folgen Sie mir.«
    Couzens führte ihn durch den Korridor, vorbei am Haupteingang. Er zeigte sich überraschend gesprächig, als er Paul im Vorbeigehen auf verschiedene Dinge aufmerksam machte. »Personalbüro. Maschinenwerkstatt. Lager. Hier befinden sich Dämpfer, Trittbretter, Verdecke, Lenksäulen. Das hier ist der Versand. Und das die elektrische Abteilung - magnetisches Montageband.«
    Er drückte auf eine Klingel, um einen Frachtaufzug herbeizuholen. Paul sagte: »Mein Cousin arbeitet hier. Carl Crown. Er ist Fahrer.«
    »Den Namen habe ich schon gehört.«
    »Wissen Sie zufällig, wo er im Moment ist?«
    »Wir haben hier dreihundertsechsundvierzig Beschäftigte, ich kann unmöglich jeden einzelnen im Auge behalten.«
    Der knatternde Aufzug kam. Couzens öffnete die Tür. Sie blickten auf ein glänzendes schwarzes Modell T mit laufendem Motor. Sie mußten zur Seite treten, als das Auto über den breiten Gang zum Tor hinausrollte. »Wo kommt das denn her?« erkundigte sich Paul.
    »Produktion. Die ist ganz oben.« Couzens zog die Tür zu und drückte auf einen Knopf. Langsam wurde Paul ärgerlich. Couzens war ein stumpfsinniger Buchhalter, der bestimmt nichts von der Wirkung von Filmen verstand.
    Da Henry Ford die mit gefährlichen Dämpfen gefüllten Lackierkabinen im zweiten Stock inzwischen verlassen hatte, traten Paul und Couzens den Rückweg an, durch eine weitere große Maschinenwerkstatt, einen Lagerraum für Rahmen und Achsen, eine Halle, in der Fahrgestelle montiert wurden. »Design- und Versuchsraum«, sagte Couzens, während er Paul die Tür zu einem Gebäudeteil aufhielt, der sowohl Büro als auch Konstruktionsraum war; Zeichentische und Tafeln waren bedeckt mit Schaubildern und Darstellungen von Autoteilen.
    »Na so was. Henry ist mal wieder da, wo man ihn zuletzt vermuten würde.«
    In Fords Eckbüro standen neben

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