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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Augen. Irgendwie erinnerte er Carl an die Photos von Lincoln aus dem Bürgerkrieg, nur hatte Ford weniger Falten. Er war wohl Mitte Vierzig, schätzte Carl.
    »Kommen Sie rein, Carl, nehmen Sie Platz. Möchten Sie eine Tasse Kaffee oder Malto Grape? Das ist ein Fruchtsaft. Etwas Stärkeres servieren wir nicht.«
    Im vorderen Wohnzimmer standen eine Menge alter, dunkler Möbel, dazu, ganz im viktorianischen Stil, viele Farne, Fußschemel, Hocker und Schränkchen. Als Carl Platz nahm, im stillen auf ein Kreuzverhör gefaßt, kam ein junger Bursche die Treppe heruntergerannt. Ford winkte ihn her und stellte ihn als seinen Sohn Edsel vor. »Was gibt’s, mein Junge?«
    »Kann ich den Wagen fahren, Pa?«
    »Sicher, aber sei bitte vor Anbruch der Dunkelheit zurück.« Die Eingangstür fiel ins Schloß. Ford sagte: »Feiner Kerl. Unser einziges Kind. Habe ihn nach meinem besten Freund genannt. Hab’ ihm mit acht das Fahren beigebracht.« Während er mit den Daumen seine Hosenträger dehnte und wieder zurückschnellen ließ, betrachtete er Carl mit ernstem Blick. »Sie wollen also in unserer Fabrik arbeiten. Warum?«
    Carl holte tief Luft und erzählte stockend, aber begeistert, wie fasziniert er von Maschinen, vor allem jedoch von Autos sei. Er erklärte, daß ihm das Fahren ungeheuren Spaß mache, selbst auf holprigen Straßen und bei unfreundlichstem Wetter.
    Ford wollte wissen, ob er gebürtiger Detroiter sei. Nein, Chicago-er. Was sein Vater mache? Ui-ui!
    »Er ist Brauer, Sir. Crown-Bier.«
    Ford maß ihn mit einem langen, fragenden Blick. »Habe davon gehört. Es soll Ihnen nicht im Weg stehen bei mir.«
    Mrs. Ford brachte ein Tablett mit den mit Malto Grape gefüllten Gläsern herein. Ford lehnte sich zurück und gab ein paar Witze zum besten, während sie an ihren Getränken nippten. Dann zog er einen Brief aus seiner Hemdtasche und überflog ihn. Carl erkannte das Papier wieder. Ford faltete den Brief und beglückwünschte ihn, daß er von Princeton geflogen war. »Ich habe die Schule mit fünfzehn verlassen und bin trotzdem was geworden. Wenn Sie mich fragen, dann ist die ganze Universitätsausbildung nichts weiter als heiße Luft. Emerson sagte: >Ein Mann trägt alles, was seinem Staat nützen kann, in sich selbst.< Haben Sie Emerson gelesen?«
    »Nein, Sir, leider nicht.« Ein Literaturprofessor hatte die Lektüre zwar empfohlen, aber Carl hatte lieber Football gespielt.
    »Sollten Sie aber.« Ford sprang von seinem Stuhl auf. »Lassen Sie uns auf die Veranda gehen, solange es noch hell ist. Ich sehe gern den Vögeln zu.« Er führte Carl durch die Seitentür hinaus. Die breite Veranda verlief um eine Ecke des Hauses. Ford setzte sich in den Schaukelstuhl, Carl in einen der Korbsessel. Die Luft duftete nach frischgemähtem Gras.
    »Haben Sie Fragen, Carl?«
    »Sir, haben Sie vielleicht schon eine Idee, welche Art von Arbeit ich machen könnte, wenn ...«
    »Sapperlot!« Ford sprang mit einem Satz auf und griff nach einem Messingteleskop in einem Korb. Das, was er sah, veranlaßte ihn auszurufen: »Schauen Sie, schauen Sie! Ein Baltimore-Vogel. Ich liebe Vögel.«
    Carl drückte das Auge auf das Okular. Im schwindenden Tageslicht sah er etwas Orangefarbenes im Geißblatt aufblitzen, aber sonst nichts. Er murmelte etwas, was anerkennend klingen sollte.
    »Da Sie gerne fahren, werden wir versuchen, Ihnen eine Arbeit zu geben, bei der Sie fahren können. Darüber hinaus müssen Sie sich eine Sache gut merken. Ich bestehe darauf, daß sich jeder, der für mich arbeitet, anständig benimmt. Das heißt, weder fluchen noch saufen, keine Handgreiflichkeiten, nichts, was Schande über das Unternehmen oder Sie selbst bringen könnte. Bei uns gilt der Spruch: Bei Ford bauen wir Autos und Männer. Verstanden?«
    Carl bejahte.
    »Gut.« Ford hob zu einem Monolog an, den er gewürdigt wissen wollte, das sah man ihm deutlich an. »Ford hat eine große Zukunft. Wir sind ein dynamisches Unternehmen in einer dynamischen Branche. Natürlich unterscheiden sich meine Ideen grundsätzlich von denen der anderen Autohersteller. Die wollen gehobene Ansprüche befriedigen. Schnittige Tourenwagen mit eleganten Preisschildern. Nichts für mich. Die Autos, die wir bisher auf den Markt gebracht haben, sind in Ordnung, aber sie kosten immer noch zuviel. Ich möchte einen einfachen Wagen bauen, der robust, zuverlässig, schnell und dabei so preisgünstig ist, daß ihn sich Millionen leisten können. Genau da sehe ich unsere Chance, viel Geld

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