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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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hier nicht.« Er stieß Mutt zur Seite. Mutt starrte Simkins an und versetzte ihm einen Stoß.
    Der Inspizient beschwerte sich bei Manchester. Hinter vorgehaltener Hand drängte Simkins Manchester mit leiser Stimme, energisch durchzugreifen. Fritzi hörte, wie Manchester sagte: »Ich rede mit ihm.«
    Er machte ein paar Schritte auf den jüngeren Mann zu, legte die Hand um Mutts Handgelenk und bedachte ihn mit einem Blick, den Fritzi nicht zu deuten vermochte. Manchester sagte etwas, und die beiden verließen die Bühne.
    Hinterher überraschte Manchester sie damit, daß er sie bat, mit ihm zu Abend zu essen. Sie grübelte. Hatte er vor, sie so kurz vor der Premiere zu feuern? Aber würde er Geld für ein Abendessen rauswerfen, um ihr das mitzuteilen?
    Sie fuhren vom Novelty direkt zu Shanley’s am Times Square, einem in Theaterkreisen beliebten Café. In dem lauten Lokal herrschte fröhliche Stimmung. Manchester schien viele Leute zu kennen. Er stellte Fritzi als »meine Freundin und Kollegin Miss Crown« vor.
    Über Hummerschwänzen grübelte sie von neuem darüber nach, warum er so verschwenderisch mit seinem wenigen Geld umging. Das köstliche Essen und zwei Gläser Lager von Crown, die sentimentale Erinnerungen an ihren Vater weckten, ließen sie verstummen.
    »Ich danke Ihnen sehr für die Einladung, Mr. Manchester.«
    »Schluß mit den Formalitäten. Von jetzt ab Hobart. Jetzt und für immer Hobart.« Er tätschelte ihre Hand. »Wir sollten jetzt aufbrechen. Morgen steht uns wieder ein anstrengender Tag mit Shakespeare bevor.«
    Auf dem Weg nach draußen begrüßte er überschwenglich weitere Bekannte. Er begleitete sie zu einem Taxi. Sie wies das Geld für die Fahrt zurück. Während sich das Taxi in den Verkehrsstrom auf dem Broadway einreihte, winkte sie dem eigenartigen, auf seltsame Weise liebenswerten Mann zum Abschied aus dem offenen Fenster zu.
    Mehrere Mitglieder der Truppe, darunter auch Ida, hatten gesehen, daß Fritzi und Manchester das Theater zusammen verlassen hatten. Als Fritzi deswegen geneckt wurde, sah sie keinen Grund, es zu verheimlichen. Mutt trat ihr hinter der Bühne in den Weg, in der Hand einen blutbefleckten Wachskopf, der Manchester ähnelte - Macduffs Trophäe am Ende des Stücks.
    »War’s ein netter Abend mit Seiner Hoheit? Wahrscheinlich braucht er’s ab und zu, um andere an der Nase herumzuführen.«
    »An der Nase herumführen? Wieso?«
    »Na ja, er hat mit Frauen nichts am Hut. Er ist andersrum.«
    »Was soll das heißen?«
    Mutt kreuzte die Arme vor der Brust. »Sind Sie wirklich so naiv, oder tun Sie nur so? Manchester ist eine Tunte. Trägt wahrscheinlich rosa Rüschenunterwäsche. Einer der anderen Jungs hat mich schon vor ihm gewarnt.«
    »Ich habe davon gehört, aber ich habe noch nie jemanden ... ich habe nicht geglaubt, daß .«, stammelte sie. Sie wußte nicht, was sie sonst hätte sagen sollen. Vage Andeutungen über Männer, die andere Männer liebten, die hinter vorgehaltener Hand geäußert und von ihr schon zu Zeiten Mortmains aufgeschnappt wurden, hatten sie immer unberührt gelassen, weil sie die grundlegende Voraussetzung nicht begriff.
    Mutt weidete sich an ihrem Schock und ihrer Verwirrung. »Jetzt wissen Sie’s, Schwester. Er führt eine junge Frau wie Sie nur zum Schein aus.« Lachend wandte er sich ab.
    Fritzi eilte in Eustacias Garderobe, schloß die Tür hinter sich und erzählte ihr brühwarm das eben Gehörte. »Ist das wahr?«
    Mrs. Van Sant seufzte. »Ja.« Tagtäglich hatte sich ihre Haarfarbe verändert, vom irischen Rot ihrer ersten Begegnung zu einem passenderen Kupferrot. Sie hatte das Kleid abgelegt, das Manchester ihr für den ersten Teil des Stücks zugestanden hatte, königsblauer Samt mit weißem Hermelinbesatz. In ihren schwarzen Strümpfen und dem schwarzen Satinkorsett mit Strumpfbändern war sie ohne Übertreibung eine aufsehenerregende Erscheinung.
    Fritzi sank gegen die Tür. »Dann hat er mich benutzt, wie Mutt behauptet?«
    »Das ist notwendig, meine Liebe. Männer mit seinen Vorlieben leben in der ständigen Angst, entdeckt zu werden. Die Theaterleute mögen Hobart wirklich, deshalb liegt niemandem etwas daran, ihn bloßzustellen. Aber in der Welt außerhalb des Theaters sind die Menschen weniger nachsichtig. Den armen Oscar Wilde hat man gekreuzigt. Hobart und ich haben uns vor Jahren lange darüber unterhalten, damals, als ich mit ihm im West End auftrat. Eins der Garderobenmädchen hat mich auf einen jungen

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