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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Duells traf Macduff mit seinem Blechschwert die Kante des Versenkpodiums, und es bog sich, als sei es aus Butter. Vollkommen aus dem Konzept gebracht, ließ Mr. Denham das Schwert bei dem Versuch, es gerade zu biegen, zweimal fallen. Hobart versuchte, das Mißgeschick zu überspielen, indem er schmerzgekrümmt über die Bühne schritt. Da Macduff ihn aber noch nicht verletzt hatte, machte das eher den Eindruck von Bauchkrämpfen. Das Publikum wieherte und pfiff.
    Hobarts Zweihänder war aus Holz gefertigt. Als er irgendwann zum entscheidenden Schlag ausholte, brach das Schwert am Griff entzwei. In die plötzlichen Stille hinein hörte man Hobart sagen: »O mein Gott!«
    Überall herrschte Ausgelassenheit, nur nicht auf der Bühne.
    Das Publikum floh nach dem ersten Vorhang aus dem Theater, nicht ohne vorher zahlreiche Buhrufe und schrille Pfiffe loszuwerden. Frit-zi hätte am liebsten geweint. Ihr Schottisches Stück war keine Tragödie, sondern eine Farce. Der dreirädrige Wagen befand sich auf Talfahrt und raste in wilder Fahrt auf den Totenacker zu, auf dem all diese untauglichen Vehikel begraben wurden: die Morgenkritiken.
    Der New York Rocket war der erste, der am Morgen ausgeliefert wurde. Mrs. Van Sant stand auf und las die Kritik in einem Privatzimmer im oberen Stockwerk von Charles Rectors schickem Restaurant am Broadway laut vor. Das Ensemble hatte sich zu einer Feier zusammengefunden, die dem Anschein und der Stimmung nach an einen Leichenschmaus erinnerte.
    »>Mr. Hobart Manchesters Produktion im Novelty war, wie der Name des Theaters verspricht, in der Tat eine Neuheit, so einzigartig miserabel, daß selbst hartgesottenen Theaterfreunden das Blut in den Adern gefror und jeden fühlenden Christen, der das Unglück hatte, dieser Aufführung beizuwohnen, grenzenloses Mitleid überkam. Eine schlechte Inszenierung und die elende Leistung eines fast dilettantischen Ensembles ließen die Tragödie schnell in eine unfreiwillige Komödie ausarten, wovon sie sich nicht erholte ... Ich habe selten eine geschmacklosere« ... und so weiter und so fort«, murmelte sie, die Absätze überfliegend. »>Der Beweis für falsche Sparsamkeit war überall sichtbar. Die Kostüme schienen von einem Lumpensammler zu stammen, außer natürlich denen, die die englische Schauspielerin Mrs. Van Sant zur Schau trug, welche wiederum eher einer ehemaligen Varietetänzerin zustünden.< Gemeiner Hund!« Sie schleuderte die Zeitung von sich.
    »Wie kann ein Mensch sein Leben bloß mit dem Schreiben solcher Gemeinheiten zubringen? Er muß krank sein. Sollte ich diesem Mann jemals begegnen, wird er fortan als Eunuch durchs Leben gehen.«
    Die Schauspieler applaudierten, aber Fritzi merkte die fehlende Begeisterung. Ida Whittemeyer sagte: »Ich bin sicher, unser heldenhafter Regisseur und Hauptdarsteller ist auch dieser Meinung. Nicht wahr, Hobart?«
    »Hobart! Hobart!« Sie stampften und klatschten und suchten, bis Simkins schließlich aus einer Ecke des Zimmers erklärte: »Er hat sich vor fünf Minuten davongeschlichen.«
26. ABGESETZT
    Simkins brachte den Aufkleber, der die Absetzung des Stücks ankündigte, vor der Donnerstagvorstellung an. Am späten Freitag nachmittag fuhr Fritzi zum Novelty. Seit Montag hatte der Regen kaum nachgelassen. Die Straßen waren dunkel und stanken von dem Müll, der sich in den Pfützen sammelte.
    Das Theater wirkte wieder leer und traurig. Hinter der Bühne traf sie auf Sally Murphy, Mr. O’Moore und Ida, die genauso niedergeschlagen waren wie sie. Man umarmte sich, tauschte Adressen und versprach zu schreiben, obwohl man wußte, daß man das so gut wie sicher nie tun würde.
    Mit Eustacia hatte Fritzi bereits am Telephon gesprochen. Die Freundin hatte eine billige Kabine auf dem nächsten Schiff gebucht, das den Atlantik überquerte, einem griechischen Dampfer, der am Montag Kurs auf Cherbourg und Piräus nahm. Da sich Hobart weigerte, ihr das Astor weiter zu finanzieren, war sie gezwungen, bis zur Abreise auf eigene Kosten in einem billigeren Hotel an der Ninth Avenue zu logieren. »Eine unglaubliche Demütigung.«
    Simkins erklärte, die Schecks für die Wochengage lägen Samstag mittag bereit.
    »Ist Mr. Manchester im Theater?« fragte Fritzi.
    »Ja, aber nicht zu sprechen.«
    »Dann sehe ich Sie also morgen.«
    »Nein, ich bin morgen schon in Albany. Ich gehe mit Die Gefangene von Zenda auf Tournee. Der Theaterbuchhalter gibt Ihnen Ihre Schecks.«
    »Dann müssen wir also auf Wiedersehen sagen, Mr.

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