Fremde Gäste
auf die Nerven gehe, daß sie mir das Fertighaus hierherliefern... Macht’s gut!« Und weg war er. Ich sah ihm erleichtert nach. »Jean« war die beruhigende Antwort auf meine skeptischen Vorstellungen von Tonys Zukunft. Sie würde nie eine Super-Hausfrau werden, und Jean würde Tony bestimmt gern haben. Alle hatten Tony gern.
Das erinnerte mich wieder an die Hochzeit. Jetzt, wo alles vorbei ist, gebe ich ohne weiteres zu, daß mich der Gedanke daran ganz fertiggemacht hat. Ich war richtig besessen davon, und das ärgste war, daß ich alles für mich behalten mußte. So war es vielleicht ganz gut, daß cs erst einmal ein heiteres Zwischenspiel gab, obgleich ich es damals nicht so ansah.
Eines Morgens stürmte Larry herein. »Du kannst dir nicht vorstellen, was jetzt los ist: Ich muß zu einer feierlichen Dinner-Party gehen.«
»Wann, wo und bei wem?« fragte ich milde.
»Schuld daran ist Sam, weil er sich zum hiesigen Vertreter vom Bauernbund, oder wie das heißt, hat wählen lassen — ausgerechnet Sam, der abends absolut nicht ausgehen mag! Jetzt kommt so ein hohes Tier nach Te Rimu; sie wollen ihm ein großes Essen geben, und Sam sagt, ich muß hingehen!«
»Selbstverständlich gehst du hin! Er ist doch einer von den Gastgebern. Das gibt einen Hauptspaß: Cocktails vor Tisch, einen guten Wein zum Essen und eine Menge interessante Leute, mit denen man sich unterhalten kann.«
»Die Cocktails und das Essen würden mir nichts ausmachen, wenn ich das alles bei mir daheim haben könnte, aber ohne die pikfeinen Leute. Natürlich gehe ich hin«, fuhr sie fort. »Man muß ja seinem Ehemann in allen Lebenslagen beistehen, aber denkst du auch an das Drum und Dran, Susan? Was soll ich denn um
Himmels willen anziehen?«
Ich hätte mir gleich denken können, daß das mich anging. Larry kann nicht schneidern. Sie wollte es auch nicht lernen, und ich nähte also für uns beide. Aber Larry ist kein Schmarotzer. Sie tat ihrerseits viele mir unsympathischen Arbeiten für mich. Sie putzte die Fenster, kochte Obst ein und noch vieles andere. Aber der Gedanke, in aller Eile ein langes Abendkleid anfertigen zu müssen, erschreckte mich.
»Wie wäre es denn mit dem Dunkelblauen, Larry? Ich weiß, du hast es viel getragen, aber es ist immer noch sehr schön und für diese Gelegenheit gut geeignet.«
Larry sagte nichts. Sie kicherte nur und fragte dann: »Erinnerst du dich an das Kleid, Susan?«
»Aber sicher! Ich habe es doch selbst genäht!«
»Ja, und wie schön! Es hatte doch ein loses Unterkleid in der gleichen Farbe.«
»Natürlich, es ist ja durchsichtig. Das hat doch nicht etwa der Hund angefressen?« Larry hatte sich nämlich einen neuen jungen Hund gekauft, der auch wieder Mouse hieß und ihre größte Freude war. »Nein. Dazu ist er viel zu rücksichtsvoll. Aber du erinnerst dich doch an Miriam?«
»Allerdings. Eines unserer ungezogensten ehemaligen Lämmer; jetzt ist es wohl schon neun Jahre und ein rechter Teufel.«
»Also, das Tor war offen geblieben, da kam Miriam ins Haus und knabberte das Unterkleid an. Jetzt ist es kaputt, aber nur oben herum.«
Ich erblaßte, doch Larry redete ganz schnell weiter. »Susan, ich habe eine Idee! Könnte man nicht das Unterkleid an der Taille abschneiden und dann ein schönes Oberteil kaufen? Zweifarbig ist doch jetzt die große Mode. Bin ich nicht schlau, daß ich mir das ausgedacht habe?«
Ich fand sie sehr schlau, und das Ganze sah später so gelungen aus, daß Larry sehr töricht behauptete, Miriam müsse wohl ein Gefühl für Farben haben. »Jetzt ist alles in Ordnung«, meinte sie, und von da an ging alles schief.
Zunächst hatte Sam eine Verabredung mit »dem großen Tier« und fuhr mit einem Nachbarn nach Te Rimu. Das Auto überließ er Larry. Dann wurde der Goldhund namens Mouse schwer krank. Er hatte sich ein Pfund fetten Speck vom Küchentisch gestohlen. Als ich mich im Hinblick auf die hohen Speckpreise darüber aufregte, nannte Larry mich eine herzlose Materialistin. Das Geld sei nicht so wichtig, aber sie könne doch Mouse jetzt nicht allein zu Hause lassen. Sie müsse das Dinner absagen, denn sie könne auch unmöglich allein mit dem Tier nach Te Rimu fahren.
»Wer muß allein nach Te Rimu fahren?« fragte David, der gerade aus dem Garten hereinkam. Dort hatte ihm Paul soeben erklärt, wie froh er sei, nicht an dem Festmahl teilnehmen zu müssen.
Larry berichtete, und zum erstenmal zeigte sich David als Kavalier. »Ich begleite Sie. Nein, Sie brauchen mir
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