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Fremden Kind

Fremden Kind

Titel: Fremden Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Hollinghurst
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nicht immer alles, was ich sage, meine Liebe.« Sie sagte, von Kaffee werde er unruhig, und er würde nur alles durcheinanderbringen, ständig Sachen falsch verstehen. Sie sprach in der dritten Person über ihn. GFS sagte, »Peter fragt gerade nach Cecil in der Cambridge-Zeit«. Sie korrigierte ihn nicht, ich auch nicht (später hieß ich Simon, und als ich ging, Ian). »An C kann ich mich allerdings sehr gut erinnern, meine Liebe.« MS bedrängte mich regelrecht, als sie sich auf die Lehne meines Stuhls hockte. Sie sei C nie persönlich begegnet, sagte sie, aber von anderen Valances hatte sie keine gute Meinung. Der alte Sir Edwin schien ja einigermaßen nett, obwohl er nur noch Unsinn von sich gab, als sie ihn kennenlernte, und vorher anscheinend immer nur über sein Lieblingsthema Kühe geredet hatte, ein Langweiler par excellence. Cs Mutter war ein Tyrann und kommandierte die Leute herum. Dudley war labil – er hatte Schlimmes durchgemacht im Krieg, und das hat er später als Ausrede benutzt, Freund und Feind gleichermaßen zu verprellen. Ich fragte, ob er nicht auch sehr liebenswürdig sein konnte. Sein erster Roman war sehr witzig, und in Ds Buch wird er als »unwiderstehlich« bezeichnet. »Für einen bestimmten Typ Frau vielleicht. Daphne war immer leicht zu begeistern. Ich war froh, als die beiden auseinandergingen und wir nicht mehr dorthin fahren mussten. Corley Court war ein grässlicher Ort.« Nachdem sie die Atmosphäre gründlich verpestet hatte, verzog sie sich wieder. GFS allerdings scheint sie überhaupt nicht zu beachten – er gibt die erforderlichen Signale und ergeht sich in erhabener Unbestimmtheit über die jüngste Vergangenheit, bei Ereignissen, die 60 oder noch mehr Jahre zurückliegen, ist er dagegen völlig klar im Kopf. (»So klar wie nie zuvor«, sagte er, als hätte ich besonderes Glück.) Trotzdem, er ist sprunghaft, und manchmal kann man ihm kaum folgen. (Jetzt redete er unzusammenhängend über den 1. WK, er war bei der Abwehr – was nichts mit C zu tun hatte.)
    Ich wollte ihn wieder in die Richtung lenken, die wir vor der Unterbrechung eingeschlagen hatten. Es dauerte eine Zeit lang, bis ich merkte, dass er völlig die Orientierung verloren hatte, nicht mehr wusste, wer ich war – ich half ihm taktvoll auf die Sprünge. Ich sagte, kürzlich hätte ich Dudley zum ersten Mal getroffen. »Oh, meinen Sie Dudley Valance?« Danach setzte GFS zu einem langen Monolog über Dud an, der »umwerfend attraktiv« gewesen sei, »aber auf eine sehr gefährliche Art, sehr sexy«. Er hatte herrliche Beine und Zähne – schöner als C. Dud war immer frech, satirisch. C der Lieblingssohn der Eltern, was Dud ihnen übel genommen hat, viel Ärger deswegen. Später einfach nur noch ein widerlicher Mistkerl. Ich sagte, in einem der Briefe nennt C Dud einen Schürzenjäger. GFS meinte, das sei nur so ein Wort, mit dem man damals heterosexuelle Männer bezeichnete, es hätte nichts zu bedeuten. »Lytton und seine Leute haben es dauernd benutzt – dabei hatten sie alle eine Heidenangst vor Frauen.« Aber C doch nicht, sagte ich. »Ja und nein. Er verstand von Frauen genauso wenig wie von Dienstboten.« Ich sagte, er ( GFS ) habe diese spezielle Bedeutung von »Schürzenjäger« in seiner Ausgabe der Briefe nicht erklärt. Ob das nicht einen falschen Eindruck erwecken könnte? Er sagte, Dud habe das Buch gelesen und keine Einwände gehabt. Wahrscheinlich gefiel ihm die Vorstellung, andere könnten ihn für einen Lotario halten. Es ist so, dass Dud gar nicht scharf darauf war »rumzumachen«: Er trieb lieber seine Spielchen mit den Frauen. Nach der Geburt von Wilf hat es bei Dud ganz aufgehört – was für D schwer zu verkraften war. Hat alles mit seinen psychischen Problemen nach dem Krieg zu tun.
    Ich fragte, ob er überrascht gewesen sei, als D plötzlich Dud heiratete. GFS : »Das war keine Seltenheit. Frauen haben oft den Bruder ihres Verlobten geheiratet, wenn der Verlobte im Krieg gefallen war. So wahrte man das Andenken, es war ein Treuebeweis, aber natürlich hatte es auch etwas von Autosuggestion an sich. Die junge Frau brauchte nicht nach einem anderen Mann Ausschau zu halten, wenn schon einer bereitstand, der dem ersten ähnlich war.« Waren C und Dud sich besonders ähnlich? »Sie wohnten unter einem Dach, und D war vernarrt in Corley, seit sie C kennengelernt hatte. C war Ds erste Liebe, aber sie hatte Scheu vor ihm. Sie stand Dud altersmäßig näher und kam von Anfang an gut mit ihm

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