Fremder in einer fremden Welt
Behauptung, jemandem >gehöre< der Mars, sei grotesk; der Mars gehöre den Marsianern. Also? Lassen Sie uns eine hypothetische Frage ventilieren, Doktor. Wenn jemand versuchte.
Dr. Nelson schaltete ab. Als Caxton ein zweites Mal wählte, erklang eine Bandaufnahme: »Der Teilnehmer ist vorübergehend nicht zu erreichen. Falls Sie eine Nachricht.«
Caxton stellte eine idiotische Behauptung über Nelsons Abstammung auf. Was er dann tat, war noch idiotischer. Er rief den Verwaltungspalast an und verlangte den Generalsekretär zu sprechen.
Seine Handlungen waren eher ein Reflex als geplant. In seinen Jahren als Schnüffler hatte Caxton gelernt, daß es oft gelingt, hinter Geheimnisse zu kommen, wenn man sich an die oberste Stelle wendet und dort unerträglich lästig wird. Er wußte, daß es gefährlich ist, dem Tiger den Schwanz zu verdrehen; er wußte im Gegensatz zu Jill Boardman, die davon keine Ahnung hatte, gründlich über die Psychopathologie großer Macht Bescheid. Aber er verließ sich auf seine Zugehörigkeit zu einer Macht anderer Art, mit der sich so gut wie niemand anlegen möchte.
Leider vergaß er dabei, daß er, wenn er den Palast aus einem Taxi anrief, dies nicht öffentlich tat.
Caxton wurde nicht mit dem Generalsekretär verbunden. Das hatte er auch gar nicht erwartet. Statt dessen sprach er mit einem halben Dutzend Unterlingen und wurde von Mal zu Mal aggressiver. Er war so beschäftigt, daß er es nicht merkte, als sein Taxi aufhörte zu schweben.
Als er es merkte, war es zu spät; das Taxi weigerte sich, Befehlen zu gehorchen. Caxton erkannte voller Bitterkeit, daß er sich mit einer Methode hatte in die Falle locken lassen, auf die kein Gangster hereinfiele: Sein Anruf war zurückverfolgt, das Taxi identifiziert und der Robotpilot unter den Befehl einer vorrangigen Polizeifrequenz gestellt worden. Jetzt benutzte man das Taxi, um ihn still und heimlich einzuholen.
Er wünschte, der Unparteiische Zeuge, Cavendish, wäre noch bei ihm. Aber anstatt sich mit diesem sinnlosen Gedanken aufzuhalten, griff er nach dem Telefon und versuchte seinen Anwalt, Mark Frisby, anzurufen.
Er versuchte es immer noch, als das Taxi auf einem Innenhof landete und sein Signal von den Wänden ringsherum abgeschnitten wurde. Er versuchte, das Taxi zu verlassen, stellte fest, daß die Tür sich nicht öffnen ließ, und wunderte sich kaum noch, als er merkte, daß er schnell das Bewußtsein verlor.
8
Jill versuchte sich einzureden, Ben verfolge sicher eine andere Fährte und habe nur vergessen, sie zu benachrichtigen. Aber sie glaubte es nicht. Ben verdankte seinen Erfolg der gewissenhaften Beachtung menschlicher Einzelheiten. Er vergaß nie einen Geburtstag und hätte sich eher vor der Bezahlung einer Pokerschuld gedrückt als einen Dankeschönbrief unterlassen. Ganz gleich, wohin er gegangen war, ganz gleich, wie eilig er es gehabt hatte, er hätte sich in der Luft zwei Minuten Zeit genommen, um eine Botschaft für sie durchzugeben. Das war eine unveränderliche Charaktereigenschaft von Ben. Vielleicht war es genau das, was ihn trotz seiner vielen Fehler zu so einem liebenswerten Biest machte.
Er mußte eine Nachricht hinterlassen haben! Jill rief in ihrer Mittagspause Bens Büro an und sprach mit seinem Rechercheur und Bürovorsteher Osbert Kilgallen. Er war ganz sicher, daß Ben keine Nachricht für sie hinterlassen hatte und daß seit ihrem Anruf keine eingetroffen war.
Über seinen Kopf hinweg konnte sie noch andere Leute im Büro erkennen. Sie entschied, daß es ein schlechter Zeitpunkt wäre, den Mann vom Mars zu erwähnen. »Hat er gesagt, wann er zurück sein wird?«
»Nein. Aber das ist nicht weiter ungewöhnlich. Wir haben immer einige Artikel auf Vorrat, die wir nehmen, wenn so etwas passiert.«
»Ja. von wo hat er Sie angerufen? Oder bin ich zu neugierig?«
»Durchaus nicht, Miss Boardman. Er hat nicht angerufen; es war ein Telefax aus Paoli Fiat in Philadelphia.«
Damit mußte Jill sich zufriedengeben. Sie ging in den Speiseraum der Krankenschwestern und stocherte in ihrem Essen herum. Nicht etwa, sagte sie zu sich selbst, als ob etwas nicht stimme. oder als ob sie in den Blödmann verliebt sei.
»He, Boardman! Komm heraus aus dem Nebel! Ich habe dich was gefragt!«
Jill hob den Kopf. Vor ihr stand Molly Wheelwright, die Diätetikerin des Krankenhausflügels, und sah sie an. »Tut mir leid.«
»Ich sagte: >Seit wann bringt ihr auf eurer Station Wohlfahrtspatienten in Luxussuiten
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