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Fremdes Licht

Fremdes Licht

Titel: Fremdes Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Unterrichtshalle zu
gehen, meinetwegen auch nachts«, hörte er Belasir sagen.
»Ich kann es nicht mit meiner Würde vereinbaren, meinen
Stellvertreter wie einen Kadetten zu behandeln, es sei denn ich
müßte seine Loyalität zu Jela bezweifeln. Und das
liegt mir fern.«
    »Ich…«
    »Mir, Dahar! Sieh dich vor und achte auf deine
Brüder. Das Emblem auf deiner Schulter ist ihnen ein Dorn im
Auge, und die jüngste Drohung der Geds gefällt ihnen auch
nicht. Es ist dein gestählter Körper, der sie bei der
Stange hält, und deine Verbindlichkeit im Umgang mit diesen
Ungeheuern. Behalte sie im Auge.«
    Seine Verbindlichkeit im Umgang mit diesen Ungeheuern. Dahar starrte auf die bemalte Wand. Die Farben waren zu grell.
Belasir begriff nicht mehr als die anderen Krieger. Doch dann
überraschte sie ihn wieder.
    »Warum, glaubst du, haben sie uns ausgerechnet jetzt diese
neue Waffe gegeben?«
    Die Frage rührte an seine eigenen quälenden Zweifel.
»Das habe ich mich auch schon gefragt, General.«
    »Der Zeitpunkt gibt mir zu denken«, sagte Belasir; sie
runzelte kaum merklich die Stirn. »Frieden zu verlangen und am
selben Tag eine neue Waffe auszuhändigen, Gewalt zu verbieten
und zu verlangen, daß Jeliten und Delysier zusammen
lernen… ich hätte das nicht gemacht, wenn ich ein Ged
wäre.«
    Wenn ich ein Ged wäre. »Sie denken nicht wie
wir«, sagte Dahar bedächtig.
    »Inwiefern?«
    »Sie sind… vernünftiger.«
    »Wie meinst du das? Die Waffe zu diesem Zeitpunkt, das war
doch nicht vernünftig.«
    Er konzentrierte sich auf die bunte Wand. »Manchmal machen
sie auf mich den Eindruck, als ob sie nur auf ihren Verstand
hörten und nie auf ihre fünf Sinne. Als würden sie nur
agieren und nie reagieren. Wie ein Krieger, der im Trainingslager
glänzt und im Ernstfall seine Chancen verpaßt.«
    Belasir nickte. »Ja. Ich kenne das. Aber uns ausgerechnet
noch eine Waffe obendrauf zu geben, wo die Delysier auf Rache
sinnen…« Grimmig fuhr sie fort: »Und sie haben sich gerächt. Und jetzt ist Schluß damit. Kein
jelitischer Krieger wird Vergeltung üben. Nicht für die
Schwester, und nicht für die beiden, die der Riese umgebracht
hat.«
    »Der Barbar?«
    Belasir erzählte ihm, was sich im Hurenkorridor zugetragen
hatte. Er zog eine Grimasse der Verachtung.
    »Ich kenne die beiden. Sie sollen in Jela aus ihren Kadern
geflogen sein.«
    »Kein Wunder.« Belasir rieb sich das Gesicht, spannte
die Haut über die Backenknochen, um die Müdigkeit zu
vertreiben. »Die Krieger sollen sie begraben.«
    »Welches Ritual?«
    Sie zauderte. Dahar konnte sich denken, warum. Einerseits
verabscheute sie diese beiden niederträchtigen Kerle,
andererseits hatte sie als Kriegerin eine tiefe Abneigung gegen
Huren, was er, zugegeben, nicht ganz begriff. Hinzu kam noch die
Auswirkung eines ehrabsprechenden Begräbnisses auf die Kader.
Der Kriegerin stand natürlich ein Begräbnis mit voller
Ehrenbekundung zu, das möglichst nicht durch ein gleichzeitig
ablaufendes ehrabsprechendes Ritual entwürdigt werden sollte.
Außerdem war es nicht ehrverletzend, eine Hure zu vergewaltigen
– es war bloß brutal. Und völlig
überflüssig.
    Dahar sagte: »Beide waren nicht gut angesehen in ihren
Kadern. Ich könnte sie völlig formlos beerdigen lassen,
keine Ehrenbezeugung, keine Ehrabsprechung. So als wären sie
Bürger gewesen und keine Krieger.«
    Belasir nickte zögernd. Es fiel ihr sichtlich schwer, selbst
dem miesesten Krieger eine Kriegerbestattung zu verwehren.
    »Und was wird aus der Hure?« sagte Dahar.
    Belasir hob die Augenbrauen. Sie bedachte ihn mit einem
merkwürdigen Blick, und Dahar war sofort klar, welche Fragen ihr
durch den Kopf gingen: Hat er sie schon benutzt? Hat er schon seinen Spaß mit SaSa gehabt? Fragen, die sie nie laut
aussprechen würde, Fragen, die diese ganze nebulöse und
vieldeutige Beziehung zwischen Männerkadern und Huren
betrafen.
    »Soll der Riese sie behalten«, sagte Belasir wegwerfend.
»Zwei weitere Bürgerinnen wollen Huren werden; und da es
hier keine Hurenkinder gibt, will ich ihrem Antrag stattgeben. Die
Bruderkrieger werden keinen Mangel leiden. Außerdem will ich
den fremden Riesen nicht provozieren. Wer sagt mir, ob er
überhaupt weiß, daß hier nicht getötet
werden darf. Und er ist kein Delysier, also kein Feind. Soll er sie
behalten. Die Geds und wir führen dasselbe Schwert der Ehre,
kein jelitischer Krieger wird diesen Bund brechen.«
    Und damit das nicht doch passierte, verbrachten sie

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