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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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beschäftige den Mann ganz schön.« Sie seufzte und blickte Manfred an. »Beschäftige ich dich denn auch?« Elke war aufgestanden.
    Er legte seinen Arm um sie und küsste ihren Mund. Lang und zärtlich. »Du weißt, dass ich heim muss? Hab mir die Zeit irgendwie gestohlen, nur um dich zu treffen.«
    »Das hast du ja jetzt. Gibt es irgendwelche Gedanken, die du mir mitteilen möchtest?« Sie betrachtete ihn ernst.
    »Verhör mich bitte nicht, du kennst mich. Ich mache nicht viele Worte.« Er starrte ausdruckslos vor sich hin. »Ich wünsch mir, dass alles so wie früher wird. Dass wir uns sehen und so weiter.«
    »Inklusive der Gespräche, oder nur so weiter?« Spöttisch mus­ terte sie den Mann, den sie für sich oft ihren Geliebten genannt hatte. Wieder kam er auf sie zu, umarmte sie erneut und strich ihr übers Haar.
    »Das volle Programm, mit reden vorher und hinterher. Na sicher . Nimmst du mich noch?«
    »Nun, das letzte Mal war ja etwas abrupt zu Ende, aber grundsätzlich fand ich das keinen schlechten Wiedereinstieg.« Sie griff sein Gepäck und öffnete die Zimmertür. »Komm gut heim. Wir telefonieren, wenn ich wieder in Köln bin.«
    Manfreds Gesicht ließ erahnen, dass er wohl eine klarere Antwort erwartet hatte. Er nickte bloß und verließ das Zimmer. Ihre letzte Berührung waren ihre Hände, die sich im Halten des Gepäckgriffs ablösten.
    »Ich komm nicht mit raus, den Vogelscheuchen auf den Balkonen mag ich kein Schauspiel bieten. Also, Tschöö.« Mit diesem rheinisch verballhornten Adieu schloss sie die Tür und entließ Manfred zu seinem Auto.
    Sie wartete ab, bis das Knirschen des Kieses unter den drehenden Reifen nachgelassen hatte, dann ging sie vor die Haustür. Links stand eine solide Holzbank, auf der sie Platz nahm. Die Riedeneiner Maria, Elke hatte Spaß an der altertümlichen Verdrehung von Vor- und Nachnamen, war auf der Wiese beim Haus dabei, Wäsche zum Trocknen aufzuhängen. Nach einer Weile der stillen Beobachtung gesellte sie sich zu der alten Frau.
    »Ich soll Sie von der Moni grüßen«, sprach sie in den Rücken der Kittelschürze. Die Riedeneinerin ließ ihre Hände sinken, legte ein Kleidungsstück in den Korb zurück und drehte sich langsam um.
    »Die Moni? Aha. Soso.« Ein misstrauischer Blick tastete ihren Pensionsgast ab, dann nahm die Frau ihre Arbeit an der Wäschespinne wieder auf. »Wie geht’s ihr denn? Lang hab ich nix mehr gehört von ihr.«
    »Gut, denke ich.« Elke sah auf den Horizont, dort wo Wälder und Gebirge den Himmel begrenzten. »Sie ist fleißig, und alle mögen sie da oben auf der Hütte.«
    Frau Riedeneiner nickte, ließ sich aber nicht stören. »Ja, arbeiten hat sie schon immer gekonnt. War ein braves Kind. Nur ihre Reise damals, also«, die sehnigen Arme, überzogen mit einer welken Haut, sanken langsam hinunter, »die hat kein gutes Ende genommen. Seitdem hatte sie Flausen im Kopf. Hier auf dem Hof wollte sie nicht mehr sein. Ja, wo gibt’s denn so was!« Nachdem sie das letzte Kleidungsstück in die Herbstluft gehängt hatte, griff Maria Riedeneiner den Wäschekorb und ging, ihren Gast dabei zur Seite schiebend, zurück ins Haus. »Gell, Sie räumen noch Ihr Zimmer?«, herrschte die Wirtin sie an.
    Elke lächelte und spitzte die Lippen. »Ja, alles schon gepackt. Aber ich bekomm noch Besuch.« Den Blick, den die Alte ihr zuwarf, hätte sie liebend gerne festgehalten.
    »So! Aha. Besuch. Sicher ein Mann, oder?« Ohne die Antwort abzuwarten, ging sie weiter in den Hausflur hinein.
    »Ja«, rief Elke ihr lachend hinterher, »wir sehen uns nur kurz einen Film an.« Bestimmt würde von der Servierkraft bis zum letzten Gast jetzt das ganze Haus davon erfahren. Sie nahm an, dass der erwähnte Film im Laufe der nächsten Viertelstunde beim Weitertratschen zum Porno mutierte. Schön, dass sie noch etwas zur Fantasie dieser Leute beitragen konnte, freute sie sich höhnisch.

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Hirschspuren
    Der Münchner Autogroßhändler war schon in der bläulichen Dämmerung des Tages mit seinem Deutschen Drahthaar-Jagdhund aufgebrochen. Die Fahrt über den Königssee in der Stille des Morgens, vorbei am kleinen Kirchlein, war ein teurer Sonderdienst. So früh fuhr keines der Ausflugsboote. Der Aufstieg, geplant war eine stramme Wanderung hoch zum Funtensee mit kurzer Rast und anschließendem Abstieg, kam ihn härter an als gedacht. Das Sitzen im Büro mit Isarblick oder im bequemen Limou ­sinensessel aus Leder, ja sein ganzer behäbiger

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