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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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immer gleichen Ablauf zu haben. Dazu gehörte, dass man im Haus Riedeneiner länger blieb. Man sei ja schließlich, die Frau war eine Nuance lauter geworden, kein Stundenhotel. Ein Mann lachte auf, dann folgte Schweigen und das Geklapper von Kaffeegeschirr.
    »Sag mal Manfred, haben wir tatsächlich das Jahr 2010? Ich fühl mich, als steckten wir tief in den Fünfzigern.«
    »Dass es solche Reservate für retardierte Sommerfrischler noch gibt, ist schon ein Wunder«, er lachte hämisch. »Aber sicher kennen die sich«, er sagte das absichtlich laut, »auf dem Obersalzberg gut aus.« Das gerade wieder einsetzende Gemurmel der anderen Gäste erstarb erneut.
    Elke sah Manfred überrascht an. Das waren Sätze, die sie von ihm so nicht erwartet hätte. Mit einem Gesichtsausdruck der Hochachtung prostete sie ihm mit der Kaffeetasse zu. »Nur gut, dass wir gestern schon bezahlt haben«, meinte sie. »Dann können wir den Laden hier gleich verlassen. Gepackt hab ich bereits.«
    Manfreds selbstbewusste Sätze hatten ihren Ursprung in einer Liebesnacht, die noch in ihm nachklang. Denn wie es schien, war ihm die Wiederaufnahme seiner alten Beziehung geglückt. Nach dem Abendessen am See, auf dem Weg zurück in die Pension, war das anfängliche Unterhaken schnell einem engen Umschlingen gewichen. Elke fühlte wieder die alte Vertrautheit, und Manfred wollte endlich den Nachtisch, von dem Elke gesprochen hatte. Die kribbelnde Zuneigung nahm schnell, kaum zurück im Zimmer, griffige Ausmaße an. Nicht, dass beide direkt übereinander hergefallen wären, aber zielstrebig gingen sie das abendliche Hauptprogramm an. Das gegenseitige Entkleiden geschah geübt und zeitsparend. Elke musste einmal auflachen, einfach so, während Manfred glücklich brummte.
    Als beide auf das Bett gefallen waren, warfen sie wie auf Stichwort die Oberbetten zu Boden. Die dicken Daunenkissen störten nur. Doch kaum hatten sie begonnen, sich genießerisch aufeinander einzulassen und dünner Schweiß ihre Körper überzog, war es um ihn geschehen. Er bäumte sich fluchend auf und fiel Sekunden später stöhnend in sich zusammen. Bei aller Frische des erotischen Nahkampfes waren gerade Manfreds Erwartungen so nicht erfüllt worden. Er hatte sich das Zusammensein leidenschaftlicher und irgendwie ausdauernder vorgestellt. Elke hatte nur bedauernd aufgeseufzt. Das unerwartet frühzeitige Ende war jedenfalls nicht ihre Schuld gewesen und bis dahin hatten ihr sei ne Bemühungen gefallen. Tröstend hatte sie seinen nassen Nacken gekrault, und er war noch lange auf ihr liegengeblieben.
    Trotz des unrühmlichen Endes ihres Liebesspieles und der an schließenden unruhigen Nacht auf schwankenden Matratzen, fühl ten beide sich an diesem Morgen mit Energie geladen und hellwach.
    Als Elke mit ihm den Frühstücksraum verließ, verebbten erneut die Gespräche der anderen. Sie sah von Tisch zu Tisch auf die kleinkarierten Hemden, die Kniebundhosen und die mit zu viel Haarspray hochgehaltenen Dauerwellen. Sie grinste und sprach noch in der Tür: »Irgendwie tun die Leute mir leid. Die müssen jetzt tagelang diese weichen Semmeln essen. Aber vielleicht ist das ja gut für ihre Zähne.« Manfreds lautes Auflachen verebbte im düsteren Gang. Sie hatte ihre Hand auf sein Schulterblatt gelegt und ließ sich führen.
    Nach dem Zähneputzen, Elke machte das immer erst nach dem Frühstück und hielt das für die konsequentere Zahnpflege, verstaute sie den Waschbeutel im Rucksack. Beim Kramen im Gepäck stieß sie auf eine Videokassette.
    »Die hab ich ganz vergessen«, meinte sie verblüfft und tastete nach ihrem Mobiltelefon. Mit einem Wink beschwichtigte sie Man freds fragenden Blick und wählte eine Nummer. »Ja, Servus, Alois, genau, die Elke. Entschuldige die frühe Störung. Ich weiß, ich werde zur Plage. Aber hattest du mir nicht angeboten, ein Abspiel­ gerät zu besorgen? Sollte mit Cinch-Steckern laufen, ein Scart- Kabel hat bei dem Trümmer-Fernsehen hier keinen Zweck.« Sie lauschte der bummeligen Stimme Heustapels, der gerade seinen Sohn für den Kindergarten fertig machte. »Ja, ist gut, dann warte ich. Etwas Herrenbesuch wird mir guttun.« Sie feixte mit ihrer Miene Manfred zu. »Ich hab ja bis zehn gebucht, bis dahin bist du sicher längst bei mir. Mach’s gut und bis gleich.«
    Sie legte ihr Telefon weg. »Das Video muss ich noch sehn, be vor ich wieder aufsteige. Vielleicht kann der Kollege es danach direkt zurückbringen.« Versonnen schaute sie zu Boden. »Ich

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