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Frettnapf: Roman

Frettnapf: Roman

Titel: Frettnapf: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murmel Clausen
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zufrieden. Maren setzt ihn sich auf Schoß, und ich sehe ihn das erste Mal so richtig an, während sie ihre Brust in einen BH packt, der vorne eine Klappe hat. Ich musste kurz hinsehen, ich bin auch nur ein Mann.
    Emil-Noel ist mir wie aus dem Gesicht geschnitten. Er ist ein verdammter Mini-Me, gerade so, als hätte man Maren nicht mit meinen Spermien befruchtet, sondern ihr einen Klon von mir eingesetzt. Von Maren ist nichts, aber auch gar nicht in dem Knirps zu entdecken. Da mir die Ähnlichkeit schon fast grotesk vorkommt, entgleisen mir vermutlich die Gesichtszüge. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum Maren ihren kleinen Emil-Noel ansieht und mir dann erklärt, dass die meisten Bekannten finden, er gehe eher nach Ralf als nach ihr.
    Meinem Lachen wird mit Unverständnis geantwortet. Maren hat das wohl ernst gemeint und setzt hinzu, dass es doch unglaublich ist, wie sich Säuglinge bemühen, dem Vater zu ähneln. Ich sage nichts dazu, lasse sie ihre Verblendung genießen, mache mir nur eine geistige Notiz, mal zu googeln, ob da wirklich was dran ist. Denn eine Tochter, die potenziell wie Sven aussieht, wäre in der Tat etwas, mit dem ich mich besser schon vor ihrer Geburt anfreunde. Armes Kind.
    Marens Handy vibriert auf dem Couchtisch. Sie nimmt es mit dem kurzen Kommentar, dass das wohl Jessi sein wird, bestätigt die Vermutung durch ein kurzes Nicken und nimmt dann das Gespräch entgegen.
    » Bist du vor der Tür ?«, ist ihre erste Frage, und ich schiebe sofort Panik. Mir fällt kein vernünftiger Grund ein, warum Jessi hier vor der Tür stehen sollte. Wie schon gesagt, besteht der Kontakt zu den Heinzes vorrangig in dem Eintrag ihrer Rufnummern in unseren Telefonen. Vor allem Jessi hat in den vergangenen Monaten kein einziges Mal Maren oder Ralf erwähnt, geschweige denn mit ihnen gesprochen.
    Ich flüstere Maren zu, dass ich nicht da bin, sie runzelt die Stirn, schüttelt den Kopf in Unverständnis. Zum Glück schaltet sie aber schnell und erkundigt sich bei Jessi, ob ich denn auch mitkäme. Die Antwort höre ich nicht, sehe nur das Erstaunen in Marens Gesicht steigen.
    » Das musst du mir gleich alles in Ruhe erzählen. Ich mach dir auf«, beendet sie dann das Telefonat und wendet sich mir zu.
    » Sie ist unten und wird in einer Minute hier oben sein. Was ist los?«
    Ich stottere, dass Jessi ihr das sicher gleich brühwarm servieren wird, und betone, dass ich auf keinen Fall hier von ihr erwischt werden möchte.
    » Erwischt?«
    » Na ja, falsches Wort. Aber… wo kann ich mich verstecken?«
    » Das ist nicht dein Ernst.«
    Doch, ist es. Und ich habe auch schon ein ideales Versteck gefunden– das Nebenzimmer. Ich stehe auf, Maren ebenso. Doch als sie bemerkt, dass ich auf das andere Zimmer zusteuere, bremst sie mich.
    » Komm, du gehst einfach im Hausflur eine Etage höher, wartest, bis Jessi hier drin ist, und dann verschwindest du. Wir telefonieren dann später.«
    Ein top Plan, gestehe ich und folge meiner Ex-Flamme zur Tür. Doch dort klopft schon Jessi an. Maren wirbelt zu mir herum, deutet auf das Kinderzimmer, doch ich schüttle den Kopf. Das will sich Jessi bestimmt anschauen. Stattdessen hetze ich auf leisen Sohlen zurück und lande so im Heinz’schen Schlafgemach. Ich schließe die Tür und höre gedämpft, wie die beiden alten Freundinnen sich begrüßen. Ist ja eine Ewigkeit her, Mann, bist du fett geworden, komm rein, ich muss dir so viel erzählen.
    Während Jessi und Maren im Wohnzimmer Citronellatee trinken (Kennst du den auch von der Geburtsvorbereitungsgruppe?) und sich unterhalten, schäme ich mich dafür, sie zu belauschen. Ich habe wenigstens kurz versucht, höflich zu sein und aus dem Fenster zu schauen, doch meine Neugier hat recht schnell die Oberhand gewonnen. Es ist ja auch verdammt interessant zu hören, was die eigene Verlobte einer guten Bekannten so zu berichten hat– noch dazu, wenn es gerade um gefühlt alles geht.
    Wie erwartet wird Jessi zunächst mit demselben Baby-Info-Gespräch berieselt, das ich auch schon über mich ergehen lassen musste. Von Emil selbst hört man nur ab und an ein Glucksen, sonst benimmt er sich offenbar vorbildlich. Wobei ich nicht ganz genau weiß, wie sich Neugeborene so verhalten; meine intensive Vorbereitung aufs Vaterwerden hat sich bislang ausschließlich auf die Geburt und die dazugehörigen Besorgungen beschränkt. Pädagogisch stehe ich bei null, aber immerhin liegt das Standardwerk » Babyjahre« auf meinem Nachttisch. Auch

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