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Frettnapf: Roman

Frettnapf: Roman

Titel: Frettnapf: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murmel Clausen
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wenn ich an den im Moment nicht rankomme, da mir der Zugang zu meinem Schlafzimmer verwehrt ist. Egal, Jessi ist ohnehin durch eine Bekannte auf das pädagogische Konzept Emmi Piklers aufmerksam gemacht worden, das ihr nun besonders zusagt und meinen Kauf der » Babyjahre« schon wieder redundant macht.
    Ich schalte während Marens Monolog auf Durchzug und verpasse so fast Jessis geschickten Übergang von Babykotze auf uns.
    » Ich will zur Zeit auch nur noch kotzen«, sagt sie, worauf Maren seufzt, dass sie das in ihrer Schwangerschaft auch hatte. Allerdings nur in den ersten Monaten.
    » Nee, nicht wegen Matilda, sondern wegen Jens«, erwidert Jessi. Damit hat sie Marens volle Aufmerksamkeit, denn wenn es eine Sache gibt, die besser ist als Baby-Talk, dann Beziehungsquark. Ein für mich extrem glücklicher Umstand, denn anders würde ich sicherlich nie ungefiltert erfahren, was meine Verlobte zu unserer Situation zu sagen hat.
    Sie beginnt mit dem Augenscheinlichen: Dass sie einfach mal rausmusste und ich das in den falschen Hals bekommen habe. Denn statt ihre Rückkehr ordentlich vorzubereiten, indem ich mal die Wohnung putze, Blumen kaufe oder einfach nur vor Freude platze, habe ich ihrer Meinung nach hohlgedreht und mich selbst kasteit. Sie hätte nie gedacht, dass ich ein so schwaches Nervenkostüm habe, vor allem aber nicht, wie scheißegal es mir ist, dass sie unser Kind erwartet. Dass sie » na ja, eigentlich Svens« hinzufügt, schmerzt nur kurz, denn den Fehltritt mit dem Frettchenzüchter kann sie sich noch immer nicht erklären. Maren lacht und wirft ein, dass ihr eigener Blackout mit mir auch noch ein großes Rätsel für sie ist. Wenigstens war es aber ein Blackout interruptus, steuert Jessi bei, und ich lache in mich hinein. Deswegen liebe ich sie so sehr.
    Zum Glück weiß Jessi, dass Maren und ich einmal kurz miteinander geschlafen haben, zumindest damit begonnen haben, um dann aber doch abzubrechen. Und bislang hatte es immer den Anschein, dass sie damit auch kein Problem hat.
    » Weißt du«, sagt sie jedoch nun, » manchmal gibt Jens mir das Gefühl, dass ich eben doch nur die zweite Wahl bin.«
    » Quatsch.«
    Ich schlage drei Kreuze, weil Maren meinen ersten Gedanken dazu laut ausspricht. Leider kann ich sie nicht sehen und sicher sein, dass sie dazu auch die benötigte entsetzt-ernste Mine macht.
    » Aber warum ist er dann manchmal so abwesend? Wieso sperrt er sich stundenlang in sein Zimmer ein, um angeblich zu arbeiten? Ich meine, dass er da drinnen hockt und nichts macht, kann ich hören.«
    » Lauschst du an seiner Tür?«
    » Nee. Aber seine Tastatur ist so laut, dass es mir auffällt, wenn er sie mal benutzt. Ansonsten ist da immer nur alle paar Sekunden ein Mausklick zu hören. Oder viele, schnell hintereinander. Dann spielt er irgendein Onlinespiel.«
    Ich notiere, dass ich unbedingt eine leisere Tastatur und Maus kaufen, meine Zimmertür abdichten oder mir ein Büro außerhalb unserer Wohnung suchen muss.
    » Vielleicht liest er ja. Oder überlegt«, verteidigt mich Maren.
    » Kann sein. Aber wenn er mir dann erzählt, dass er absolut keinen Plan hat, wie und wovon wir in fünf Jahren leben sollen… Mann, Maren. Ich hatte Typen, die am Tag das verdienen, was Jens im Monat macht. In einem guten Monat.«
    Das ist ein Schlag ins Gesicht. Auf der einen Seite ist es vielleicht verdient, dass ich mal Jessis ungeschönte Einschätzung der Dinge zu hören bekomme, ich habe sie mit meiner schließlich auch nicht verschont. Andererseits geht das nun etwas zu weit. Sie rudert zwar zurück und betont, dass die Typen schließlich größtenteils egomanische Volltrottel gewesen seien, doch bleibt der Nachgeschmack, dass ich ein zahlungsunfähiger Loser bin. Stimmt ja auch, doch das geht eigentlich nur uns was an. Dachte ich.
    Jetzt bereue ich es, hier gefangen zu sein, verlasse meinen Lauschposten an der Tür und setze mich auf Ralfs und Marens Bett. Eines steht fest: Ich brauche das Geld von Bülent, der mich eigentlich anrufen wollte, wenn er mich braucht. Und wenn es nur ist, um mich selbst wieder etwas wohler zu fühlen und mich Jessi gegenüber normal zu benehmen. Als es bei uns funkte, hatte ich gerade von meinem Vater eine recht ordentliche Summe zugeschoben bekommen, um mein Nichtsnutzdasein zu beenden und wenigstens mal die Wohnung aufzumöbeln. Das hat leider nichts genutzt, da ich das Geld nach und nach für die alltäglichen Einkäufe und Kosten verbraucht habe, statt es ordentlich

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