Freude am Durchblick
Außenwelt aus den Augen und richtet sich in seiner eigenen Welt ein. Er verliert den Blick fürs große Ganze und denkt in Details. Die immer schlechtere Wahrnehmung der Außenwelt lässt diese auch immer bedrohlicher erscheinen. Sehr häufig finden wir bei stressbedingter Kurzsichtigkeit ein Ursprungstrauma.
Wenn der Kurzsichtige an sich und seinen Beziehungen etwas ändern möchte, kann eine Sehtherapie gute Dienste leisten. Einem stark Kurzsichtigen ohne therapeutische Unterstützung die Brille wegzunehmen, ist jedoch nicht der richtige Weg. Ein langsames Reduzieren der Kurzsichtigkeit mit therapeutischer Begleitung hilft ihm besser, sein Leben schrittweise neu zu sehen, anders zu bewerten und die Zukunft bewusst zu gestalten.
Im Rahmen einer Sehtherapie können die mit stressbedingter Kurzsichtigkeit zusammenhängenden Ängste und Blockaden aufgelöst und abgebaut werden.
Beispiel: In meine Praxis kam die 80-jährige Else. Sie hatte eine Kurzsichtigkeit von – 4,5 Dioptrien und inzwischen eine Makuladegeneration entwickelt. Insbesondere konnte sie die Farbe Rot nicht mehr wahrnehmen. In der Anamnese berichtete sie von einem traumatischen Kriegserlebnis. Im Alter von 24 Jahren hatte sie einen Überfall russischer Soldaten erlebt. Aus Angst vor Vergewaltigung hatte sie ihre Kinder so heftig zum Schreien gebracht, dass die Soldaten von ihr abließen. Am nächsten Morgen war sie aufgewacht und hatte festgestellt, dass sie extrem schlecht sehen konnte. Später hatte ein Augenarzt eine Kurzsichtigkeit von – 4,5 Dioptrien festgestellt. Erst in meiner Praxis war es ihr 60 Jahre später möglich, dieses Ereignis zu konfrontieren und im Rahmen der Sehtherapie zu lösen. Ihre Kurzsichtigkeit verbesserte sich spontan allein durch diese Sitzung
um 1,5 Dioptrien. Durch eine Lichttherapie verbesserte sich zudem ihre Makuladegeneration. Drei Wochen später rief sie mich an und teilte mir freudig mit, dass sie die roten Geranien auf ihrem Balkon wieder als rot wahrnehmen konnte.
Zwei Typen von Kurzsichtigen
In meiner Praxis zeigen sich zwei Typen von Kurzsichtigen:
» Der typisch Kurzsichtige ist durch Druck von außen kurzsichtig geworden. Er will immer genauer die Details erkennen, weil er darin seine Sicherheit findet. Immer mehr verengt sich seine Außenbeziehung und er verlangt häufig nach einer immer stärkeren Brille. Dahinter steckt in der Regel eine nicht konfrontierte Angst, oftmals verbunden mit Kontrollmustern. Typische Berufsgruppen sind Uhrmacher, Zahnärzte, Softwareentwickler (EDV-Leute) und vor allem Juristen. »
Der atypisch Kurzsichtige hat sich aus sich heraus von der Welt abgewandt und lebt in seiner selbstgeschaffenen Welt. Sehr häufig handelt es sich hierbei um hochsensible und intelligente Menschen, denen es nicht so wichtig ist, ob sie gerade alles scharf sehen oder nicht, da sie ohnehin in ihrer eigenen Welt leben. Typische Berufsgruppen sind Schriftsteller, Künstler, Maler etc.
KJB: Im Kontakt mit anderen Menschen spürte ich als Kurzsichtiger sehr viel Stress und wie ich mich hinter meiner Brille geradezu verschanzte. Sehr häufig spürte ich einen starken Druck um meine Augen herum, insbesondere wenn die Situation angespannt war oder ich im Kontakt mit anderen unbedingt mein Anliegen durchsetzen wollte. Ich war früher nicht in der Lage, mein Gegenüber zu fühlen, und versteifte mich in Gesprächen meistens auf meine Argumente. Als ich 1990 meine erste Sehtherapiestunde bekam, bei der ich aufgefordert wurde, meinen Blick zu lockern, spürte ich eine ungeheure Aggression, und eine nackte Panik erfasste mich.
Als ich nach der Stunde jedoch raus in die Natur ging, war mir, als würde ich mit einem freundlicheren Blick als bisher auf die Blumen und Bäume um mich herum schauen. Im Laufe der Jahre lernte ich Mitgefühl zu entwickeln. Ich machte die Erfahrung, dass im Rahmen meiner Entwicklung von Mitgefühl mein
»Augenblick« weicher und ich selbst flexibler wurde. Der Kontakt zu meinen Mitmenschen wurde liebevoller.
Im Alltag stellte ich fest, dass ich immer mehr bereit wurde, eine reduzierte Therapiebrille zu tragen. Man könnte sagen, dass ich im Verhalten stressfreier und wahrnehmender geworden bin. Ich hätte mir gewünscht, schon damals Ursula Büchler kennengelernt und konsequent die Sehtherapie verfolgt zu haben. Dies hätte sicher auch meinem Beziehungsleben und meinem entspannteren Umgang mit der Realität gutgetan.
Kurzsichtigkeit und Imagination
Kurzsichtige tun sich
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