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Freude am Durchblick

Freude am Durchblick

Titel: Freude am Durchblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Buechler , Klaus Juergen Becker
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emotional gespeicherte Erfahrungen hochkommen, die zum Beispiel durch systemische Intervention (Vaterauge, Mutterauge etc.) gelöst werden können. So bereitet die Therapiebrille therapeutische Prozesse vor und begleitet den Klienten auf seinem Therapiefortschritt.
    Bild 55
    Die Therapiebrille bei Kurzsichtigen
    Den kurzsichtigen Klienten unterstütze ich durch eine unterkorrigierte Brille dabei, leichteren Zugang zu seinem Fühlen zu bekommen. Die Differenz zwischen dem mentalen (fokussierten) und emotionalen (peripheren) Sehen wird mit ihr verringert. Die Therapiebrille nenne ich auch »Fühlbrille«.
    Bei schwach Kurzsichtigen reicht es statt der Therapiebrille oft aus, wenn der kurzsichtige Klient seine Brille in vertrauter Umgebung abnimmt. Klienten mit höheren Brillenstärken, zum Beispiel – 5,0 Dioptrien, leiden beim Sehen ohne Hilfsmittel verständlicherweise unter Unsicherheitsgefühlen. Es ist nicht sinnvoll,
ihnen von heute auf morgen die Brille abzunehmen. Vielmehr empfehle ich zwei oder drei Brillen mit verschiedenen Stärken, wenn es dem Klienten aufgrund der hohen Kurzsichtigkeit nicht möglich ist, ohne Korrektur den Alltag zu bewältigen: eine »schwache« Brille für private Zwecke und eine »starke« Brille für berufliche Situationen oder Autofahrten. Für private Zwecke ist auch eine Rasterbrille mit Löchern innerhalb schwarzer Plastikscheiben hilfreich, die den Kurzsichtigen beim Entspannen unterstützt.
    Praxisbeispiel
    In meine Praxis kam der 55-jährige, stark kurzsichtige Sebastian. Er arbeitete als Informatiker für ein EDV-Unternehmen und trug harte Kontaktlinsen mit einer Stärke von rechts – 9,0 und links – 7,5 Dioptrien. Sein Augendruck lag bei 20 Millimetern HG gerade noch unter dem kritischen Bereich, der bei 21 Millimetern HG beginnt. Er fühlte sich in seinem Beruf und in seinem Privatleben überfordert und bemerkte, dass er kurz vor dem Burn-out stand. Seine Körperbewegungen waren angespannt und eckig. Auch seine Stimme wirkte angespannt. Wie es für extrem Kurzsichtige typisch ist, war er sehr stark mental ausgerichtet und hatte ein ausgeprägtes Kontrollmuster entwickelt. Er war jedoch bereit, sich mit seinen Kontrollmustern zu konfrontieren und seinem Leben eine neue Richtung zu geben.
    Bild 34
    Stark überdehnte Netzhaut
    Als erste Intervention gab ich ihm eine überstarke Lesebrille von + 2,5 über seine Kontaktlinsen. Ich forderte ihn auf, diese Brille nicht nur am PC zu benutzen, sondern möglichst ganztägig im Büro zu tragen. Durch die leichte Unschärfe in der Ferne regte ich sein peripheres Sehen und seine emotionale
Wahrnehmung an. Dadurch wurde zugleich die Augenlinse entspannt. Das Auge und damit der ganze Mensch entstressten sich. Zugleich zeigte ich ihm Augenübungen, welche die Beweglichkeit des Auges und einen besseren Stoffwechsel anregten.
    Nachdem Sebastian vier Wochen lang die Augenübungen gemacht und die Therapiebrille getragen hatte, kam er wieder in meine Praxis. Die Überprüfung ergab, dass seine Kurzsichtigkeit auf – 7,0 Dioptrien für beide Augen zurückgegangen war. Durch das Tragen der Therapiebrille, die Augenübungen und sein Sich-Einlassen hatte sich offenbar ein Teil seines erstarrten Vaterthemas gelöst.
    Ich verschrieb Sebastian neue, harte Kontaktlinsen, die bewusst leicht unterkorrigiert waren, sodass er nur eine Sehleistung von 80 % erreichte. Weitere vier Wochen später kam er zu einem dritten Termin in meine Praxis. Nun erreichte er mit den gleichen Kontaktlinsen eine Sehleistung von 100 %.
    Besonders erfreulich war die spürbare Wesensveränderung, die Sebastian in diesen acht Wochen durchlaufen hatte. Sebastian strahlte eine stärkere Ausgewogenheit zwischen Verstand und Gefühl aus, in einer gewissen Weise gingen sogar Ruhe und Gelassenheit von ihm aus. Sebastian berichtete, dass sich seine Paarbeziehung deutlich verbessert hatte und er sich mittlerweile so gut regeneriert hatte, dass der drohende Burn-out abgewendet werden konnte.
    Die Therapiebrille bei Weitsichtigen
    Die Vollkorrektur bei einem Weitsichtigen wird von vielen Optikern automatisch so durchgeführt, dass er möglichst nicht mehr akkommodieren (ausgleichen) muss. Dies führt jedoch in vielen Fällen dazu, dass der Weitsichtige nicht in seine ganze Kraft kommt, weil die Vollkorrektur seine inneren Augenmuskeln und damit den ganzen Menschen zu sehr entspannt. Das heißt, ihm wird die Spannung aus seinen Augen und damit auch ein Stück aus seinem Leben

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