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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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Firma nennen würde, und sei es in der heruntergekommensten Ecke der South Bronx oder direkt neben einer Giftmüllkippe in New Jersey! Es war mir egal, solange es dort ein Telefon und einen Schreibtisch gab.
    »Ich bin im Trump Tower«, erwiderte er. »Wir treffen uns in der Lobby.« Xander legte auf, noch ehe ich Gelegenheit hatte, weitere Fragen zu stellen.

Ich saß auf dem Papierstreifen auf dem Untersuchungstisch und versuchte, mich auf die Frage zu konzentrieren, ob man wohl ein Vermögen machen konnte, wenn man diese traurigen blauen Kittel durch hübsche bunte Kimonos ersetzte. Draußen vor der Tür hörte ich den Morsecode von Sheilas Absätzen, die von einem Behandlungsraum in den nächsten ging. Ich dachte kurz daran, mich einfach wieder anzuziehenund wegzulaufen. Vielleicht würde die gute Frau Doktor ja einfach vergessen, dass ich überhaupt da gewesen war. Doch dazu kam es nicht.
    »Jules«, sagte Sheila, als sie zu mir hereinkam und einen Blick auf meine Karteikarte warf. »Was ist denn los?« Diese Frage erfasste alle zentralen Probleme meines Lebens.
    Meine Worte kamen nur stockend heraus, wie Wasser aus einem Hahn, der seit Monaten nicht aufgedreht worden war. So als wäre Sheila nicht Gynäkologin, sondern Psychologin, stammelte ich: »Ich kam heute hierher, um   … es machen zu lassen   … aber ich kann nicht. Ich bin wie erstarrt. Ich fühle mich schuldig, es machen zu lassen   – und schuldig, es nicht machen zu lassen. Was zum Teufel soll ich bloß tun? Mir läuft langsam die Zeit davon.«
    »Was möchtest du tun?«, fragte sie. Ihr unerschütterlich freundlicher Ton ließ mich daran denken, warum ich mich vor langer Zeit für Sheila als Gynäkologin entschieden hatte. Immer wenn ich dachte, alles an ihr wäre nur Silikon und Gucci, stellte sie auf einer tieferen emotionalen Ebene eine Verbindung mit mir her. Das war schon einmal geschehen, als ich einen Knoten ertastet hatte, der   – Jesus sei Dank   – von allein wieder verschwunden war.
    »Ich weiß nicht, was ich tun möchte.« Ich betonte das
ich weiß nicht,
als würde ich auf einem Golfplatz stehen und gerade einen Ball abschlagen.
    »Dann, meine liebe Jules, wird durch das Nichtstun eine Entscheidung getroffen, und   …« Sheilas so fein mit Kajal nachgezogene dunkelbraune, von Bernsteinsprenkeln glitzernde Augen wurden weich, als sie sich umdrehte und auf ihren Holztisch klopfte. »…   es wird seine Belohnung mit sich bringen, für dich wie für dein Baby.«
    Sie hatte es gesagt. Nicht Embryo, Fötus, Eindringling, Fehler, sondern
Baby
. Und nicht irgendjemandes Baby,
dein
Baby,
mein
Baby.
    Als ich die ungeheuere Tragweite dieser beiden Wörter begriff, begann ich zu zittern. Der Raum um mich herum schwankte. Ich griff mir an die Brust, weil mich ein schmerzhafter Stich durchfuhr. »Mist«, stöhnte ich. »Ich habe einen Herzinfarkt.« Mir wurde schwarz vor Augen, und ich fühlte mich, als würde mir die Zimmerdecke auf den Kopf fallen.
Wenigstens bin ich in einer Arztpraxis,
dachte ich noch, als ein Blitz vor meinen Augen zuckte und ich sie endgültig schloss.
    »Wasser?«, fragte Sheila eine Weile später. Die Arzthelferin neben ihr blickte besorgt drein. Ich versuchte, eine Hand zu heben und nach dem Glas zu greifen, doch ich konnte den Arm nicht bewegen. Sheila hielt es mir an die Lippen.
    »Was war das?«, fragte ich.
    »Eine Panikattacke«, sagte Sheila. »Wie aus dem Lehrbuch. So etwas kommt hier dauernd vor, nur meistens bei den Daddys.«
    »Wirst du mich ins Krankenhaus schicken?« Ich hasste Krankenhäuser, diese Orte, wo Töchter gezwungen wurden, ihre weinerlichen, hilflosen, aufmerksamkeitsheischenden, kettenrauchenden Mütter zu besuchen.
    »Nein, ich werde dich nach Hause schicken«, erwiderte sie. »Nachdem du dich etwas ausgeruht hast.« Sie sah auf ihre Armbanduhr. »Wir sind noch eine Stunde hier, und du kannst gern so lange bleiben.«
    »Ich habe Xanax in der Handtasche.« Meine neueste Klientin war Vertreterin für Psychopharmaka.
    Es gelang Sheila, ihrem Gesicht einen tadelnden Ausdruck zu verleihen. »Auf gar keinen Fall.«
    Es war vermutlich das Beste, das Lorazepam und Clonazepam gar nicht erst zu erwähnen, dachte ich. Es würde schon schwierig genug werden, Mutter zu sein, da brauchte das Baby nicht auch noch zwei Köpfe zu haben.
Mutter zu sein!
Ich hatte schon Angst, dass mich gleich die nächste Welle derPanik niederwerfen würde. Doch ich fühlte mich, wenn überhaupt irgendwie, vor allem

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