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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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jedes Jahr zu Thanksgiving, Weihnachten und Ostern meine Großeltern geschlafen. Jetzt war es ein Arbeitszimmer mit Reihen von Bücherregalen, in denen sich zwischen Sportler-Biografien und Geschichtsbüchern auch der Band ›Grundlagen der Geologie‹ von Dr.   Peter Miller fand.
    Die zweite Tür führte in das frühere Nähzimmer meiner Mutter, wo immer Gläser voller Knöpfe und Körbe voller Stoffreste herumgestanden hatten, aus denen sie Kleider für meine Puppen machte. Im Haushalt der Millers war daraus der Schrein eines früheren Athleten geworden   – unzählige glänzende Trophäen zeugten von den Leistungen eines jungen Mannes.
    Das dritte Zimmer war meines gewesen. Wo einst ein Bett mit Kirschholzkopfteil gestanden hatte, fand sich jetzt ein gerüschtes Himmelbett. Um genau so eines hatte ich meine Mutter jahrelang vergeblich angebettelt. Ich ging hinein undsah mich um. So gern ich mich auch in den mit rotem Kordsamt bezogenen Lehnsessel gesetzt hätte, der einladend in einer Ecke stand, ich zwang mich, meinen Weg fortzusetzen. In der kleinen Kammer nebenan standen still und verlassen ein glänzendes Schlagzeug, Verstärker und zwei Elektrogitarren: schuldig im Sinne der Anklage.
    Gelockt von Mozart wagte ich mich weiter, quer über den breiten Flur. Hinter der nächsten Tür lag das große Schlafzimmer, in dem meine Mutter eine Gefangene ihrer Alzheimer-Krankheit gewesen war und in dem sie, viel zu früh, gestorben war. Ich spähte hinein und sah ihr antikes Bett mit den hohen verschnörkelten Kopf- und Fußteilen aus Kirschholz, das ebenso sehr Thron wie Bett war. Es war mit spitzenbesetzten weißen Leinenlaken bezogen, die sehr denen ähnelten, die sie selbst benutzt hatte. Ich konnte sie dort noch schlafen sehen, ihr Atem im Takt mit Mozarts ›Kleiner Nachtmusik‹. Sie sah zufrieden aus, ihr silberweißes Haar lag ausgebreitet auf den Schultern ihres hellblauen Nachthemds, ihre Augen waren geschlossen. Ich malte mir aus, dass sie Frieden gefunden hatte, dass sie träumte, vielleicht sogar von mir.
    Und da spürte ich es. Zuerst hatte ich das Gefühl, als würde ein schillernder Millionenfisch in meinem Bauch seine Runden drehen. Erst nachdem es sich wiederholt hatte   – zweimal   –, begriff ich, was es war. Die ersten Tritte meines Babys. Durch das Fenster fiel ein Strahl der frischen Wintersonne auf den geflochtenen Teppich. Ich trat in den Lichtfleck und konnte nicht nur mein ungeborenes Kind spüren, sondern auch meine Mom, die diesem Besuch und diesem neuen Leben ihren Segen gab und mir ein richtiges Zuhause wünschte.
    Eine, vielleicht auch zwei Minuten lang blieb ich reglos stehen. »Alles okay da oben bei Ihnen?«, hörte ich Peter Miller rufen.
    »Bin gleich wieder unten«, rief ich zurück, obwohl ich am liebsten für immer in diesem goldenen Heiligenschein stehengeblieben wäre, der sicher ein Engel war   – nicht, dass ich es Jake gegenüber je so genannt hätte. Dann ging ich wieder hinunter.
    »Haben Sie noch einen Augenblick Zeit für einen zweiten Kaffee?«, fragte mein Mieter. »Ich hoffe, Sie geben mir Gelegenheit, noch ein paar Dinge zu erklären.«
    Ah, er wusste also von den Partys. »Ein paar Minuten, ja«, erwiderte ich.
    »Ich möchte mich entschuldigen für all die unzähligen Beschwerdebriefe, die meine Frau Ihnen geschickt hat«, begann Dr.   Miller, als er mir Kaffee nachschenkte. »Ich nehme an, Sie sind auch deshalb hier, um zu sehen, ob ich so verrückt bin, wie diese Schreiben vermuten lassen. Und ich muss sagen, das kann ich Ihnen nicht verübeln.«
    »Oh, nein«, sagte ich. »Nicht doch.«
    »Sie haben alles Recht, meine Frau und mich für ziemlich durchgedreht zu halten. Die Wahrheit ist, sie   – meine Ex   – war   – ist   – nicht gesund   – manisch-depressiv   –, und wenn sie in einer manischen Phase ist, ist sie nicht zu stoppen. Und wie Sie wissen, ist sie auch noch Anwältin. War Anwältin.«
    »Ich habe diese Briefe nie richtig ernst genommen«, sagte ich und konnte nur hoffen, dass ihm nicht auffiel, wie ich mich peinlich berührt wand.
    »Zum Glück. Vielen Dank. Im Übrigen bin ich froh, dass Sie hier sind, denn mit meinen veränderten Lebensumständen   …« Jetzt war er es, der sich wand. »Ich habe die Chance, in vier Wochen wieder an den Kanal zu fahren, und ehrlich gesagt, dieses Haus ist viel zu groß für mich allein. Meine Frau ist weg, die Kinder sind auf dem College. Ich fühle mich hier verloren. Der Mietvertrag

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