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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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sind seine Anspielungen darauf, dass mein Wertesystem eine Schieflage aufweise, eine ganz billige Masche, weil Tom meiner Ansicht nach sehr genau weiß, dass ich, Talia Fisher-Wells, eigentlich zu den Guten gehöre. Meine persönliche CO 2 -Bilanz ist tadellos, und ich würde auch unseren Biomüll richtig entsorgen, wenn unser Hinterhof nur größer wäre. Jeden Monat erübrige ich vier Stunden und helfe in einer
Foodcoop
mit, und das für nichts weiter als einen Extradiscount auf Steckrüben und zwanzig verschiedene Sorten Bohnen. Mein Materialismus würde auf einer Skala von eins bis zehn kaum den Wert fünf erreichen. Würde ich denn zu ihrem Verein gehören, hätten mich die Katholiken längst heiliggesprochen.
    »Vergiss, dass ich davon angefangen habe«, sagte ich. »Warum fährst du nicht eine Runde mit dem Fahrrad?« Und das tat Tom dann auch, während ich weiter
verklempt
vor mich hin grübelte, sogar noch, als ich Henry am Küchentisch geparkt hatte und zusah, wie er mit den dicken Buntstiften kritzelte. Sollte Tom nicht Verständnis dafür aufbringen, wie frustrierend es für mich war, dass meine drei besten Freundinnen alle zu den enorm Wohlhabenden gehörten? Diese drei äußerst liebenswerten Personen zucken nicht mit der Wimper, wenn sie sich ein neues Paar Schuhe kaufen, das sie haben wollen   – ein Verb, das sie mit
brauchen
verwechseln. Wenn ihr Haaransatz herauszuwachsen beginnt, gehen sie zum Friseur, und nicht in den nächsten Drogeriemarkt. Und sie nutzen ihre Bonusflugmeilen für ein Upgrade, weil sie sie nicht für ein Ticket aufsparen müssen   – in meinem Fall für die zweimal im Jahr stattfindenden Besuche bei meinen Eltern in Santa Monica.
    Bin ich neidisch? Ja. Und ich halte diese Charakterschwäche für erbärmlicher als meine Unfähigkeit zur Prozentrechnung. Ich weiß, dass ich ein gesegnetes Leben führe, und ich bin eine Frau, die mit einem solchen Begriff nicht leichtfertig um sich wirft. Ich bin gesund, habe einen Ehemann, und zwar nicht nur irgendeinen, sondern Tom Wells, einen liebevollen Menschen, der noch dazu klug und humorvoll ist. Ich habe Henry, unseren zauberhaften kleinen Jungen, einen Job, der meinen Intellekt fordert, und mein Studienkredit ist auch schon zu fünfundsiebzig Prozent zurückgezahlt. Aber ich kann mir all diese beachtlichen Vorteile noch so oft vorbeten, stets weist die Fiese Fiona mich auf die finanzielle Kluft zwischen meinem Leben und dem meiner Freundinnen hin, die mit jedem Jahr noch größer wird. Neben jeder Einzelnen von ihnen wirke ich, Talia Fisher-Wells, wie ein Dritte-Welt-Land. Was ich von meinem Mann brauche   – nein, haben will   –, ist nicht Verurteilung, sondern Verständnis. Und ich hätte auch nichts dagegen, wenn er mehr verdienen würde.
    »Es geht doch nicht mal allein darum, dass Maine billig ist«, beschwerte ich mich bei Tom, der bald wieder da war und das im Umland gewachsene Gemüse aus den Leinenbeuteln holte, die wir zum Einkaufen in der
Foodcoop
immer in unseren Fahrradkörben hatten. »Ich habe alles gut überlegt. Die Mädels und ich wohnen im Ferienhaus deiner Familie, und im September ist das Meer praktisch warm wie ein Swimmingpool. Wir können Ausflüge um den See machen, wandern, Fahrrad fahren und jeden Abend in eins der traditionellen Hummerrestaurants gehen.«
    »Mir musst du das nicht erzählen, Liebes«, sagte Tom, der eben begann, einen Kopf knackigen grünen Salats zu waschen, während er Henry mit albernen Grimassen unterhielt. »Ich bin jedes Jahr meines Lebens in der alten Hütte gewesen.«
    »Es ist authentisch.« Chloe und Xander waren im letzten Jahr in ein Brownstone-Haus gezogen und hatten sich vondem Innenarchitekten dazu überreden lassen, ein Elchgeweih über den Kamin zu hängen. Ich war mir ziemlich sicher, dass der Vorfahre dieses Viehs im Wohnzimmer des Ferienhauses von Toms Familie hing, eigenhändig geschossen von Großvater Wells. »Chloe hat gerade tausend Dollar für zwei neue Hudson-Bay-Decken ausgegeben.«
    »Na, es wage ja keiner, die Decken unserer Familie neu zu nennen!« In gespielter Empörung schwang Tom die Faust, was Henry dazu verleitete, auch mit seinen pummeligen Ärmchen zu wedeln. Einer seiner Bleistifte traf Pontoon, unseren Hund undefinierbarer Herkunft und gesegneten Appetits, der unter dem Küchentisch döste. Das Tier schüttelte seine haarige Schnauze, und Henry begann so heftig zu kichern, dass ich ihn nicht dazu bringen konnte, mich anzusehen, noch nicht mal,

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