Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
Vom Netzwerk:
hat zugesagt.«
    »Und du wirst ihr also am Geburtstag des Dalai Lama frei geben?«, bohrte die Fiese Fiona sogleich nach. Xander hätte am liebsten ein chinesisches Kindermädchen eingestellt, damit Dash Mandarin lernen konnte. Doch Chloe hoffte, dass eine tibetische Nanny etwas mehr Gelassenheit nach Brooklyn Heights bringen würde.
    »Mich beunruhigt bloß, dass sie so schön ist«, sagte Chloe.»Jamyang ist eins dieser reizenden Geschöpfe mit langem, seidigem Haar.« Chloe also gar nicht so unähnlich, dachte ich. Sie wird schon ihr Leben lang mit einer Puppe verglichen, während ich   – größer und mit Ecken und Kanten überall   – ständig in der Angst lebe, dass irgendwann doch noch jemandem meine frappierende Ähnlichkeit mit Abraham Lincoln auffallen könnte. »Sie fängt am Montag an, ich werde also nächste Woche wieder in die Arbeit kommen.« Endlich. In den letzten vier Wochen, in denen Chloe ohne Nanny gewesen war, hatte ich unseren Job allein bewältigt. Andererseits war Chloe aber auch für mich eingesprungen, als ich letzten Winter meine Eltern besucht hatte. So war unsere Abmachung.
    Chloe und ich dachten uns gerade Ideen für die Anwerbung eines neuen Kunden aus, als Tom mit Henry an der Hand ins Schlafzimmer kam. »Abendessen ist in fünf Minuten fertig«, sagte er. »Die Nudeln sind schon im Topf.«
    »Kocht Tom wieder?«, fragte Chloe. »Habt ihr keine Takeaways da draußen in Park Slope?«
    Als hätte die Familie Fisher-Wells jemals derart mit dem Geld geprasst. »Du kennst doch unser schmutziges kleines Geheimnis. Tom kocht gerne, und sprich ihn gar nicht erst auf Fleckentferner an, sonst waren deine Marmorböden die längste Zeit marmoriert.« Ich versuchte zu lachen. Tom hatte seine hausfraulichen Fähigkeiten der Haushälterin seiner Eltern zu verdanken. »Ich muss jetzt auflegen«, sagte ich, »aber ich denke im Schlaf weiter nach und schreibe dir morgen früh eine Mail.«
    Nach einem kurzen Spaziergang mit Pontoon rundete Tom das Abendessen noch mit einem Pfirsich-Cobbler ab, während wir über Henrys neueste Fortschritte sprachen. Danach stellte Tom mir die Frage, auf die ich schon den ganzen Abend gewartet hatte. »Hast du eine Entscheidung getroffen?«
    »Ja, das habe ich«, erwiderte ich betont gelassen, obwohl ich innerlich gerade Salsa tanzte.
    Tom schob sich den metallenen Steg seiner Brille die Nase hinauf, ein Anzeichen der Sorge, so verlässlich wie bei anderen Männern das Zähneknirschen, und betrachtete dann seine Gabel mit einer Aufmerksamkeit, als wäre sie ein seltenes Fossil.
    »Es bleibt einem ja kaum eine Wahl«, fügte ich hinzu.
    Seit unzähligen Jahren arbeitete Tom in den Ferien stets im Sommerlager Camp Becket in den Berkshires, wohin ich ihm an den Wochenenden meistens folgte   – in den letzten drei Jahren mit Henry im Schlepptau. Alles wirkte so unverdorben da oben: Der klare See und die gleichermaßen klaren Augen der Jungen, die Toms geduldige Zuwendung als Sportleiter genossen; die Steinherberge, die den Namen von Toms Großvater, dem ersten Henry Thomas Wells, trug   – das alles war wie die Rückkehr in eine Zeit, als das Wort Stress noch nicht existierte. Es war wie 1960, auch was Toms Gehalt betraf. Und jetzt lag der Vertrag fürs Sommerlager wieder auf seinem Schreibtisch, aber auch der Vertrag für Option B, einen Sommerjob für Erwachsene: als Rechercheur in Xanders Firma. Als Xander meinem Mann die Stelle angeboten hatte, war mein erster Gedanke gewesen, dass er wohl Mitleid mit uns hatte. Und der zweite, dass die Keatons noch sehr viel reicher sein mussten, als ich angenommen hatte, wenn Tom mit drei Monaten Sklavenarbeit eine solch enorme Summe verdienen konnte.
    Tom hatte erklärt, wenn ich wolle, dass er für Xanders Firma arbeite, dann solle ich es ihm nur sagen, und er würde sich in einen Wall-Street-Anzug werfen. Ich hielt es für ziemlich feige, dass er die Entscheidung nicht selbst treffen wollte, und das sagte ich ihm auch. Natürlich wollte ich, dass er Xanders Jobangebot annahm, aber ich wollte auch, dass er selbst es wollte.
    »Komm, spann mich nicht länger auf die Folter«, sagte er jetzt.
    »Okay«, erwiderte ich und zog das Wort über Gebühr in die Länge. »Ich habe mich für   …«, ich sah auf meinen Teller hinab, »Option C entschieden.« Dafür, dass Tom seine Doktorarbeit abschloss.
    Toms Erleichterung war beinah greifbar. »Das willst du wirklich?«
    »Ja«, sagte ich.
Nein,
dachte ich.
    Nicht zum ersten Mal

Weitere Kostenlose Bücher