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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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schon einmal benutzt?«, fragte ich und zeigte auf die Waschmaschine, deren Ladeluke aussah wie ein von einem Ozeandampfer entflohenes Bullauge.
    »Ja, Ma’am.« Ihre Stimme war leise, ihr Gesichtsausdruck unergründlich. Ich konnte nur hoffen, dass sie auch meinte, was sie sagte, weil ich selbst nicht wusste, wie man dieses spezielle Gerät bediente, ganz zu schweigen von den vielen Sonderprogrammen der erstklassigen deutschen Spülmaschineoder von dem Grill in unserem Ofen, der einem Restaurant zur Ehre gereicht hätte. Warum ich irgendwann mal geglaubt hatte, wir bräuchten so etwas, war mir mittlerweile selbst ein Rätsel. Jedenfalls hatte ich in absehbarer Zeit nicht vor, ein Lamm am Spieß zu grillen. Ich bewundere unsere moderne Haushaltstechnik lieber aus sicherer Entfernung, und zwei meiner schlimmsten Tage im Jahr sind die, an denen unsere elf Digitaluhren umgestellt werden müssen.
    »Die Parkettböden sind aus Bambusholz.« Kultivierte man in Tibet überhaupt Bambus? Wo genau lag ihre Heimat eigentlich   – in der Nähe von China? Nein, Indien. Nein, China. Hätte ich doch lieber das junge Mädchen aus Irland nehmen sollen, das während des Vorstellungsgesprächs in irischem Singsang drauflosgeplappert hatte? »Ich glaube, das wäre hier unten dann erst mal alles«, sagte ich. Ihr Zimmer hatte Jamyang schon gesehen, und die Chintzvorhänge, der kleine Flachbild-Fernseher und die apfelgrün gestrichenen Wände hatten ihr anscheinend gefallen. Es lag im Halbsouterrain, das der vorherige Eigentümer des Hauses stolz das Englische Basement genannt hatte. »Sehen wir mal nach, ob Dash wach ist.«
    Wir nahmen die Hintertreppe, gingen vorbei an der Etage, deren weitläufiger Flur zu einem beeindruckenden Wohnzimmer und Esszimmer führte, und spähten bei Dash hinein, dessen kleine Brust sich wie von einem Metronom geeicht hob und senkte. Ich strich ihm eine blonde Strähne aus der Stirn, doch er rührte sich nicht. Gestern Abend hatte ich ihn lange wach gehalten in der Hoffnung, dass sein Vater noch rechtzeitig nach Hause kommen würde, um ihm Gute Nacht zu sagen. Aber Xander hatte ihn um zwanzig Minuten verpasst.
    »Sisses Baby«, sagte Jamyang. »Sehr siss.«
    »Süß«, korrigierte ich mit langem
ü
. »Aber vielen Dank.«
    »Ja, Ma’am«, erwiderte Jamyang. »Siss.«
    Auf Zehenspitzen schlichen wir in Dashs Badezimmer, wo Jamyang die Flotte an Gummienten musterte und auch die Stapel an Handtüchern, die alle mit Monogramm verziert waren   – DMcK für Dashiel McKenzie Keaton. Wir liefen weiter durchs Spielzimmer und machten dann eine Kehrtwende in den Flur hinein, der zu Xanders literarischem Fort Knox führte. Ich zögerte, ehe ich die Flügeltüren öffnete. Wie sollte ich erklären, dass mein Mann auf zwanzig Schritt Entfernung erkannte, ob ein Besucher die Ausgabe von ›Zärtlich ist die Nacht‹ zum Beispiel falsch unter die gesammelten Werke von Henry James einsortiert hatte? Andererseits, wie standen die Chancen, dass Jamyang sich mit der Erstausgabe eines Romans des frühen 20.   Jahrhunderts gemütlich in eine Ecke verkroch? »Das ist die Bibliothek«, sagte ich und breitete die Arme aus, als wir den mahagonigetäfelten Raum betraten. »Viele, viele Bücher!« Jamyang verzog die Nase. »Tut mir leid, Mr Keaton raucht Zigarren.«
    »Es stinkt«, verkündete sie, und das war auch schon unsere vielversprechendste Unterhaltung an diesem Tag.
    Ich ging durch den großen Raum und öffnete ein Fenster. Als ich mich wieder umdrehte, hatte Jamyang sich gebückt und betrachtete die kunstvollen Blattornamente auf dem dicken gelben Teppich. »Siss«, sagte sie.
    »Er kommt aus Ihrem Land.« Ich konnte nur hoffen, dass wir hier nicht irgendeinen heiligen Gebetsteppich über die niederen Gefilde unserer Brooklyn-Heights-Böden gebreitet hatten, auf die gelegentlich Xanders Zigarrenasche fiel und sein Single-Malt-Whisky tropfte. Jamyang antwortete mit einem Wortschwall. Ich lächelte, ziemlich verständnislos, wie ich fürchtete. Und sie hob die Augenbrauen in einer Art Grimasse, setzte aber gleich wieder ihre gelassene Miene auf, als sie sich aufrichtete und die Reihen der in Leder gebundenen Bücher betrachtete.
    Dies war der erste von mindestens noch einigen weiterenendlosen Tagen, wie mir in diesem Augenblick klar wurde. »Entschuldigen Sie mich«, sagte ich, deutete auf meine Armbanduhr und stürmte hinauf in die oberste Etage in unser großes Schlafzimmer. Dort stand gegenüber vom Ankleideraum in

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