Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese
Salon war zwar etwa sieben Meter lang, doch Basil Worthington hatte eine Stimme, die auch ein Stadion ausgefüllt hätte.
»Möchten wir.«
Für meinen Geschmack klang Jakes Antwort allzu knapp, so als könnte er nicht die nötige Begeisterung aufbringen für unsere prächtige potenzielle Neuerwerbung. Ich bin keine gesprächige Frau, aber ich bin Autorin und hatte instinktiv das Bedürfnis, etwas auszuholen. »Es gefällt uns großartig hier«, fügte ich hinzu. Für eine Krähe klang meine Stimme zu zögerlich, eher wie das Zwitschern eines Spatzen; und als Frau, die ganz simple Ratschläge befolgen sollte, hatte ich bereits den ersten Fehler gemacht.
»Was genau gefällt Ihnen denn so großartig, Mrs Blue?«, fragte die jüngere Frau. Sie trug einen fest gezurrten Pferdeschwanz und ein noch fester gezurrtes Lächeln im Gesicht. Ihren Namen nannte sie uns nicht, was mir seltsam vorkam, ja sogar unhöflich. Ihr Ton war trocken, irgendwie spöttisch. Ich hatte den Eindruck, dass sie mich auf Anhieb nicht mochte. War es mein gottgegebener Stoffwechsel? Sie wäre sicher glücklich, wenn ich mit den Drillingen dreißig Kilo zulegte.
»Mir gefällt die wunderbare Lage, zum Beispiel«, sagte ich.
»Meinen Sie damit die Upper West Side, den Central Park oder unser Gebäude selbst?«, fragte sie fast amüsiert.
»Eigentlich alle drei Punkte.« War mir erlaubt, mich für drei Dinge zu entscheiden, oder gestatteten die Statuten das nicht? »Und die Lobby, sie ist prachtvoll. Ein Glanzstück.« Vier.
»Wollen Sie damit etwa sagen, dass Ihnen dieser Teppich gefällt?« Hätte nur noch gefehlt, dass sie sich den Finger in den Hals steckte, um zu verdeutlichen, dass sie sich am liebsten übergeben hätte.
Was mich daran erinnerte, dass ich dazu gleich zweimal keine Hilfe gebraucht hatte heute Morgen und auch letzte Nacht nicht. Doch ich versuchte, mich zu konzentrieren. »Der Orientteppich? Der große? Der ist … schön«, log ich und handelte mir bestimmt noch weitere Minuspunkte bei ihr ein.
»Nun, Mr Blue.« Mr Worthington riss das Gespräch wieder an sich. »Wie ich sehe, sind Sie Anwalt. Erzählen Sie uns doch von Ihrer Kanzlei.« Er blätterte unsere Unterlagen durch. »Für Steuerrecht, nicht wahr?«
»Geistiges Eigentum. Die Kanzlei, in der ich Partner bin, beschäftigt sich mit Urheberrecht, Markenrecht, Patenten und allem, das mit geistigen Schöpfungen zu tun hat – Literatur, Kunst, das ganze undurchsichtige Universum des Internet, Musik …«
»Ein Musiker«, rief die andere Frau, die eindeutig die älteste im Vorstand war. Vielleicht wurden die Mitglieder auf Lebenszeit gewählt.
»Nein«, korrigierte Jake. »Ich bin Anwalt.«
»Spielt einer von Ihnen beiden ein Instrument?«, fragte sie enttäuscht.
»Ich habe in der Jazzband meiner Highschool Saxofon gespielt«, versuchte es Jake wiedergutzumachen.
Die Frau häkelte an etwas, das wie ein Cape für einen äußerst runden Hund aussah. Sie wirkte recht naiv, oder war ihre Frage doch eine Finte? Hatte sie Angst, dass wir jede Nacht unsere elektrischen Gitarren auspackten und den Verstärker aufdrehten?
»Aber Jake hat schon seit Jahren nicht mehr auf diesem Saxofon gespielt«, schaltete ich mich ein. »Er hat es sogar seinem Cousin geschenkt. Lassen Sie mich Ihnen versichern« – mir fiel auf, dass auch sie uns ihren Namen nicht genannt hatte –, »dass wir kein Instrument spielen, welches auch immer, nicht mal Triangel. Wir haben einfach überhaupt kein Talent.« Diese letzte Bemerkung sollte ein Witz sein, doch keiner lachte.
Die ältere Frau zuckte die Achseln und wandte sich wieder ihrer Häkelarbeit zu.
»Nun gut«, sagte Basil Worthington. »Mrs Blue, reden wir von Ihrem Beitrag zur Familienschatulle. Arbeiten Sie?«
»Ja. Ich schreibe … über Sachthemen.«
»Artikel für wissenschaftliche Zeitschriften oder den Wirtschaftsteil von Zeitungen – solche Sachen?«, fragte der kugelbäuchige Mann. Wie kleine Fliegen bedeckten Kekskrümel seinen roten Pullover.
»Nicht ganz«, sagte ich und warf einen Blick auf die Schokoladenkekse, die uns nicht angeboten worden waren.
»Bei welchem Verlag sind Sie angestellt?«
»Früher habe ich für ›People‹ gearbeitet, doch jetzt bin ich freiberuflich tätig. Ich schreibe Bücher.«
»Bücher! Erzählen Sie uns davon, welche?«
Ich spürte, dass Jake seinen Oberschenkel an meinen presste. »Biografien«, sagte ich.
»Eine Biografin!« Der Mann wirkte geradezu begierig und
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