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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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das feige Ausweichmanöver entschieden.
    »Was wäre Ihnen am liebsten, Mrs Blue?«, insistierte sie. »Dies ist keine Fangfrage.«
    Sagen Sie.
Mit drei Kleinkindern hätte ich in einem Dachgarten immer Angst, dass eins hinunterfällt. Ein Spielbereich wäre sinnvoll, aber wollte ich mich als Mrs Fruchtbar outen? Jake und ich hatten beschlossen, die Schwangerschaft nicht zu erwähnen für den Fall, dass jemand im Vorstand der Meinung sein sollte, Kinder seien zu nichts gut und störten nur den Frieden.
    »Wir würden uns für den Abstellplatz entscheiden«, sprang Jake mir mit einem Vernunftargument bei.
    »Mrs Blue?«, hakte die Frau bissig nach. Sie hasste mich, eindeutig. Hatte ich sie aus dem Ressort gefeuert, das ich bei ›People‹ geleitet hatte?
    Ich sah Jake in die Augen. Sein Blick schien zu besagen:
Antworte auf die gottverdammte Frage.
»Ja, genau, für den Abstellplatz«, sagte ich. Wer konnte keinen zusätzlichen Stauraum gebrauchen?
    »Mr und Mrs Blue«, begann der jüngste Mann des Vorstands. Bis jetzt hatte er geschwiegen   – irgendwie aggressiv, wie ich fand   – und uns in den Sessel zurückgelehnt gemustert. »Was wollen Sie mit der Wohnung eigentlich machen?«
    Eine Crack-Höhle eröffnen? »Was genau meinen Sie bitte mit
machen
?«, fragte ich und hörte Jake, wenn auch nur ganz leise, aufstöhnen.
    »Ich meine die Renovierung«, sagte er. »Ich bezweifle, dass dort seit 1985 auch nur ein einziges Mal gestrichen worden ist. Obwohl die Besitzerin sonst ein wahrer Engel ist.« Er hielt inne, und eine Proust’sche Erinnerungsseligkeit schien über seine Sommersprossen hinwegzuziehen. »Ich bin in diesem Gebäude aufgewachsen, und jedes Jahr an Halloween hat Frau Dr.   Walter Liebesäpfel verteilt. Ich weiß noch, wie ich mal in einen hineinbiss und mir einen Schneidezahn ausbrach.«
    Die Vorstellung, in einen klebrig süßen Liebesapfel zu beißen, verstärkte meine Übelkeit derart, dass ich mich ihrersofort annehmen musste. »Entschuldigen Sie«, sagte ich und sprang abrupt auf. »Mr Worthington, wo ist bitte die Toilette?«
    Er zeigte einen langen Flur hinunter. »Die zweite   – nein, die dritte   – nein, doch die zweite Tür rechts«, sagte er, während ich schon lossauste. Ich öffnete die zweite Tür. Aus einem Wäscheschrank stieg mir der stechende Geruch von Mottenkugeln in die Nase. Mich hatte bereits ein Würgen ergriffen, als ich es bei der dritten Tür versuchte und   – ja!   – eine Toilette fand. Ich übergab mich dreimal und zog jedes Mal die Spülung doppelt. Als ich sicher war, dass ich nichts mehr im Magen hatte, spülte ich mir den Mund aus und wischte mir kraftlos mit feuchtem Toilettenpapier die Stirn ab. Ich sah mich nach einem Fenster um, das ich öffnen konnte, doch es gab keines, und die Worthingtons hatten kein Geld für einen Lufterfrischer oder auch nur eine Schale duftendes Potpourri ausgegeben. Ich wartete noch einen Moment, um wieder Kraft zu sammeln, öffnete dann leise die Tür und ging zurück in den Salon.
    Jake sprach gerade mit Basil Worthington, meinen Mantel über dem Arm. Die anderen Mitglieder des Vorstands waren verschwunden.
    »Geht es Ihnen wieder besser?«, fragte Mr Worthington.
    »Viel besser«, erwiderte ich. Ich wusste, dass ich rot wurde. »Wir waren vorhin indisch essen, wissen Sie.«
    »Fahren Sie jetzt lieber nach Hause«, sagte er zu Jake. »Die kleine Lady braucht etwas Ruhe.« Und wieder dieses Augenzwinkern.
    Als wir im Fahrstuhl hinunterfuhren, fragte Jake mich, ob alles okay sei, sonst nichts. Auf dem Weg durch die große Lobby warf ich extra noch mal einen Blick auf den Teppich. »Horton hat recht. Abscheulich.«
    »Macht nichts«, meinte Jake. »Ich würde mein Herz sowieso an nichts hier allzu sehr hängen.«
    Wir gingen ein paar Schritte weiter. »War’s so schlimm?«
    »Na ja, meine Begleiterin wollte einfach nicht aufhören zu quasseln«, erwiderte er, »obwohl ich ihr ständig Zeichen gegeben habe, den Mund zu halten.«
    Wir hätten Handzeichen ausmachen sollen. »Ich hab’s vermasselt, was?«
    »Hilfreich war die Kotzerei vermutlich nicht.«
    »Worum ging’s, während ich auf der Toilette war?«
    »Eine Reihe von Fragen, wie wir auf die Wohnungsanzeige gestoßen sind, mit dem unterschwelligen Tenor, jemand habe uns ein Vorzugsangebot gemacht.«
    »Wer hat das aufgebracht?«
    »Die Zicke«, sagte Jake, als ich ihm durch die Drehtür nach draußen auf die Straße folgte.
    »Quincy!«, kreischte jemand und stieß

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