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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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Der Vorstand wird Sie mögen, vertrauen Sie mir. Denken Sie nur daran, dass Sie wirken müssen, als würden Sie keinerlei Zweifel kennen, das ist das Wichtigste. Das heißt, stellen Sie keine Fragen. Keine einzige. Null. Sie sollten auch auf keinen Fall erwähnen, dass Sie eine Renovierung planen. Sagen Sie, dass Sie nicht mal die Wände streichen lassen wollen. Vorstände fürchten Renovierungen wie eine Pizza den gefräßigen Fettwanst.«
    »Aber die Wohnung ist in einem schrecklichen Zustand. Haben die da keinen Blick reingeworfen?«
Oder mal hineingerochen?
    »Frau Dr.   Walter hatte schon seit zehn Jahren keinen Besuch mehr. Die Sache ist die«, betonte Horton, »Sie müssen unbedingt den Eindruck erwecken, als fänden Sie alles an dem Gebäude einfach
perfetto
. Geben Sie also keine Kommentare über den unechten orientalischen Stil der Lobby ab oder über die Vorhänge, die günstig angeschafft wurden, aber fünf Zentimeter zu kurz sind   – hören Sie?« Den Teil würde ich hinbekommen, da war ich mir sicher. »Und werden Sie nichtgesprächig. Vorstandsmitglieder interessieren sich nicht für Ihre Persönlichkeit, kein bisschen.«
    »Ich habe ausreichend Geld auf dem Konto, untadelige Manieren und absolut keinen Geschmack«, wiederholte ich mit Roboterstimme.
    »Quincy, das ist kein Witz. Wiederholen Sie: ›Diese Leute sind nicht meine Freunde.‹«
    Als wenn ich das jemals, auch nur eine Sekunde lang, angenommen hätte.
    ***
    Fünf Tage später führte uns ein Diener in weißem Jackett in die Wohnung von Basil Worthington und nahm mir aufmerksam den Mantel ab. Ich fragte mich, ob dieser Gentleman eines Gentleman wohl dazu angehalten war, seinem Dienstherrn zu berichten, ob die Marke auch exklusiv war. Er hängte meinen zwar abgetragenen, aber echten Burberry in einen seltsam leer wirkenden Wandschrank, keine Tennisschläger, Schneestiefel, Wintermützen, Koffer, Einkaufskörbe oder Regenschirme   – lauter Dinge, die jedes Mal aus unserem kleinen, dunklen Garderobenschrank herauspurzelten, wenn wir ihn öffneten. Wir folgten ihm durch ein geräumiges Foyer mit einem glänzenden runden Tisch, dessen Blickfang eine Vase mit Blumen war, die   … unecht aussahen.
    Prima, jemand, der türkisfarbene Seidenrosen mag, wird ein Urteil über uns fällen,
grummelte ich schweigend vor mich hin, während wir in eine Art Salon geführt wurden. Sechs Personen erwarteten uns. Zwei waren Frauen, eine dünn und älter, die andere mollig und in meinem Alter. Unter den Männern war alles vertreten vom Typ im Maßanzug, der jeden Wettbewerb um die meisten Sommersprossen gewinnen würde, über den Gelehrtentyp im Tweedjackett und einen Riesen mit silbergrauem Haar bis hin zu einem blassen kugelbäuchigenDicken in rotem Pullover. Sie alle hatten ein Dossier auf dem Schoß liegen, das vermutlich jeden Cent auflistete, den Jake und ich je verdient, verprasst, gespendet, investiert oder widerwillig an den Staat gezahlt hatten, sowie mehrere Empfehlungsbriefe, die uns beiden einen einwandfreien Charakter attestierten.
    Jake und ich hatten Hortons Ratschläge befolgt und Antworten auf vorhersehbare Fragen eingeübt. Wir nahmen an, dass der Vorstand sexistisch eingestellt war, daher sollte Jake den Großteil des Redens übernehmen. Ich war bereit.
    »Aber setzen Sie sich doch«, dröhnte der Riese, auf dessen geäderter Knollennase eine Lesebrille saß. »Basil Worthington, Präsident des Vorstands«, stellte er sich vor und hielt uns eine Hand so groß wie ein Baseballhandschuh hin, zuerst Jake, dann mir. Ich wartete darauf, dass er uns die anderen Vorstandsmitglieder vorstellte, doch das tat er nicht.
    Mit einem Blick bat der Mann uns, auf einem niedrigen Zweiersofa an einem Lackcouchtisch Platz zu nehmen, auf dem eine Karaffe mit Eiswasser stand und ein Satz genau der gleichen Gläser, in die ich in Dr.   Frumkes Praxis hineingepinkelt hatte. Neben den Gläsern stand ein Kuchenteller mit anscheinend selbst gemachten Schokoladenkeksen. Einige der Anwesenden kauten bereits vor sich hin. Keiner bot uns an zuzugreifen.
    Ich sank in das Polster, lehnte mich zurück   – und fühlte mich einen Meter groß. Also lieber vorbeugen, dachte ich, dann erscheine ich wenigstens wie eine Erwachsene. Jake tat dasselbe. Und so hockten wir da wie zwei nervöse Krähen   – wir trugen auch noch beide einen schwarzen Anzug   – auf einem Stacheldrahtzaun.
    »Sie möchten also in unser Gebäude einziehen«, brüllte Mr Worthington. Der

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