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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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Jules. Ich war zuletzt völlig mit mir selbst beschäftigt gewesen und hatte beide schon seit einer oder vielleicht auch zwei Wochen nicht gesprochen. Als ich Jules’ Antwort las   – »Hab irre viel zu tun, vermiss dich auch«   –, sah die Empfangsdame unter ihrem fransigen Pony hervor und tat mir kund: »Mr Jonas erwartet Sie jetzt.« Dann wandte sie sich wieder ihrer Zeitung zu und fügte hinzu: »Das Eckzimmer am Ende des Flurs.«
    Ich nahm meine Arbeitsmappe und fand das Büro, das dreimal so groß war wie der Empfangsbereich. »Winters Jonas«, sagte der Mann hinter dem Ebenholztisch, der fast so kahl war wie der eiförmige rasierte Schädel des Mannes. Jonas’ Akzent klang nach gutem altem Brooklyn, und auch er war wie die Empfangsdame ganz in Schwarz gekleidet   – Hemd ohne Krawatte, Jeans und Stiefel. Nur seine Augen waren von dem dunklen Blau des Gebetbuchs meines Vaters.
    »Talia Fisher-Wells, schön, Sie zu kennenzulernen. Sehr beeindruckende Probearbeit.« Er schüttelte mir die Hand. Auf einem Tisch hinter seinem Schreibtisch sah ich die spiralgebundene Präsentation, die ich angefertigt hatte. Sie lag zuoberst auf einem Stapel, der vermutlich aus den Probearbeiten der anderen Bewerber bestand, eine in einer knallrosa Schachtel mit Seidenschleife, ein Einfall, den ich bewunderte.
    Jonas’ Stimme war freundlich, was mir gefiel, wie auch der Umstand, dass wir keine Zeit mit Geplauder vertaten. »Danke«, sagte ich. »Es hat mir Spaß gemacht, die Texte zu schreiben.« Was beinahe der Wahrheit entsprach. Wenn ich nicht unter enormem Zeitdruck stehe, denke ich mir gern Werbekampagnen aus für Schultertaschen aus Straußenleder, mineralischen Lidschatten in sieben schimmernden Farbtönen und Porzellanteller mit 1 4-karätigen Entenküken, ideal geeignet für das Kleinkind mit Treuhandfonds   – Produkte, diealle viel inspirierender sind als meine üblichen Fleckentferner, Frischkäse und Tiefkühldiätkost.
    »Sagen Sie, Talia«, begann er und ließ meinen Namen über die Zunge rollen, als wäre er ein guter Wein, »was genau gefällt Ihnen so sehr daran, Werbetexte zu schreiben?«
    Abgesehen davon, dass es mir leichtfiel? Aber war ich wirklich stolz darauf, dass ich mit meinem mir angeborenen Talent   – welches auch immer es sein mochte   – Menschen dazu überredete, Dinge zu kaufen, die sie gar nicht brauchten? Was für eine Verschwendung von Fähigkeiten, für die ich meiner Meinung nach nicht mehr Anerkennung verdiente als dafür, 1,70   Meter groß und Linkshänderin zu sein. Herrje, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs probte in meinem Kopf eine Predigt, merkte ich plötzlich, und versuchte, Ihn zu verscheuchen.
    »Ich liebe die Herausforderung.« Ich wollte entschlossen klingen, aber dennoch entspannt, wenn ich jetzt die Worte wiederholte, die ich eingeübt hatte. »Man muss geschickt mit Sprache und Psychologie umgehen können, wenn man Werbung entwickeln will. Ich versuche immer herauszufinden, wie man beides in eine perfekte Balance bekommt, um die Menschen zu überzeugen. Es ist wie beim Scrabble: Ein großer Wortschatz allein reicht nicht. Es gewinnen nur die Spieler, die zugleich strategisch denken, und das kann ich gut.« Das klang alles sehr vernünftig, fand ich. Vielleicht war ich doch in meinem Element.
    Winters Jonas hatte sich anders hingesetzt, und ein breiter Streifen Nachmittagssonne ließ sein herbes Gesicht beinahe schön erscheinen, wenn man von seiner glänzenden Glatze absah. Er blickte mich aufmerksam an und ich meinte, seine Augen hätten sich aufgehellt. Jetzt wirkten sie eher wie das tiefblaue Meer vor der Küste einer griechischen Insel. Als ich das Büro betrat, war mir nicht aufgefallen, dass er irgendwie attraktiv sein könnte. Doch ich begann, meine Meinung zu ändern.
    »Über Werbetexte nachzudenken ist für mich wie ein Fantasie-Zeltlager fürs Gehirn«, beschloss ich, noch hinzuzufügen.
    »Interessant«, sagte er. »Beschreiben Sie mir doch mal Ihren Managementstil.« Während er sprach, spielte er mit einer großen Muschel, dem einzigen Zierstück auf seinem Schreibtisch. Hatte er die beim Tauchen in einem exotischen Gewässer selbst gefunden? Ich stellte ihn mir in einem schwarzen nassen Neoprenanzug vor. Ich wollte schon immer mal tauchen, doch in Toms Vorstellung von einem Strandurlaub kommen eher morsche alte Ruderboote und Würmer vor.
    Diesmal antwortete ich fast noch schneller. »Ich kremple gern selbst die Ärmel auf und gehe mit gutem

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