Freundlich, aber bestimmt - wie Sie sich beruflich und privat durchsetzen
Kindheit und Jugend von Klassenkameraden gemobbt wurden, ist leicht nachzuvollziehen, warum sie oft so schlecht mit Kritik umgehen können. Manche Heranwachsenden werden auf die Dauer unempfindlich gegen Zurechtweisungen und sehen schlechtes Benehmen irgendwann als einen sicheren Weg an, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Die meisten allerdings wollen, dass ihre Umgebung mit ihnen zufrieden ist, und bemühen sich nach Kräften um die Anerkennung derer, die sie respektieren.
Sind Sie als Kind gemobbt worden?
In etwa achtzig Prozent der Fälle besteht Mobbing unter Schülern in verbaler Gewalt: Die anderen geben dem Opfer verletzende Spitznamen, machen sich lustig, lasten ihm unentwegt Fehler an und reden abfällig über den Gemobbten. Das verbale Mobbing erreicht seinen Höhepunkt zu Beginn der weiterführenden Schule und geht normalerweise von Schülern des gleichen Geschlechts und Alters aus. Inzwischen ist auch Cybermobbing weit verbreitet: bösartige Bemerkungen per SMS, per Mail, im Chat oder in sozialen Netzwerken – was auch bedeutet, dass das Mobbing nun in einen Bereich vordringt, in dem Mobbingopfer sich bisher sicher fühlen konnten: im Schutzraum des eigenen Zuhauses.
Falls Sie als Kind Derartiges erlitten haben, ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie heute nicht mehr darüber reden möchten. Mobbing bewirkt, dass Kinder sich schämen: Sie fühlen sich, als seien sie selbst daran schuld. Sie vermeiden es, jemandem davon zu erzählen, weil sie keine Hoffnung haben (ihrer Meinungnach kann sowieso niemand etwas dagegen tun), und sie sind davon überzeugt, dass es nur schlimmer würde, wenn sie andere einweihen.
Gemeines und aggressives Verhalten wirkt besonders irritierend auf Kinder und Erwachsene aus einem familiären Umfeld, in dem ein rücksichtsvolles, höfliches Verhalten untereinander üblich ist. Wenn man in der eigenen Familie Probleme löst, indem man ruhig und vernünftig miteinander redet, ist es sehr verwirrend, plötzlich Leuten gegenüberzustehen, deren einziges Ziel zu sein scheint, anderen mit böswilligen Kommentaren Leid zuzufügen.
Mobbingopfer gehen meist davon aus, dass die Person, die sie verspottet, einen stichhaltigen Grund dafür hat. Sie glauben daher, sie müssten es nur schaffen, sich zu ändern oder irgendetwas zu verbessern, dann hätten die bösen Bemerkungen ein Ende. Magersüchtige können ihre Essstörung beispielsweise oft zurückverfolgen bis zu einem ersten abfälligen Kommentar ihrer Mitschüler über ihr Gewicht. Erwachsene, die sich für Schönheitsoperationen entscheiden, geben auf Nachfrage mitunter zu, dass der Grund dafür in kritischen Bemerkungen über ihre Nase oder ihre Brüste liegt. Andere tragen Kontaktlinsen oder färben sich die Haare – nur wegen der schmerzlichen Erfahrung, in der Schule als »Brillenschlange« oder »Pumuckl« verspottet worden zu sein.
Falls Sie als Kind gemobbt wurden, kann sich das dauerhaft auf Ihr Selbstvertrauen auswirken. Es mag sein, dass Sie nach der Schule gut mit dem Leben klargekommen sind und die Erinnerung an die Vergangenheit abgesunken scheint, doch dann taucht plötzlich jemand auf, der offenbar mit voller Absicht Dinge sagt, die Sie verletzen, und auf einen Schlag kommt alles hoch und Sie sind wieder das weinende Kind auf dem Spielplatz.
Mobbing am Arbeitsplatz
Mobbing am Arbeitsplatz 1 oder gar in den eigenen vier Wänden ist nicht grundsätzlich verschieden vom Mobbing an Schulen. Der eigentliche Unterschied liegt darin, dass Erwachsene mitunter noch mehr Schuld und Scham verspüren. Daher schweigen die Opfer meist: Sie fühlen sich minderwertig, haben keinerlei Hoffnung und werden manchmal sogar suizidal.
Am Arbeitsplatz kann Mobbing die Form fortgesetzter Einschüchterung haben. Es werden zum Beispiel völlig unrealistische Abgabetermine gesetzt, die Arbeitnehmer dazu zwingen, übermäßig lange im Büro zu bleiben oder Arbeit mit nach Hause zu nehmen, um beruflich zu überleben. Auch jemanden unter scharfe Beobachtung zu stellen oder permanent in Gegenwart anderer zu kritisieren setzt denjenigen auf heimtückische Art unter Druck.
Cary Cooper, Arbeits- und Organisationspsychologe an der Lancaster University, befragte in einer Studie 4000 Personen, die bei der Arbeit gemobbt worden waren. In einem Zeitungsartikel im
Independent
vom 23. Februar 2010 führt er aus: »Egal welche Form Mobbing annimmt, es beschädigt die Selbstachtung und das Selbstvertrauen der Betroffenen sowie deren Gesundheit und
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