Freundlich, aber bestimmt - wie Sie sich beruflich und privat durchsetzen
Leistungsfähigkeit. Es liegt im Interesse der gesamten Gesellschaft, ein solches Verhalten nicht zu tolerieren.«
Damit jemand, der aktiv mobbt, in einer Firma oder einer Schule Erfolg hat, muss es ein Gesamtklima geben, das aggressives Verhalten unterstützt. Das kann dann der Fall sein, wenn die Organisation besonders konkurrenzorientiert ist, wenn die Mitarbeiter unzureichend ausgebildet sind oder wenn es keinen offiziell festgelegten Verhaltenskodex gibt bzw. dieser Kodex gemeinhin ignoriert wird.
Die betroffene Person wird das ihr entgegengebrachte Verhalten selbst meist nicht als Mobbing identifizieren. Sie glaubt in der Regel, einfach nicht gut genug zu sein. Daher arbeitet sie immer härter und bemüht sich, anders zu werden, um endlichAnerkennung zu bekommen. Genau wie ein Schulkind, das glaubt, letztlich selbst schuld zu sein, wenn die anderen es ärgern, finden sich viele Erwachsene mit ständigen Erniedrigungen ab, als hätten sie diese Übergriffe verdient.
Mobbing in der Familie
Auch in dysfunktionalen Familien können Mobbingcharaktere gedeihen. Die britische Beratungsstelle »Relate« klassifiziert Mobbing als eine Spielart häuslicher Gewalt und gibt an, dass jede vierte Frau darunter leidet.
Gibt es gravierende Unterschiede in den Machtverhältnissen (sei es finanziell bedingt oder aufgrund von Status), so werden Menschen mit einer Mobbingneigung dies für sich ausnutzen. Eine typische Taktik sind abfällige Kommentare vor anderen, zum Beispiel: »Meine Frau brauchen Sie gar nicht erst zu fragen, die kapiert das sowieso nicht.« Manche Männer entziehen auch einfach ihre Zuneigung. Mit jemandem zusammenzuleben, der sich tagelang schmollend zurückzieht, kann für die Psyche ebenso schädlich sein wie physische Gewalt.
Genauso wie am Arbeitsplatz hat derjenige, der mobbt, nur dann Erfolg mit seinem Verhalten, wenn seine Haltung akzeptiert wird. Eine Frau, die Mobbing toleriert, signalisiert damit, dass sie es in Ordnung findet, so behandelt zu werden, und dass sie es im Grunde nicht besser verdient hat. Zu schweigen und niemandem davon zu erzählen verstärkt auch in diesem Fall die Macht des Angreifers und die Isolation des Opfers und sorgt letztlich dafür, dass das Mobbing weitergeht. In einer gesunden Beziehung, die von Respekt füreinander geprägt ist, könnte eine zu Mobbing neigende Persönlichkeit niemals zum Zug kommen.
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Wie wird man zum Mobber?
Manche Kinder schikanieren eine Zeitlang andere und hören wieder damit auf; andere dagegen lernen, dass ihnen ein aggressives Verhalten das verschafft, was sie wollen. Natürlich mobbt niemand konsequent und immer – Mobber können überweite Strecken aufgeweckte Menschen sein, mit denen man gerne zusammen ist. Mobbing in der Schule wird von Lehrern oft deshalb nicht bemerkt, weil die Täter auch ausgesprochen intelligent und charmant sein können.
Viele Leute haben den Eindruck, ihr Peiniger könne bis auf den Grund ihrer Seele blicken und finde deshalb immer ihren wunden Punkt. Ihnen ist nicht klar, dass Mobbingtäter nur ein ausgeprägtes Sensorium dafür haben, welcher Kommentar bei ihrem Opfer die größte Wirkung erzielt. Falls das Gegenüber auf eine böse Bemerkung hin einfach nur nickt und lacht, probieren sie etwas anderes aus – ihr feines Gespür für die Reaktionen anderer wäre unter anderen Umständen geradezu vorbildlich. Wenn dem Opfer Tränen in die Augen steigen, wenn es rot wird oder überhaupt auf irgendeine Art reagiert, die über ein lässiges Schulterzucken hinausgeht, weiß der Mobber, dass er einen Punkt erwischt hat, wo es wehtut. Das ist keine Zauberei, sondern nur der gezielte Einsatz emotionaler Fähigkeiten.
Was macht Leute zu Mobbingtätern? Meist treffen persönliche Charakterzüge mit entsprechenden Erfahrungen zusammen. Als Lehrerin hat mich die Psyche von Mobbern immer fasziniert, und sobald ich es schaffte, ein offenes Gespräch mit ihnen zu führen, gaben sie meistens zu, dass sie zu Hause selbst gemobbt wurden, sei es durch ältere Geschwister oder durch ein Elternteil. Manche Mobbingtäter haben keine Fähigkeit zur Empathie: Ihnen fehlt in dieser Hinsicht die emotionale Reife; sie haben nicht gelernt, sich sozial zu verhalten; in die Gefühle ihrer Mitmenschen können sie sich nicht hineinversetzen. Andere haben einfach nur die Erfahrung gemacht, dass Mobbing ein effektiver Weg ist, um zu kriegen, was sie wollen.
Kindern und Jugendlichen mit wenig Selbstvertrauen ist es oft derart wichtig
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