Freundlich, aber bestimmt - wie Sie sich beruflich und privat durchsetzen
kämpfen mit den Tränen.
Früher blieb Mobbing das Geheimnis des von Scham erfüllten Opfers; heute dagegen wird das Problemzum Glück offen thematisiert. An fast allen Schulen 2 und in vielen Betrieben gibt es Anti-Mobbing-Richtlinien, daneben existieren zahlreiche Beratungsstellen. Jeder, der glaubt, gemobbt zu werden, hat das Recht, sich zu beschweren, und kann beanspruchen, dass etwas dagegen getan wird.
Der Termin mit dem Chef
Kehren wir zurück zu der Ausgangssituation: »Herr Barner erwartet Sie pünktlich um 14.00 Uhr in seinem Büro.« Sie sind also zu Ihrem Chef zitiert worden, haben die vergangenen Stunden irgendwie hinter sich gebracht und betreten jetzt sein Büro.
Er bittet Sie, sich zu setzen. Sie versuchen möglichst entspannt zu wirken und ihn anzulächeln. Sie entdecken den Text eines von Ihnen verfassten Berichts auf dem Bildschirm. Ihr Chef erhebt sich und beginnt im Zimmer auf und ab zu laufen.
»Wie lange arbeiten Sie schon bei uns?«
»Mhm, seit drei Jahren.«
»Und wie oft habe ich schon wegen Ihrer Arbeit und Ihrer
Zeitplanung mit Ihnen sprechen müssen?«
»Ein oder zwei Mal.«
»Das muss wesentlich öfter gewesen sein. Was Sie tun, ist einfach nicht gut genug. Sie liefern oft zu spät und Ihre Arbeit lässt die nötige Sorgfalt vermissen. Was haben Sie dazu vorzubringen?«
Was wäre Ihre Reaktion? Wie würden Sie antworten? Wären Sie in der Lage, ruhig und bestimmt aufzutreten, oder würden Sie wütend werden? Könnte es sein, dass Sie beinahe in Tränen ausbrechen, sich wortreich entschuldigen und aus dem Zimmer rennen? Lassen Sie uns die verschiedenen Alternativen durchspielen.
Aggressive Reaktion
»Wie kommen Sie dazu, so mit mir zu reden? Dieser Bericht ist absolut in Ordnung. Ich habe Stunden daran gesessen! Und wenn Sie mir die Sachen nicht immer erst in der letzten Minute geben würden, hätte ich vielleicht noch Zeit für eine zweite Fassung gehabt.«
Indirekt-aggressive Reaktion
»Ach herrje, das tut mir aber wirklich leid, Herr Barner. Was habe ich mir bloß dabei gedacht?« (Das ist definitiv das letzte Mal, dass ich länger bleibe, um für diesen Typen etwas fertig zu machen. Soll er sich seinen Kaffee in Zukunft doch selbst kochen! Und irgendwelche Ausreden erfinde ich auch nicht mehr für ihn, wenn er nicht im Büro ist.)
Passive Reaktion
»Es tut mir furchtbar leid, Herr Barner. Ich mache es gleich noch mal. Es wird nie mehr passieren, das verspreche ich Ihnen. Ich komme von jetzt an immer früher ins Büro, und heute Abend bleibe ich so lange da, bis der neue Bericht fertig ist.«
Selbstsichere Reaktion
»Können Sie mir bitte näher erklären, was nicht stimmt damit?«
»Gucken Sie sich doch die ganzen Fehler hier an.«
»Ich sehe, dass ich mich ein paarmal vertippt habe. Ist denn sonst noch etwas zu bemängeln? Möchten Sie, dass ich den Bericht neu schreibe?«
Auf Kritik reagieren
Es ist nur natürlich, in die Defensive zu gehen, wenn Sie kritisiert werden. Wir haben schon durchgespielt, dass es Gründe geben kann, warum Sie möglicherweise ein besonders großes Problem damit haben, doch generell finden viele Menschen den Umgang mit Kritik schwierig. Wir werden dann oft nervös und wollen uns verteidigen, deshalb reagieren wir leichtzu heftig. Wir erleben Kritik als Zurückweisung – genau wie in Kindertagen.
Können Sie sich an irgendeine Eigenschaft erinnern, die Ihnen als Kind oft zugeschrieben wurde? Galten Sie immer als der Schussel? Oder als die Gierige, die alles für sich allein haben wollte? Oder als Faulpelz? Solche Attribute werden von Kindern als Missfallensäußerung verstanden, dazu kommt die häufig damit verbundene Erfahrung des Liebesentzugs. Wenn wir dann erwachsen sind, können uns bestimmte Wörter oder Wendungen wieder in die Selbstzweifel und die Unsicherheit von damals zurückversetzen.
Die Angst vor Kritik hindert Leute daran, zu sagen und zu tun, was sie wollen, und so zu sein und zu leben, wie es ihnen entspricht. Um negative Kommentare zu vermeiden, werden Erwachsene ebenso wie Kinder nicht selten überängstlich und versuchen sich anzupassen. Eltern beugen sich den Forderungen ihrer Kinder, damit sie nicht als gemein dastehen; Angestellte bleiben immer länger im Büro, um jedem Hauch von Kritik an ihrer Arbeitseinstellung zuvorzukommen; Teenager imitieren das Verhalten ihrer Freunde eins zu eins, um nur ja keine Zurückweisung zu erfahren.
Aggressive Reaktion
Wer aggressiv auf Kritik reagiert, weigert sich
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