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Frevelopfer

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Titel: Frevelopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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sagte Elínborg. »Aber er hatte nichts verbrannt. Was Konráð gerochen hat, war kein Petroleum.«
    »Und?«
    »Wir haben auch überhaupt kein Petroleum gefunden. Ich hatte außerdem nicht den Eindruck, dass Konráðs Aussage in diesem Punkt sehr präzise war. Ich glaube eher, dass er einen Geruch wie den von deiner Jacke wahrgenommen hat. Mehr braucht es gar nicht. Wenn du deine Jacke da vorne auf den Stuhl legst, riecht die ganze Diele danach.«
    »Und was für eine Rolle spielt das?«, hatte Teddi gefragt.
    »Eine ganz entscheidende«, hatte Elínborg geantwortet, zu ihrem Handy gegriffen und Sigurður Óli angerufen.
    »Das Geständnis ist nichts wert«, sagte sie.
    »Wieso das denn nicht?«
    »Konráð denkt, dass er das einzig Richtige tut, indem er die Schuld seiner Tochter auf sich nimmt. Ich glaube, die beiden haben aber nichts damit zu tun.«
    »Wieso denn auf einmal diese Kehrtwendung? Wenn es die beiden nicht waren, wer dann?«
    »Das muss ich noch herausfinden«, sagte Elínborg. »Ich muss morgen früh mit Konráð sprechen. Ich bin mir sicher, dass er lügt.«
    »Mach doch nicht immer alles so kompliziert«, sagte Sigurður Óli. »Ich hab dir doch schon dazu gratuliert, dass du den Fall gelöst hast.«
    »Leider zu früh.«
    Elínborg hatte das Gespräch beendet und sich wieder Teddi zugewandt.
    »Darf ich mir morgen deine Jacke ausleihen?«
    Am nächsten Morgen saß ihr Konráð ein weiteres Mal im Verhörraum gegenüber. Er erklärte, wenig geschlafen zu haben, und mit seinen ungekämmten Haaren und der zerknitterten Kleidung wirkte er in der Tat müde und mitgenommen. Er ging kaum auf Elínborgs Begrüßung ein, fragte aber wie immer nach Nína. Elínborg sagte ihm, dass ihr Befinden unverändert sei.
    »Ich bin der Meinung, du lügst uns da etwas vor«, sagte sie. »Die ganze Zeit hast du die Wahrheit gesagt, aber wir haben dir nicht geglaubt. Dasselbe gilt für deine Tochter, wir haben ihr ebenfalls nicht geglaubt. Du hast dich entschlossen, das Verbrechen auf deine Kappe zu nehmen, weil du lieber selbst ins Gefängnis gehen und ihr das ersparen möchtest. Du hast dein Leben schon fast hinter dir, aber sie ist jung, sie muss eine Zukunft haben. Du hast aber zwei Aspekte nicht berücksichtigt. Nína wird deine neue Version bestimmt nicht bestätigen. Sie wird nicht damit einverstanden sein, dass du die Schuld an dem Verbrechen auf dich nimmst. Und außerdem lügst du.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich weiß es«, sagte Elínborg.
    »Du glaubst einfach nichts von dem, was ich sage.«
    »Doch, einiges, im Grunde genommen sogar das meiste, zumindest bis zu dem Punkt, an dem du Runólfur das Messer an die Kehle gesetzt haben willst.«
    »Nína hat es jedenfalls nicht getan.«
    »Vielleicht kannst du dich nicht daran erinnern, aber du hast mir gesagt, du hättest Petroleum gerochen, als du in Runólfurs Wohnung kamst. Du gingst davon aus, dass er etwas verbrannt hätte. War denn da Brandgeruch in der Wohnung?«
    »Nein, Brandgeruch war es vielleicht nicht.«
    »Du hast also nur etwas gerochen, was dir wie Petroleum vorkam?«
    »Ja.«
    »Weißt du genau, wie Petroleum riecht?«
    »Nein, eigentlich nicht. Es war eben so ein Ölgeruch.«
    »War er sehr stark?«
    »Nein, das nicht. Es hing aber so etwas in der Luft.«
    Elínborg zog die Jacke, die Teddi angehabt und in der Diele aufgehängt hatte, aus der Plastiktüte. Sie legte sie auf den Tisch im Verhörraum.
    »Diese Jacke habe ich nie zuvor gesehen«, sagte Konráð prompt, so als wolle er sich nicht in weitere Schwierigkeiten verwickeln lassen.
    »Das weiß ich«, sagte Elínborg. »Ich möchte dich bitten, sie nicht zu berühren und nicht daran zu schnuppern. Riechst du irgendetwas?«
    »Nein.«
    Elínborg nahm die Jacke, schüttelte sie ein paar Mal, faltete sie zusammen und steckte sie wieder in die Tüte. Dann stand sie auf, brachte die Tüte auf den Korridor und nahm wieder gegenüber von Konráð Platz.
    »Sehr wissenschaftlich ist dieses Experiment nicht, das weiß ich, aber riechst du jetzt etwas?«
    »Ja«, sagte Konráð, »ich rieche etwas.«
    »Ist das der Petroleumgeruch, den du in Runólfurs Wohnung wahrgenommen hast?«
    Konráð holte zweimal tief Luft.
    »Ja, das ist genau der gleiche Geruch wie in Runólfurs Wohnung, als ich da reinkam«, sagte er. »Vielleicht etwas schwächer.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ja, genauso hat es gerochen. Was ist das für eine Jacke? Wem gehört sie?«
    »Meinem Mann«, sagte Elínborg. »Er

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