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Frieden auf Erden

Frieden auf Erden

Titel: Frieden auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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aber das war natürlich Blödsinn, zwischen Schutt und Ruinen bliebe nur der Sendling, während ich an Bord meines Raumschiffs wieder zu Bewußtsein käme. Vorerst gab es ohnehin nicht die geringsten Anzeichen, als könnte ich die Herrschaft über den Sendling verlieren. Mein Raumschiff stand offenbar genau über der Ortschaft, es wanderte auf seiner stationären Umlaufbahn ja immer so, daß es über mir im Zenit stand.
    Eine Entdeckung und eine Situation wie die meine waren zwar nicht vorauszusehen gewesen, aber die Position im Zenit ist für die Arbeit mit Sendlingen optimal, weil die Entfernung des steuernden Menschen am geringsten ist und damit sämtliche Reaktionen mit der geringsten Zeitverzögerung erfolgen. Der Mond hat keine Atmosphäre, und die Dichte jenes ionisierten Gases, vielleicht ein Effekt der Verdampfung von Mineralien nach der Explosion, war nicht allzu hoch. Ob sie auch die Verbindung der Zentrale mit den Mikropen störte, wußte ich nicht, und ich kümmerte mich jetzt auch nicht darum; ich wollte erst mal herauskriegen, was hier vorgefallen war, um dann Vermutungen anstellen zu können, weshalb und wozu. Rückwärts gehend, zerrte ich durch die Mauerlücke den größten Leichnam hinter mir her, den mit dem ganzen Kopf. Ich sage Leichnam, obwohl es keiner war, der Eindruck drängte sich eben gar zu stark auf.
    Auch draußen kam der Funkkontakt nicht wieder zustande, ich wollte jedoch zunächst den armen Kerl untersuchen, der zwar niemals Leben in sich gehabt hatte, aber durch sein Äußeres einen so scheußlichen wie jämmerlichen Eindruck hervorrief. Er war schlank und an die drei Meter groß, sein Kopf war stark oval, dreiäugig, ohne eine Spur von Nase und Mund. Der Hals war lang, die Hand greiffähig, allerdings konnte ich die Finger nicht zählen – das Material, aus dem das Ganze gemacht war, war am stärksten dort geschmolzen, wo die dünnsten Glieder saßen. Überhaupt war die gesamte Gestalt von einer pechartigen Schlacke überzogen. Da mußte eine ordentliche Hitze geherrscht haben, und plötzlich ging mir ein Licht auf: Dies konnte eine Ortschaft jener Art gewesen sein, wie man sie einst auch auf der Erde gebaut hatte, um die Wirkung von Kernexplosionen zu testen – in Nevada und anderswo, mit Häusern, Gärten, Geschäften. Nur die Menschen waren durch Tiere ersetzt worden, durch Schafe und Ziegen, aber auch Schweine, weil diese unbehaart sind wie wir und daher mit ähnlichen Verbrennungen auf einen thermischen Schlag reagieren. Konnte hier nicht etwas von dieser Art vorgefallen sein? Wäre mir die ursprüngliche Stärke der nuklearen Sprengladung bekannt gewesen, die diese Ortschaft in Schutt und Asche gelegt hatte, so hätte ich anhand der jetzigen Radioaktivität ermitteln können, wie lange die Explosion zurücklag. Aus der Zusammensetzung der Isotope könnten es die Physiker vielleicht auch jetzt noch, ich füllte schon für alle Fälle eine Handvoll feines Geröll in die Knietasche meines Raumanzugs, als mir wieder einfiel, daß ich damit ja nicht an Bord zurückkehren konnte. Ich war stocksauer, aber das Datum der Explosion mußte wenigstens ungefähr ermittelt werden.
    Ich beschloß, mich aus der verseuchten Zone zurückzuziehen, den Funkkontakt mit der Zentrale wiederherzustellen, alles Notwendige zu melden und das Weitere den Physikern zu überlassen. Sollten sie sehen, wie sie die Proben untersuchen konnten, die ich gesammelt hatte. Ohne recht den Zweck zu wissen, packte ich mir den kläglichen Leichnam auf, er wog hier ja höchstens acht bis zehn Kilo, und trat meinen taktischen Rückzug an. Er war schwierig genug, denn die langen Beine des Burschen auf meinem Rücken schleiften über den Boden und blieben an den Steinen hängen. Ich mußte sehr langsam gehen, um nicht mit dem Kerl zusammen abzustürzen. Übermäßig fiel der Hang zwar nicht ab, und doch wußte ich nicht, ob es gescheiter war, über die zu Glasur geschmolzenen glatten Felsen hinabzusteigen oder über das Geröll zu gehen, das unter mir bei jedem Schritt ins Rutschen kam. Bei dieser ganzen Schinderei verpaßte ich die Richtung und gelangte nicht zu der Düne, über die ich hergekommen war, sondern fand mich eine Viertelmeile weiter westlich zwischen großen ovalen Felsen, ähnlich den Monolithen, die den Geologen auf der Erde als Zeugen von der Entwicklung des Urgesteins dienen. Ich legte meine Traglast ab und setzte mich daneben, um zu verschnaufen, ehe ich Vivitch rief.
    Ich hielt Ausschau nach den

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