Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friedenskommissare der Galaxis

Friedenskommissare der Galaxis

Titel: Friedenskommissare der Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
Vom Netzwerk:
der Wind über die öligen Pflastersteine blies, bewegte sich nichts, und es war stockdunkel – bis auf den schwachen Schein einer Fackel an der nächsten Straßenecke.
    Ungehindert ging Retief durch die engen Gassen, und nach fünf Minuten gelangte er zu einer Ecke, die einen halben Häuserblock entfernt war von einer grobgehauenen Tür unter einem schwingenden Schild, das eine purpurne, klumpige Form zierte, durchbohrt von einem Holzstab. Gelbes Licht schien aus einem kleinen Fenster. Als Retief seinen Posten unter den weitausladenden Ästen eines Musikbaums einnahm, bewegte ein Lüftchen die Blätter und rief eine Welle von kristallenen Lauten hervor, die sich mit dem klagenden Flöten des Nachtwindes mischten.
    Ein kleines, wildes Geschöpf, das einem körperlosen blauen Auge mit winzigen Vogelfüßchen glich, hüpfte über ihm einen Zweig entlang und starrte den Terraner mit einer Eindringlichkeit an, die durch die Abwesenheit eines Augenlids noch erhöht wurde. Ein zweites unabhängiges Auge erschien und spähte durch die glasigen, nadelförmigen Blätter zu Retief herab. Ganz in der Nähe, auf einem Frumble-Busch hockte eine andere Abart der einheimischen Fauna, ein acht Zentimeter großes, längliches Gebilde, das bemerkenswerte Ähnlichkeit mit einem übergroßen Ohr aufwies, das sich hin und her drehte, wie um sich auf ein schwaches Geräusch in der Ferne einzustimmen.
    »Ihr Jungs solltet euch mit einer Nase zusammentun und eine Körperschaft bilden«, murmelte Retief. »Dann könnt ihr Schreckgespenst spielen.«
    Beide Augen verschwanden außer Sicht. Das Ohr zuckte zusammen und begann hastig den Stengel des Strauches herabzukrabbeln. Leise Schritte waren von der Gasseneinmündung her zu hören. Retief trat zurück gegen den Stamm des alten Baumes und wartete, den Nadelstrahler in der Hand. Eine kleine, anderthalb Meter große Gestalt, in eine knöchellange Djellaba gehüllt, kam in Sicht.
    »Ignarp«, rief Retief leise. Die Gestalt zuckte zusammen und stieß einen spitzen Schrei aus.
    »Galoppierende Buchfüßler!« zischte er. »Du hast mich fast aus meiner Haut herausgeschreckt!« Er kam einen Schritt näher und starrte Retief aus drei großen, wäßrigen Augen an, nicht unähnlich jenen, die sich in dem Laub über ihnen verbargen.
    »Bist du nicht der Terry, dem ich heute nachmittag einen großen Gefallen erwies?« erkundigte er sich. »Offengestanden, ihr Ausländer seht für mich alle gleich aus.«
    »Einen Vorwurf, den ich nicht erwidern kann, Ignarp«, entgegnete Retief. »Hattest du heute nachmittag nicht vier Augen und eine rote Haut?«
    »Ja. Ich war inzwischen zu Hause, um zu duschen und mich umzuziehen.« Ignarp stieß einen rasselnden Seufzer aus. »Ich wußte nicht, daß es ein so rauher Abend werden würde. Was tust du draußen auf den Straßen? Der Kampfschrei der Meute ist: ›Faßt den Terry‹.«
    »Tatsächlich scheint die Gewalttätigkeit sich zu steigern, seit die Friedensgespräche begonnen haben. Hast du eine Ahnung, warum?«
    »Wir haben einige Ahnungen – aber vielleicht ist jetzt nicht der richtige Augenblick, sie zu äußern.«
    »Wer ist ›wir‹?«
    »Nun, das kann ich dir ruhig sagen – ich bin ein Mitglied einer Untergrundorganisation, die sich Güterverteilungs-Aktionsgruppe nennt. Aber warum fragst du mich aus? Ich bin nur ein ganz gewöhnlicher Bürger, der sich schlecht und recht durchschlägt …«
    »Mach mir nichts vor, Ignarp. Seit diesem Nachmittag hat sich einiges geändert. Sie haben Magnan entführt.«
    »Also so etwas, diese lausigen, hinterhältigen …«
    »Nimm es nicht so schwer, du kannst dir immer noch ein hübsches Honorar verdienen. Du brauchst mir nur zu erzählen, wer dich engagiert hat und warum.«
    »Nun, das Angebot klingt nicht übel. Aber verschwinden wir lieber hier. Ich habe das Gefühl, unfreundliche Augen sind auf uns gerichtet.«
    »Nach dir, Ignarp.«
    »Komm mit«, bedeutete ihm der Lumbaganer. »Das Stake and Kidney ist eine diskrete Kneipe, wenn auch nicht allzu sauber. Die Stammgäste werden alle bei dem Krawall sein, also haben wir dort ein gewisses Maß an Ruhe.«
    Ignarp führte Retief an den dunklen Läden vorbei zu der schweren Tür und klopfte ein kompliziertes Klopfzeichen. Er trat unruhig von einem seiner sechs großen Füße auf den anderen und blickte besorgt die Straße entlang, bis die Tür knarrte und nach innen aufschwang. Ein zu kleiner Schädel, geschmückt mit einer merkwürdigen Ansammlung von Sinnesorganen,

Weitere Kostenlose Bücher