Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Titel: Friedhof der Kuscheltiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Daddy?«
    Die Schlange war in Bewegung geraten. Die Leute wanderten den Flugsteig zur 727 hinunter. Rachel zog an Ellies Hand, und einen Augenblick lang widerstrebte sie, hielt die Schlange auf, die Augen auf ihren Vater gerichtet -- und Louis dachte daran, wie ungeduldig sie beim vorigen Mal gewesen war, wie sie »Komm schon, komm schon« gerufen hatte.
    »Daddy?«
    »Geh jetzt, Ellie. Bitte.«
    Rachel sah Ellie an und bemerkte diesen dunklen, verträumten Blick zum ersten Mal. »Ellie?« sagte sie -- überrascht und, wie Louis fand, ein wenig bestürzt. »Du hältst die Leute auf, Baby.«
    Ellies Lippen zitterten und wurden weiß. Dann ließ sie sich weiterziehen. Sie blickte zurück, und er sah nacktes Entsetzen in ihrem Gesicht. Er winkte ihr mit falscher Fröhlichkeit nach.
    Ellie winkte nicht zurück.

 44
    Als Louis das Flughafengebäude verließ, senkte sich ein kalter Mantel über sein Denken. Ihm wurde bewußt, daß es ihm ernst war mit seinem Vorhaben. Sein Verstand, der ausgereicht hatte, sein Medizinstudium zum größten Teil mit einem Stipendium und dem, was Rachel als Verkäuferin verdiente, durchzustehen, hatte das Problem aufgegriffen und in seine Bestandteile zerlegt, als wäre es nichts als ein Examen -- das schwerste, dem er sich je unterzogen hatte. Und er hatte vor, es mit Auszeichnung zu bestehen.
    Er fuhr nach Brewer, einer kleinen Stadt, die Bangor am anderen Ufer des Penobscot River gegenüberliegt. Er fand einen Parkplatz gegenüber von Watsons Haushaltswaren.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte der Verkäufer.
    »Ja«, sagte Louis. »Ich brauche eine starke Taschenlampe; und etwas, womit man sie abdecken kann.«
    Der Verkäufer war ein kleiner, schmächtiger Mann mit hoher Stirn und durchdringenden Augen. Er lächelte, aber sein Lächeln war nicht sonderlich angenehm »Ein bißchen blenden, Freund?«
    »Wie bitte?«
    »Ob Sie heute nacht Blendjagd auf ein paar Hirsche machen wollen?«
    »Aber nein«, sagte Louis, ohne das Lächeln zu erwidern. »Dafür habe ich keinen Jagdschein.«
    Der Verkäufer blinzelte und entschloß sich dann zum Lachen. »Mit anderen Worten, ich soll mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern, ja? Also -- für diese großen Taschenlampen gibt es keine Abdeckung, aber Sie können ein Stück Filz nehmen und ein Loch hineinschneiden. Dann haben Sie nur einen ganz dünnen Lichtstrahl.«
    »Klingt gut«, sagte Louis. »Danke.«
    »Gern geschehen. Sonst noch etwas?«
    »Ja«, sagte Louis. »Ich brauche eine Hacke, eine Schaufel und einen Spaten. Die Schaufel mit kurzem, den Spaten mit langem Stiel. Ein kräftiges Seil, zweieinhalb Meter lang. Ein Paar Arbeitshandschuhe. Eine Segeltuchplane, ungefähr zweieinhalb mal zweieinhalb Meter.«
    »Haben wir alles«, sagte der Verkäufer.
    »Ich muß eine Klärgrube versetzen«, sagte Louis. »Scheint, als hätte ich mir den falschen Platz dafür ausgesucht und damit gegen die Vorschriften verstoßen, und ich habe ein paar sehr neugierige Nachbarn. Ich weiß nicht, ob es viel Sinn hat, das Licht abzuschirmen, aber ich will es wenigstens versuchen. Ich könnte eine hübsche Geldstrafe aufgebrummt bekommen.«
    »Ach so«, sagte der Verkäufer, »aber dann sollten Sie noch eine Wäscheklammer für Ihre Nase dazukaufen.«
    Louis lachte pflichtgemäß. Die Rechnung belief sich auf 58,60 Dollar. Er bezahlte bar.
     
     
    Als die Benzinpreise stiegen, hatten sie den großen Kombi immer seltener benutzt. Seit einiger Zeit war eine Radaufhängung defekt, aber Louis hatte die Reparatur hinausgeschoben -- teils, weil er die Ausgabe von zweihundert Dollar scheute, die sie ihn voraussichtlich kosten würde, vor allem aber, weil es ihm lästig war. Jetzt hätte er das große, alte Monstrum brauchen können, aber er getraute sich nicht, das Risiko einzugehen. Der Honda war ein Dreitürer mit Heckklappe, und der Gedanke, Hacke, Schaufel und Spaten hineinzulegen und nach Ludlow zu fahren, behagte Louis gar nicht. Jud Crandall hatte scharfe Augen, und sein Verstand ließ auch nichts zu wünschen übrig. Er würde sofort wissen, was Louis im Sinn hatte.
    Dann fiel ihm ein, daß es überhaupt keinen zwingenden Grund gab, nach Ludlow zurückzukehren. Er fuhr über die Chamberlain-Brücke nach Bangor und nahm sich ein Zimmer in Howard Johnson's Motor Lodge an der Odlin Road -- wieder in der Nähe des Flughafens, wieder in der Nähe des Pleasantview-Friedhofs, auf dem sein Sohn begraben lag. Er gab den Namen Dee Dee Ramone an und bezahlte sein

Weitere Kostenlose Bücher