Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Titel: Friedhof der Kuscheltiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Ellies Schulter berührte, fuhr sie zusammen; ihre Augen waren groß und glasig, und ihr Körper zitterte stetig und pausenlos. Der Alptraum im Flugzeug war schon schlimm genug gewesen, aber dies... Rachel wußte sich einfach keinen Rat.
    Auf dem Weg ins Abfertigungsgebäude stolperte Ellie über ihre eigenen Füße und fiel. Sie stand nicht wieder auf, sie blieb auf dem Teppich liegen, während Leute an ihr vorbeieilten (oder ihr die schwach anteilnehmenden und dennoch teilnahmslosen Blicke von Transitpassagieren zuwarfen, die ein anderes Flugzeug erreichen mußten), bis Rachel sie aufhob und auf den Arm nahm.
    »Ellie, was ist mit dir?« fragte Rachel.
    Aber Ellie gab keine Antwort. Sie gingen durch die Halle zur Gepäckausgabe, und Rachel sah, daß ihre Mutter und ihr Vater dort auf sie warteten. Sie winkte mit ihrer freien Hand, und sie kamen heran.
    »Man sagte uns, wir sollten hier auf euch warten«, sagte Dory, »und deshalb dachten wir -- Rachel? Wie geht es Eileen?«
    »Nicht gut.«
    »Gibt es hier eine Toilette, Mommy? Mir ist schlecht.«
    »Oh Gott«, sagte Rachel verzweifelt und nahm sie bei der Hand. An der gegenüberliegenden Seite der Halle war eine Damentoilette. Sie führte Ellie schnell darauf zu.
    »Soll ich mitkommen, Rachel?« rief Dory ihnen nach.
    »Nein, holt das Gepäck. Ihr wißt ja, wie es aussieht. Wir kommen schon zurecht.«
    Glücklicherweise war die Toilette leer. Rachel führte Ellie zu einer Kabine, suchte in ihrer Tasche nach einem Zehncentstück und bemerkte dann, daß -- Gott sei Dank -- an dreien die Schlösser zerbrochen waren. Über eines der zerbrochenen Schlösser hatte jemand mit Fettstift geschrieben: SIR JOHN CRAPPER WAR EIN SEXISTISCHES SCHWElN.
    Rachel riß die Tür auf. Ellie stöhnte jetzt und hielt sich den Magen. Sie würgte zweimal, aber es kam nichts; es war ein trockener Brechreiz, ausgelöst durch völlige seelische Erschöpfung.
    Als Ellie sagte, ihr wäre etwas besser, führte Rachel sie zu den Waschbecken und wusch ihr das Gesicht. Sie war jämmerlich blaß, und unter ihren Augen lagen tiefe Ringe.
    »Was ist los, Ellie? Kannst du mir nicht sagen, was nicht stimmt?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Aber ich weiß, daß irgendetwas nicht stimmt, seit Daddy sagte, daß wir wegfliegen. Weil mit ihm etwas nicht stimmt.«
    Louis, was verheimlichst du? Du verheimlichst etwas; ich habe es gespürt; sogar Ellie hat es gespürt.
    Plötzlich wurde ihr bewußt, daß sie selbst schon den ganzen Tag nervös gewesen war, als wartete sie darauf, von einem Schlag getroffen zu werden. Sie fühlte sich wie an den zwei oder drei Tagen vor ihrer Regel, angespannt und reizbar, als könnte sie jeden Augenblick lachen oder weinen oder Kopfschmerzen bekommen, die auf sie zuschossen wie ein Expreßzug und drei Stunden später wieder verflogen waren.
    »Und was?« sagte sie jetzt zu Ellies Spiegelbild. »Liebling, was sollte mit Daddy nicht stimmen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Ellie. »Es war der Traum. Irgendetwas mit Gage. Vielleicht war es auch Church. Ich erinnere mich nicht. Ich weiß es nicht.«
    »Was hast du geträumt, Ellie?«
    »Ich habe geträumt, ich wäre auf dem Tierfriedhof«, sagte Ellie. »Paxcow hatte mich zum Tierfriedhof gebracht und gesagt, Daddy würde dorthin gehen, und dann würde etwas Schreckliches passieren.«
    »Paxcow?« Ein Pfeil des Entsetzens, scharf, aber noch nicht spürbar, traf sie. Was war das für ein Name, warum kam er ihr bekannt vor? Ihr war, als hätte sie ihn -- oder einen ähnlichen -- schon einmal gehört, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, in welchem Zusammenhang. »Du hast geträumt, daß dich jemand, der Paxcow hieß, zum Tierfriedhof brachte?«
    »Ja, er hat gesagt, so hieße er. Und...« Ihre Augen weiteten sich plötzlich.
    »Ist dir noch etwas eingefallen?«
    »Er hat gesagt, er wäre geschickt worden, um zu warnen, aber er könnte nicht eingreifen. Er sagte, er wäre -- ich weiß nicht --, er stünde Daddy nahe, weil sie zusammen waren, als seine Seele ent-ent... ich weiß es nicht mehr!« meinte sie.
    »Liebling«, sagte Rachel, »ich glaube, du hast nur vom Tierfriedhof geträumt, weil du immer noch an Gage denkst. Und mit Daddy ist sicher alles in Ordnung. Geht es dir jetzt besser?«
    »Nein«, flüsterte Ellie. »Mommy, ich hab solche Angst. Hast du keine Angst?«
    »Nein«, erklärte Rachel, lächelnd und mit leichtem Kopfschütteln -- aber sie hatte Angst; und dieser Name, Paxcow, verfolgte sie, weil

Weitere Kostenlose Bücher