Friedhof der Kuscheltiere
anderen.)
Er dachte tatsächlich, er käme davon -- zumindest an diesem Morgen -- und wollte Ellie gerade sagen, sie solle ihre Mutter noch einmal heranlassen, damit er sich von ihr verabschieden könnte, als Ellie fragte: »Wie geht es Church, Daddy? Vermißt er mich?«
Das Lächeln verschwand von Louis' Mund, aber er antwortete sofort und genau unrichtigen Ton ungezwungener Beiläufigkeit: »Gut, denke ich. Gestern abend habe ich ihm den Rest Schmorbraten gegeben und ihn dann vor die Tür gesetzt. Heute morgen habe ich ihn noch nicht gesehen, aber ich bin eben erst aufgewacht.«
Bei Gott, er hätte einen großartigen Mörder abgegeben -- kalt wie eine Hundeschnauze. Dr. Creed, wann haben Sie den Toten zuletzt gesehen? Er kam zum Abendessen und verleibte sich eine Portion Schmorbraten ein. Seither habe ich ihn nicht wieder gesehen.
»Gib ihm einen Kuß von mir.«
»Igitt, küß deinen Kater gefälligst selbst«, sagte Louis, und Ellie kicherte.
»Willst du Mommy noch einmal sprechen, Daddy?«
»Sicher doch. Laß sie ran.«
Dann war es überstanden. Er unterhielt sich noch ein paar Minuten mit Rachel. Das Thema Church kam nicht wieder zur Sprache. Er und seine Frau erklärten sich gegenseitig, daß sie sich liebten, und dann legte Louis auf.
»Das war es«, sagte er zu dem leeren, sonnigen Zimmer, und das Schlimmste daran war vielleicht, daß er sich nicht schlecht vorkam und keine Spur von Schuldbewußtsein empfand.
24
Gegen halb zehn rief Steve Masterton an und fragte, ob Louis Lust hätte, zur Universität zu kommen und ein bißchen Hallentennis zu spielen -- der Campus wäre leer, erklärte er vergnügt, und sie könnten den ganzen Tag spielen, wenn sie wollten.
Louis konnte das Vergnügen verstehen -- während der Vorlesungszeit war die Warteliste für die Halle manchmal zwei Tage lang --, aber er lehnte trotzdem ab und erklärte Steve, er müßte an seinem Artikel für das Magazine of College Medicine weiterarbeiten.
»Wirklich?« fragte Steve. »Vom vielen Arbeiten wird man nur trübsinnig, Louis.«
»Rufen Sie später noch einmal an«, sagte Louis. »Vielleicht habe ich dann Lust.«
Steve sagte, das würde er tun. Diesmal hatte Louis nur zur Hälfte gelogen; er hatte tatsächlich vor, an seinem Artikel zu arbeiten, in dem es um die Behandlung von Infektionskrankheiten wie Windpocken und Virus-Angina in Krankenstationen ging, aber der Hauptgrund dafür, daß er Steves Vorschlag abgelehnt hatte, war der, daß ihm alle Knochen und Muskeln wehtaten. Er hatte es gespürt, als er nach dem Gespräch mit Rachel ins Badezimmer ging, um sich die Zähne zu putzen. Seine Rückenmuskeln ächzten und knirschten, die Schultern waren verkrampft vom Tragen des Katers in diesem verdammten Müllsack, und die Kniesehnen fühlten sich an wie drei Oktaven zu hoch gestimmte Gitarrensaiten. Großer Gott, dachte er, und du Idiot hast dir eingebildet, halbwegs in Form zu sein. Er hätte einen hübschen Anblick geboten, wenn er mit Steve Hallentennis gespielt und sich dabei bewegt hätte wie ein arthritischer Greis.
Doch was hieß hier »Greis«? Schließlich hatte er diese Wanderung in die Wälder am vorigen Abend nicht allein unternommen, sondern in Begleitung eines Mannes, der auf die Fünfundachtzig zuging. Er fragte sich, ob Jud auch so einen Muskelkater hatte wie er an diesem Morgen.
Er verbrachte anderthalb Stunden über seinem Artikel, kam aber nicht recht voran. Die Leere und die Stille begannen ihn nervös zu machen; schließlich legte er das gelbe Konzeptpapier und die Kopien, die er sich von der Johns Hopkins-Universität hatte schicken lassen, auf das Bord über seiner Schreibmaschine, zog seinen Parka an und überquerte die Straße.
Jud und Norma waren nicht da, aber an der Verandatür steckte ein Briefumschlag, der seinen Namen trug. Er holte ihn herunter und riß ihn mit dem Daumen auf.
Louis,
die Missus und ich sind nach Bucksport gefahren, um Einkäufe zu machen und uns im Emporium Galorium eine Eichenkommode anzusehen, auf die sie, wie es scheint, schon vor hundert Jahren ein Auge geworfen hat. Wahrscheinlich essen wir bei McLeods und sind am Spätnachmittag zurück. Kommen Sie am Abend auf ein Bier herüber, wenn Sie Lust haben.
Ihre Familie ist Ihre Familie, und ich will Ihnen da nicht hineinreden -- aber wenn Ellie meine Tochter wäre, hätte ich es nicht so eilig, ihr zu erzählen, daß ihr Kater überfahren wurde. Lassen Sie sie ihre Ferien genießen.
Nebenbei, Louis -- ich würde an
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