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Friedhof New York

Friedhof New York

Titel: Friedhof New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Klimaanlage.
    Ich holte tief Luft. Ein kalter Schauer rann über meinen Rücken hinweg.
    Vergeblich bemühte ich mich, herauszufinden, wo diese Laute entstanden sein konnten.
    Sie waren einfach da, sie kamen aus keiner bestimmten Richtung, und sie waren überall.
    Hinter den Augen spürte ich einen gewissen Druck. Noch war das Geräusch zu leise, um es identifizieren zu können, aber das blieb nicht so. Es nahm an Lautstärke zu, und ich stellte fest, daß es mich praktisch eingekreist hatte, denn es drang aus allen vier Richtungen auf mich zu.
    Es gibt derartig viele Geräuschvariationen auf der Welt, daß man sie kaum erfassen kann. Auch ich hatte Mühe herauszufinden, was dieses Geräusch darstellen sollte.
    Ich blieb dabei zwar im Sessel sitzen, schaute trotzdem der Zimmerdecke entgegen und drehte den Kopf. Über mir tat sich nichts.
    Dort blieb alles normal.
    Bis auf das Geräusch.
    Kein Kratzen, kein Schaben, weder ein Winseln noch ein Raunen oder Flüstern.
    Aber es war zu identifizieren, weil es einfach so normal war und ich es in dieser Form auch schon gehört hatte, wenn auch nicht so konzentriert und laut, doch es gehörte zum Alltag der Menschen.
    Das Geräusch war ein Atmen!
    Ich entspannte mich für einen Moment, als ich dies herausgefunden hatte, wurde dann wieder starr, denn dieses Atmen stammte nicht von einer Person, sondern von mehreren, die unterschiedlich Luft holten und auch zwischendurch immer gewisse Spannen verstreichen ließen.
    Wer so regelmäßig atmete, der befand sich in einem bestimmten Zustand, er schlief.
    Da war mir alles klargeworden. Was ich um mich herum hörte, waren die Atemzüge schlafender Menschen. Und zwar von Menschen, die sicherlich nicht in meiner unmittelbaren Nähe lagen, sondern andere Plätze, weit entfernte eingenommen hatten. Sie mußten irgendwo in New York liegen, und sie standen sicherlich unter dem Kommando einer einzigen Person, Jericho nämlich.
    Also zählten die schlafenden, für mich unsichtbaren Menschen zu seinen Dienern oder Opfern. Jericho hatte hier in New York das gleiche geschafft wie damals in der Wüste.
    Er hatte sie wieder um sich geschart, und in mir kochte allmählich die Wut hoch.
    Er hatte es geschafft, er hatte die kleine Armee wieder zusammen und zeigte mir seine Macht.
    Ob sich auch Abe Douglas unter ihnen befand?
    Meine Gedanken drängte ich zurück und konzentrierte mich einzig und allein auf die Geräusche. Da sie aus dem Unsichtbaren in dieses Zimmer hineindrangen, mußten sie durch einen Tunnel zu mir hergeleitet werden, sonst hätte ich sie nicht so überdeutlich vernehmen können.
    Immer wieder dieses lange Luftholen, dem das tiefe Ausatmen folgte.
    Manchmal von leisen, röchelnden, keuchenden und kratzigen Lauten unterbrochen oder von einem schweren Stöhnen, denn diese Menschen schliefen nicht nur, sie träumten auch.
    Das wiederum brachte mich auf die Idee, daß ihnen Jericho die Träume geschickt hatte und er es zudem schaffte, in sie hineinzugleiten. Er würde sie schon so manipulieren, wie er es für richtig hielt. Zudem rechnete ich damit, daß diese Geräuschkulisse erst einmal der Anfang war. Jericho war in der Lage, Alpträume sichtbar zu machen und die Menschen mit in sie hineinzuziehen, die nicht unmittelbar zum Kreis der Schlafenden gehörten.
    Auch das kannte ich aus der Stadt in der Wüste.
    Ich hätte einiges darum gegeben, Barry F. Bracht an meiner Seite zu haben. Er war der Mann mit der Doppelexistenz. Auf der einen Seite ein völlig normaler Mensch, der dem Beruf als Verlagslektor nachging, auf der anderen Seite wurde er unter bestimmten Voraussetzungen zu Zebuion, dem Schattenkrieger. Das aber nur in der Nacht und wenn er andere Menschen in Gefahr wußte.
    Leider konnte ich ihn nicht herbeizaubern, und so mußte ich mich weiterhin nur auf mich verlassen.
    Das schwere Atmen blieb. Es veränderte seinen Rhythmus nicht. Es hüllte mich ein wie ein zweiter akustischer Raum – und, was ich leider auch zugeben mußte, es zerrte an meinen Nerven.
    Ich konnte mich an die Geräusche einfach nicht gewöhnen und glaubte auch, daß sie so etwas wie ein Vorspiel waren. Vielleicht wollte man mich auch nur einlullen und mich so auf irgendeine Art und Weise wehrlos machen, aber noch hielt ich mich.
    Die Geräusche glichen denen einer Maschine, die unter einer schweren Belastung stand. Sie hatte schwer zu ackern und zu arbeiten, aber sie schaffte es, und sie brachte mich in einen gewissen Zustand, der mir überhaupt nicht

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