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Friesengold (German Edition)

Friesengold (German Edition)

Titel: Friesengold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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wartete auf ein weiteres Zeichen. Annalinde rauschte in ihrem fast bodenlangen Mantel an ihm vorbei, hob den rechten Arm und wies, ohne sich ihm zuzuwenden, mit dem Zeigefinger auf die Wohnzimmertür. Wortlos ging sie die Treppe hinauf. Greven sah ihr kurz nach und klopfte an.
    Zu warten brauchte er diesmal nicht, denn Sophie von Reeten öffnete postwendend, als habe sie bereits auf ihn gewartet. Sie wirkte entspannt und bester Laune. Von dem Disput mit ihrer Tochter war nichts zu spüren.
    »Hallo, Herr Kommissar. Treten Sie doch ein.«
    Die Familie schien eine Vorliebe für Schwarz zu haben, denn auch die Gräfin hatte wieder gänzlich auf Farben verzichtet. Das knielange Kleid betonte eine schmale Taille und gewährte einen eindrucksvollen Blick auf ihr Dekolleté, ihr langes Haar trug sie offen, ihre Wangenknochen hatten ein blasses Rot gewählt. Monas Warnung vor der Zauberin Circe kam ihm in den Sinn, auch wenn er sich nicht als Odysseus fühlte. Nicht mit dem Bauch, den er wieder einmal kurzfristig nach innen verlagerte. Außerdem fehlte ihm die Gefolgschaft, die sie hätte in Schweine verwandeln können.
    »Ist Ihnen etwa der Warhol eingefallen, oder was führt Sie hierher? Doch wohl nicht schon wieder Ihre Ermittlungsarbeit? Als Kunstliebhaber sind Sie mir lieber.«
    Der herausfordernde Blick der Circe verzögerte seine Antwort nur kurz.
    »Leider geht es noch einmal um den Mordfall, Frau von Reeten. In der Wohnung von Hartmut Wichmann sind wir auf den Namen Thalke gestoßen. Vielleicht können Sie mit diesem Namen etwas anfangen?«
    Konnte sie, denn der zauberhafte Blick wurde mit einem Mal profan. Die selbstbewusste Frau schien plötzlich verletzlich zu sein, wirkte merkwürdig betroffen.
    »Thalke«, antwortete sie mit ungewohnt leiser Stimme, »Thalke hieß meine Tante. Thalke von und zu Aldenhausen. Sie ist vor einem Jahr ganz plötzlich an Leukämie gestorben.«
    »Das tut mir leid. Könnte sie Wichmann gekannt haben?«
    Sophie von Reeten sah ihn nachdenklich, fast Hilfe suchend an. Die Wangen büßten ihre frische Farbe ein, während sie nach einer Antwort suchte.
    »Das könnte sie tatsächlich. Sie hatte nämlich alle paar Jahre einen neuen Partner. Nach zwei Scheidungen hat sie auf eine weitere Heirat verzichtet. Eine dritte hätte sie sich auch nicht leisten können. Wichmann könnte durchaus einer ihrer Männer gewesen sein.«
    »Aber genau wissen Sie das nicht?«
    »Nein. Ich hatte kaum Kontakt zu Thalke. Wir haben uns nur ab und zu auf Familienfesten auf Schloss Aldenhausen gesehen.«
    »Wer könnte es denn wissen?«
    »Eine gute Frage«, sagte die Gräfin, in deren Gesicht sich bereits die Sorge eingenistet hatte, denn nun schien plötzlich eine Verbindung zwischen ihr und dem Mörder möglich, der bei ihr eingebrochen war.
    »Vielleicht mein Onkel, Folef von und zu Aldenhausen. Oder meine Tante Talea. Ich weiß es nicht. Das heißt, warten Sie mal, an einen ihrer letzten Lover kann ich mich doch erinnern. Simon Grönmann.«
    »Doch nicht etwa Karig Simon?«
    »Wie bitte?«
    »Wissen Sie zufällig, wo dieser Simon Grönmann wohnt?«
    »Wenn ich mich nicht irre, in Greetsiel.«
    »Dann ist es Karig Simon.«
    »Sie kennen ihn?«, bemerkte die Gräfin erstaunt.
    »Jeder Greetsieler kennt ihn. Ein unsympathischer Zeitgenosse, der seinen Spitznamen zu Recht trägt. Ihm eilt nicht nur der Ruf voraus, ausgesprochen geizig zu sein, er gilt auch als echtes Schlitzohr, der jeden über den Tisch zieht. Wissen Sie noch etwas über die Beziehung?«
    Sophie von Reeten überlegte kurz. »Nur, dass diese Beziehung wohl länger gedauert hat, als bei ihr üblich. Meine Tante hat mal so etwas erwähnt, also meine Tante Talea. Mehr weiß ich wirklich nicht. Vermuten Sie wirklich einen Zusammenhang?«
    »Das lässt sich noch nicht sagen. Zunächst muss ich klären, ob es sich bei Thalke wirklich um Ihre verstorbene Tante handelt.«
    »Und wenn sie es ist?«, fragte die Gräfin mit nunmehr blasser Gesichtsfarbe.
    »Dann müssen Sie wirklich aufpassen und wir uns etwas einfallen lassen. Machen Sie sich keine Sorgen. Andererseits hätten wir dann endlich einen Anhaltspunkt.«
    Ihr Gesicht blieb unverändert. Seinen Worten hatte die Überzeugungskraft gefehlt. Er suchte nach Alternativen, fand aber keine.
    »War Ihre Tante wohlhabend?«
    »Früher schon. Aber die Scheidungen waren wohl sehr kostspielig. Außerdem hat sie Wert auf einen gewissen Luxus gelegt. Aber was letztendlich davon übrig geblieben ist, weiß ich

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