Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi
Hinweisschild für die Toiletten. Es dauerte einen Moment, ehe sich seine Augen an die wesentlich dunklere Umgebung gewöhnt hatten, dann aber sah er den dezenten Wegweiser. Kurz vor dem Treppenabgang hörte er plötzlich Stimmen.
»Es tut mir wirklich sehr leid.« Haie stoppte. Das war doch Dirk, oder? Er war sich ziemlich sicher. Vorsichtig lugte er um die Ecke und sah Thamsen mit Manuela Groß an einem kleinen Tisch sitzen. Die Inhaberin knetete ein Taschentuch in der Hand, während der Kommissar sie bedauernd anblickte.
»Hallo Dirk«, platzte Haie in den Raum und nicht nur Thamsen, sondern auch Manuela Groß zuckte zusammen. Anschließend sprang sie sofort auf.
»Ach, euer Essen!«
Thamsen sah die Frau leicht irritiert an. »Aber das muss doch nun nicht sein. Setzen Sie sich doch.«
»Is was passiert?« Haie kam die Situation merkwürdig vor.
Thamsen hob den Blick. »Erika Matzen ist tot.«
»Was?«, entfuhr es Haie. Seine Gedanken wirbelten durcheinander. »Aber wie denn, wer denn, wann?« Mit großen Augen starrte er Thamsen an.
»Nun ja«, druckste Dirk herum und blickte dabei flüchtig auf Manuela Groß. Haie verstand.
»Wir sitzen auf der Terrasse«, entgegnete er rasch, drehte sich um und eilte zurück zu seinem Tisch. Tom hatte zwischenzeitlich Niklas auf einen der Stühle gesetzt. Der Kleine hatte Hunger und klopfte fordernd mit einem Löffel gegen die weiße Blumenvase mit den Kornblumen, die in der Mitte des Tisches platziert war.
»Und, wann kommt das Essen?«, fragte Tom, mittlerweile leicht genervt von Niklas’ Radau.
»Stell dir mal vor. Erika ist tot!«, platzte es aus Haie heraus.
»Erika?«
»Ja«, nickte Haie aufgebracht. »Dirk kommt gleich.«
»Dirk?« Tom wusste nicht, dass Haie den befreundeten Kommissar bei seinem Gang zum Klo getroffen hatte. Ehe er weiter nachfragen konnte, erschien Thamsen auf der Terrasse. Als er Tom mit Niklas dort erblickte, schluckte er. Es war ihm unangenehm, mit ihm über den Tod einer Frau zu sprechen.
»Was ist denn nun mit Erika?«, rief Haie, der auf Dirks Bericht gespannt war. Thamsen zuckte mit den Schultern, als er sich zu ihnen an den Tisch setzte. »Ich war heute Morgen bei Harry Leibnitz und wollte anschließend bei Erika Matzen vorbeischauen. Da habe ich sie tot im Haus gefunden.«
»Auch ermordet?« Haie war ganz mulmig zumute, als er überlegte, wer das Rentnerpaar umgebracht haben könnte. Harry Leibnitz war sicher nicht traurig über den Tod Erika Matzens und Manuela Groß hatte nun das gesamte Erbe für sich. Er schluckte.
»Das wissen wir nicht genau.«
Haie runzelte die Stirn. »Selbstmord?«
»Eher nicht«, entgegnete Thamsen mit einem vorsichtigen Seitenblick auf Tom. Der saß aufrecht auf seinem Stuhl und schwieg. »Dr. Becker vermutet dieselbe Todesursache wie bei Heinrich Matzen, allerdings müssen wir erst die Obduktion und einige Tests abwarten.« Haie nickte. Dennoch sprach für ihn alles für Mord.
»Und was ist bei Leibnitz rausgekommen?«, mischte sich nun Tom endlich ein. Thamsen berichtete von seinem Besuch bei dem Bauunternehmer. »Wäre gut, wenn du die Augen und Ohren ein wenig offen halten könntest«, bat er Tom. »Vielleicht kriegst du heraus, warum der lügt.«
14. Kapitel
Peer ließ sich stöhnend auf seinen Schreibtischstuhl fallen und lehnte sich zurück. Bisher hatten sie nicht eine poplige Spur, nur Bruchstücke, mit denen sie wenig anfangen konnten. Nichts passte zusammen – jedenfalls nicht hier in Hamburg. In Nordfriesland hingegen gab es wesentlich mehr Leute, die ein Motiv gehabt hatten, den Rentner umzubringen. Und seine Frau. Peer Nielsen hatte die Nachricht auf der Rückfahrt ins Präsidium abgehört und hätte vor Schreck beinahe einen Fahrradfahrer umgenietet, weil er eine rote Ampel übersehen hatte. Das gab es doch wirklich nicht. Nun hatte jemand die Witwe ermordet. Wenngleich er nichts Genaues wusste, ging Peer davon aus, dass es sich um ein und denselben Täter handelte, der aus ein und demselben Motiv gemordet hatte. Er hatte versucht, Dirk Thamsen anzurufen, um weitere Details zu erfahren, aber bisher hatte er den Niebüller Kollegen nicht erreicht. Er schloss die Augen. Bilder von dem Toten, der Hundefrau und Paul Schlüter wirbelten vor seinem inneren Auge durcheinander. Er stand auf und trat an das Whiteboard an der Wand rechts neben seinem Schreibtisch. Mit einem schwarzen Stift begann er, Heinrich Matzen, Harry Leibnitz, Manuela Groß, Erika Matzen, Paul Schlüter auf die
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